Liebe Kunst,
mit Dir ist das ja so eine Sache. Es gibt Dich in Museen, in Galerien, in privaten aber auch in öffentlichen Räumen. Und gerade wenn Du dort auftauchst, lässt sich trefflich über Dich streiten, führst Du zu oft zu unendlichen Diskussionen gemäß dem Motto: „Ist das Kunst oder kann das weg?“
Die älteren unter uns werden sich noch an das Heidenheim Bildhauer-symposion erinnern, bei dem über Jahre hinweg Kunst im öffentlichen Raum dargestellt wurde. Unvergessen bleibt uns dabei der „Drop“aus dem Jahr 2010. Ein riesiger, unförmiger, rosafarbener Klumpen aus Kunststoff, der einen Kaugummi darstellen sollte. Die Künstlerin Vanessa Henn wollte mir ihrer Arbeit die Wegwerfgesellschaft charakterisieren.
Ganz bewusst war das Werk, das an der Kreuzung Marienstraße/olgastraße stand, dafür vorgesehen, von den Menschen umgestaltet, bemalt und mit Kaugummis beklebt zu werden.
Längst ist der umstrittene „Drop“aus dem Heidenheimer Straßenbild verschwunden, anders als ein weiteres Kunstwerk, das in Bahnhofsnähe ein höchst unbeachtetes Schattendasein fristet. Wobei es sich hierbei um ein Werk der sogenannten Functional Art handelt. Einst vom Buxtehudener Künstler T. Zelle als Gebrauchsgegenstand entworfen, hat der Münz- und Kartenfernsprecher längst ausgedient, ist seiner Funktion schon seit Jahren beraubt und wurde sich selbst überlassen.
Doch wie beim „Drop“lassen es sich Menschen eines Alters, die sich der früheren Funktion des Werkes nicht mehr bewusst sein dürften, nicht nehmen, es nach freien Stücken weiterzuentwickeln und zu gestalten. Kunst im Wandel sozusagen.
Aber Du liest das ja eh nicht.