Heidenheimer Zeitung

Handel streitet mit Banken

Viele Menschen heben Bargeld an der Kasse im Supermarkt ab. Für die Handelsket­ten wird das immer teurer.

- Von Sabine Rößing

Der Einzelhand­el drängt im Streit um Gebühren für Bargeldaus­zahlungen an der Supermarkt­kasse auf Zugeständn­isse von Banken und Sparkassen. „Wir werden weiter das Gespräch suchen“, sagt Ulrich Binnebößel, Abteilungs­leiter für Zahlungsve­rkehrsthem­en beim Branchenve­rband HDE.

Der Branchenve­rband fordert in der Auseinande­rsetzung von den Banken, auf Gebühren zu verzichten, die Händler dafür bezahlen müssen, wenn sie ihren Kunden Barabhebun­gen beim Einkauf ermögliche­n. Dass der Handel den Banken einen Teil ihrer Aufgaben im Bereich der Bargeldver­sorgung abnehme, dürfe die Händler nicht auch noch Geld kosten, argumentie­rt dabei der Handel.

Gerade auf dem Land, wo es teurer wird, ein dichtes Filialnetz aufrecht zu erhalten, verließen sich die Kreditinst­itute zunehmend auf den Service des Handels, kritisiert Binnebößel. Zudem müssten Bankautoma­ten immer aufwendige­r vor Sprengunge­n geschützt werden. „Nach unserer Beobachtun­g werden zerstörte Bankautoma­ten immer häufiger nicht mehr ersetzt. In diesen Orten werden die Einzelhänd­ler dann regelrecht überrannt“.

Auch die Verbrauche­rzentralen bemängeln, dass der Zugang zum Bargeld für viele Menschennd Nach Angaben des EHI fallen schwierige­r geworden ist. Dabei für die Händler pro Girocardtr­ansaktion ist den Deutschen mehrheitli­ch zwischen 0,1 und 0,2 die Möglichkei­t, bar zu bezahlen, Prozent des ausgezahlt­en Betrages wichtig. als Gebühr an. Die Kosten

Der Handel solle in die Rolle würden auf die Endpreise umgelegt schlüpfen, die Bargeldver­sorgung und damit an die Kunden sicherzust­ellen, kritisiert Binnebößel. weitergege­ben, betont der HDE. Das sei aber Aufgabe der Banken und Sparkassen. Es sei weder möglich noch wünschensw­ert, dass der Einzelhand­el die Funktion von mehr als 51 000 Geldautoma­ten in ganz Deutschlan­d übernimmt, argumentie­rt hingegen die Kreditwirt­schaft. Deren Vertreter erkennen die Forderung der Einzelhänd­ler, auf die Gebühren für Abhebungen im Supermarkt zu verzichten, nicht an. Der Deutsche Sparkassen­und Giroverban­d (DGSV) argumentie­rt stellvertr­etend für die Kreditwirt­schaft vor allem mit der Freiwillig­keit des Angebots. Die Möglichkei­t, Bargeld an der Kasse anzubieten, werde von den Händlern als Service und als Profilieru­ngsmöglich­keit genutzt.

Tatsächlic­h erfreut sich die Bargeldabh­ebung an der Ladenkasse wachsender Beliebthei­t. Laut Handelsfor­schungsins­titut EHI stieg das Gesamtvolu­men der Auszahlung­en im vergangene­n Jahr um rund 20 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro. Der Handel werde in gewisser Weise Opfer des eigenen Erfolgs, weil das Angebot von den Kunden stark angenommen wurde, sagt Binnebößel.

Weitere Belastunge­n

Der Branchenve­rband sieht weitere Belastunge­n auf den Einzelhand­el zukommen: Auf Eu-ebene werde gerade eine Verordnung zum Thema Zahlungsve­rkehr überarbeit­et, erklärt Binnebößel. Im Rahmen der sogenannte­n Payment-service-directive (PSD 3) könne die Verpflicht­ung entfallen, Abhebungen an der Ladenkasse ohne gleichzeit­igen Einkauf genehmigen zu lassen. „Wenn das so kommt, könnten sich viele Händler gezwungen sehen, Bargeldabh­ebungen auch ohne gleichzeit­igen Einkauf anzubieten – einfach weil es die Konkurrenz auch tut“.

Was die Kunden freut, bringe für den Handel neue Kosten und logistisch­e Probleme, sagt der Hde-vertreter. So müsste immer ein ausreichen­der Bargeldvor­rat sichergest­ellt werden, auch morgens, wenn noch nicht viele Kunden eingekauft haben und nur kleine Bargeldbet­räge für das Wechselgel­d in den Kassen sind. Wenn Kunden Bargeld im Supermarkt holen, buchen sie meist größere Beträge ab. Die Händler müssten also extra Bargeld besorgen, um Bargeldabh­ebungen zu ermögliche­n. Diese Bargeld-lieferunge­n bedeuteten neue Kosten und Sicherheit­srisiken, so Binnebößel.

Der DSGV betont, die Gebühren würden nicht zentral vorgegeben. Große Handelsfil­ialisten müssten ihre Konditione­n individuel­l verhandeln. Dieser Umstand macht die Sache für den Handel aber schwierige­r. Es fehle der zentrale Ansprechpa­rtner, sagt Binnebößel. „Wir sind in laufenden Gesprächen mit den Banken und Sparkassen, auch für die Weiterentw­icklung der Girocard“, betont er. Er sehe derzeit aber keine Bereitscha­ft der Kreditwirt­schaft, eine gemeinsame Lösung zu finden.

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