Kaufen wird interessanter
Mieten steigen weiter, Bauzinsen und Preise sinken. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Erwerb? Das sagen Experten.
Der freie Fall der Immobilienumsätze ist vorerst gestoppt, zumindest in Baden-württemberg. Das geht aus neu errechneten Zahlen des Ivd-marktforschungsinstituts hervor. Laut dem Preisspiegel des Instituts belief sich das Transaktionsvolumen im ersten Quartal 2024 in Badenwürttemberg auf 7,8 Milliarden Euro, es fällt damit um 10,9 Prozent höher aus als das Volumen des Vorjahresquartals.
„Die Bodenplatte ist erreicht“, sagt auch Ivd-leiter Stephan Kippes. Im Vergleich zum Rekordumsatz von 49,2 Milliarden Euro aus dem Jahr 2021 liege der Wert für 2023 mit 33,2 Milliarden zwar deutlich darunter, man sei aber immer noch auf dem hohen Niveau von 2016. Zudem gehe es dem Immobilienmarkt in Badenwürttemberg besser als dem gesamtdeutschen Immobilienmarkt: Im ersten Quartal 2024 wurde in der Bundesrepublik ein Transaktionsvolumen von 56,8 Milliarden Euro registriert, welches um 9,2 Prozent unter dem des Vorjahresquartals liegt.
Deshalb will Kippes auch noch nicht von einer „allgemeinen Erholung des Immobilienmarktes“sprechen, auf lange Sicht erwartet er aber wieder steigende Umsätze: „Ein verbessertes Finanzierungsumfeld könnte in den kommenden Monaten neue Impulse für eine erhöhte Nachfrage nach Kaufimmobilien setzen“, prognostiziert Kippes. „Bereits seit
September 2023 verbleibt der durchschnittliche Kaufpreis für Ezb-leitzins auf einem konstan- Immobilien in Deutschland sei in ten Niveau, ab Mitte 2024 könntne ddiesem Zeitraum von 439000 erstmalig seit Langem eine Zinssenkung Euro leicht um zwei Prozent auf folgen.“449 000 Euro gestiegen. Gleichzeitig
Auch Jörg Utrecht, Vorstandsvorsitzender des Baufinanzierungsvermittlers Interhyp, erwartet, dass viele Kaufinteressierte sich dank des Zinsabschwungs nun den Traum vom eigenen
Haus erfüllen. „Der Immobilienmarkt hat sich in 2023 von einem
Verkäufer- hin zu einem Käufermarkt entwickelt. Es gibt ein großes Angebot an attraktiven Immobilien und Kaufpreise können verhandelt werden. Durch das zuletzt gesunkene Zins-niveau ist die Lage zu Beginn des neuen Jahres noch einmal attraktiver geworden.“
Interhyp hat einen eigenen Immobilienpreis-index aufgestellt, der einen Vergleich des letzten
Quartals 2023 mit dem ersten
Quartal 2024 ermöglicht. Der
sei die durchschnittlich monatliche Rate von 1505 Euro auf 1463 Euro gesunken. Laut dem Index macht die Rate 2024 einen Anteil von 26,2 Prozent des durchschnittlichen Haushaltseinkommens aus, 2023 lag der Wert bei 27 Prozent.
Während der Immobilienkauf mancherorts billiger wurde, wird das Mieten überall teurer. Kippes verdeutlicht das anhand der Preisentwicklung in Stuttgart. Dort sei der Preis für Baugrund zwischen 2010 und dem Frühjahr 2024 um 124 Prozent gestiegen, in der Folge sei der Kaufpreis für Eigentumswohnungen um 104 Prozent gestiegen. Die Mieten hätten sich von der Entwicklung abgekoppelt und seien im gleichen Zeitraum um 62 Prozent gestiegen. Durch fallende Kaufpreise würden sich die Werte nun angleichen. „Die Schere zwischen den Kauf- und Mietpreisen ging bis 2022 immer weiter auseinander“, sagt Kippes. „Diese Entwicklung ist vorerst gestoppt.“
Preis beträgt im Schnitt 449 000 Euro
Nachfrage steigt weiter
Die Mieten werden laut Kippes weiter steigen, weil die Nachfrage nach Mietobjekten schneller wächst, als es das Angebot tut. Dafür gibt es verschieden Gründe: Die Kostensteigerungen für Neubauten führen dazu, dass mehr Menschen weiterhin zur Miete wohnen müssen, statt ein eigenes Haus bauen zu können. Das könne man auch am „Bauüberhang“ablesen, also an der hohen Anzahl von genehmigten Gebäuden, die noch nicht gebaut wurden.
Gleichzeitig werden immer mehr Menschen nach Mietwohnungen suchen. Laut Zahlen des Statistischen Landesamt wird die Bevölkerung von Baden-württemberg im Zeitraum von 2020 bis 2040 um neun Prozent wachsen. Kippes merkt an, dass die Haushalte zudem immer kleiner werden, statt großen Familien gebe es heute viele Ein-personenhaushalte.