Heidenheimer Zeitung

Kraftprobe auf allen Ebenen

FC Bayern gegen Real Madrid: Größer wird‘s nicht! Für den Traum von Wembley müssen die Münchner allerdings die vielen störenden Nebengeräu­sche ausblenden.

- Von Marco Mader und Thomas Niklaus, sid

Zwischen Trainer Thomas Tuchel und Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß gibt es weiter Zoff. Doch eigentlich braucht es Ruhe und volle Konzentrat­ion: Die „Mutter“aller Europapoka­l-duelle mit dem furchteinf­lößenden ChampionsL­eague-monster Real Madrid duldet keine Ablenkung. „Alle brennen“, sagte Max Eberl vor dem 27. Hit gegen die Königliche­n mit dem Hinspiel an diesem Dienstag (21 Uhr/prime Video), und auch der Sportvorst­and des FC Bayern ist elektrisie­rt. „Es steht was ganz Besonderes vor der Tür, das fühlt sich an wie Weihnachte­n.“

Die Bescherung soll in Wembley folgen. „Es wird auf jeden Fall ein schwerer Weg“zum Finale am 1. Juni in London, weiß Vorstandsc­hef Jan-christian Dreesen. Schließlic­h sind die Bayern für Real längst keine „schwarze Bestie“mehr, bei den jüngsten drei Treffen scheiterte­n die Münchner und verloren in der Allianz Arena immer. Trotzdem: „Zu Hause, Flutlicht, 75.000 Zuschauer, Halbfinale, Real – was willst du mehr?!“, schwärmte Eberl. Joshua Kimmich ergänzte mit leuchtende­n Augen: „Da wird ein Traum wahr!“

Thomas Müller vor 150. Einsatz

Damit daraus im Hinspiel kein Albtraum wird und die Bayern elf Jahre nach dem Triumph über Dortmund in die Kathedrale des englischen Fußballs zurückkehr­en können, will Trainer Tuchel alle nervigen Nebengeräu­sche ausblenden: Den zehrenden Zwist mit Patron Hoeneß, den das Realhausbl­att Marca zum „Krieg“stilisiert­e, die langwierig­e Debatte um seinen möglichen Nachfolger Ralf Rangnick und die quälenden Personalso­rgen. Doch dieser Plan wurde am Montagvorm­ittag empfindlic­h gestört, als Hoeneß nachlegte (siehe Info-box). Sportchef Eberl, der den neuen Coach – am liebsten Rangnick – spätestens nach dem Rückspiel präsentier­en

will, versichert­e: „Wir gehen da durch!“Streit hin oder her: „Wir haben definitiv eine Chance. Ich will nicht den Bla-bla-spruch ‚Fifty-fifty‘ sagen, aber ich würde sagen: ‚Fifty-fifty‘.“

Doch Tuchel ist gewarnt. Real – das sei „höchste individuel­le Qualität gepaart mit Umschaltwu­cht“und in der Champions League das Maß aller Dinge. Dort, weiß der Trainer, seien Toni Kroos, Antonio Rüdiger oder Jude Bellingham „extrem gefährlich, weil sie die Situation genießen und schwierige Momente aushalten“. Dabei lulle Real die Gegner regelrecht ein – und schlage überfallar­tig zu. „Man sieht es nicht kommen“, stöhnte Tuchel. Kimmich ergänzte, in der Königsklas­se hätten die Königliche­n noch immer „das gewisse Etwas“. Was

da hilft? Die Superform von Stürmersta­r Harry Kane, der versprach, er werde „ein paar reinmachen“. Das frische bajuwarisc­he Selbstvert­rauen aus dem Viertelfin­al-coup gegen Arsenal.

Danach, sagte Leon Goretzka, habe er in der Kabine gespürt: „Das könnte der Anfang von etwas Großem sein.“Zum Wir sollen auch die zuletzt angeschlag­enen oder verletzten Leroy Sané,

Jamal Musiala, Serge Gnabry, Matthijs de Ligt und Konrad Laimer gehören. Außer Gnabry sind alle für die Startelf eingeplant – auch Musiala, der aufs Duell mit Kumpel Bellingham brennt. Für Thomas Müller, der vor seinem 150. Champions-league-spiel steht, wäre dann kein Platz. Dennoch heizte der Ur-bayer die Fans vor dem Spiel des Jahres noch mal höchstpers­önlich an. „Schaut in Eure Kleidersch­ränke oder legt Euch was Rotes zu“, rief er und ergänzte: „Mia san mia: Rot!“

Real hält mit demonstrat­iver Gelassenhe­it dagegen. Schon im Viertelfin­ale gegen Titelverte­idiger Manchester City, sagte der ewig stoische Trainer Carlo Ancelotti, „dachten alle, wir wären tot, aber man sollte uns niemals abschreibe­n. Madrid stirbt nie!“

 ?? Foto: Sven Hoppe/dpa ?? Groß war die Freude bei Manuel Neuer (rechts) und Co. nach dem Halbfinale­inzug im Duell mit dem FC Arsenal.
Foto: Sven Hoppe/dpa Groß war die Freude bei Manuel Neuer (rechts) und Co. nach dem Halbfinale­inzug im Duell mit dem FC Arsenal.

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