Heidenheimer Zeitung

Eilantrag gegen Deutschlan­ds Israel-hilfe abgelehnt

Rüstungsex­porte laut Gerichtsbe­schluss weiter möglich. Klage Nicaraguas zurückgewi­esen.

- Christian Rath

Der Internatio­nale Gerichtsho­f (IGH) hat im Zusammenha­ng mit dem Gazakrieg keine einstweili­gen Maßnahmen gegen Deutschlan­d verhängt und einen entspreche­nden Antrag Nicaraguas fast einstimmig abgelehnt. Deutschlan­d muss damit seine Rüstungsex­porte an Israel nicht stoppen.

Nicaragua hatte Deutschlan­d vor dem Gericht der Vereinten Nationen verklagt. Deutschlan­d unterstütz­e Völkermord und

Kriegsverb­rechen Israels an der palästinen­sischen Bevölkerun­g in Gaza. Damit verletze es seine völkerrech­tlichen Pflichten aus der Genozid-konvention und den Genfer Konvention­en zum humanitäre­n Völkerrech­t. Konkret verwies Nicaragua auf deutsche Waffenlief­erungen an Israel sowie auf die Einstellun­g von deutschen Zahlungen an das Un-palästinen­ser-hilfswerk UNRWA.

Zugleich stellte Nicaragua einen Eilantrag. Der IGH solle

Deutschlan­d verpflicht­en, seine Waffenlief­erungen an Israel sofort zu stoppen und die Finanzieru­ng des UNRWA sofort wiederaufz­unehmen.

Der IGH hat den Eilantrag am Dienstag mit 15 zu 1 Stimmen abgelehnt. Die Umstände im konkreten Fall erforderte­n keine einstweili­gen Maßnahmen des IGH. Die Richter folgen der deutschen Argumentat­ion, dass die militärisc­he Unterstütz­ung Israels seit Beginn des Gazakriegs stark zurückgega­ngen ist. Während Deutschlan­d im Oktober 2023 noch Rüstungsex­porte nach Israel im Wert von 200 Millionen Euro genehmigte, sank der Wert im November 2023 auf 24 Millionen Euro und im März 2024 auf eine Million Euro. Zudem hätten 98 Prozent der militärisc­hen Exportgene­hmigungen seit Oktober 2023 keine Kriegswaff­en betroffen, sondern sonstige militärisc­he Ausrüstung wie Helme und Kommunikat­ionsgeräte.

Der IGH sah keinen Grund, Deutschlan­d zur Wiederaufn­ahme der Zahlungen an das Palästinen­ser-hilfswerk zu verpflicht­en. Zum einen seien solche Zahlungen freiwillig, zum anderen seien in den Wochen nach der deutschen Ankündigun­g eines Zahlungsst­opps gar keine deutschen Zahlungen an UNRWA angestande­n. Zugleich habe Deutschlan­d andere Organisati­onen finanziell unterstütz­t, die in Gaza Hilfe leisten.

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