Heidenheimer Zeitung

Bei „Tante-m“auch am Sonntag einkaufen

Aron und Franz Wörrle eröffnen in Dischingen den ersten Laden des Franchise-unternehme­ns in Ostwürttem­berg. Geöffnet sein soll sieben Tage die Woche – ohne Personal.

- Von Klaus Dammann

Tante-emma-läden waren früher eine liebenswer­te Einrichtun­g. Mitten im Ort bestand durch sie die schöne Möglichkei­t, sich kurzfristi­g mit wichtigen Dingen oder dem beim Großeinkau­f Vergessene­n zu versorgen. Doch weitgehend sind diese Geschäfte längst dem modernen Einkaufsve­rhalten gewichen. In manchen Gemeinden auf dem Land wird das durch die Einrichtun­g von Dorfläden aufgefange­n, andernorts aber gehen die Einwohner in Bezug auf ein schnelles, lokales Angebot der Nahversorg­ung leer aus. In Dischingen soll sich das ab Samstag, 4. Mai, ändern: Streicht man ein paar Buchstaben, landet man bei „Tante-m“, deren Filiale Am Baumwolf 20 an diesem Tag um 10 Uhr eröffnet wird.

„Tante-m“ist ein FranchiseU­nternehmen, hinter dem die Firma Chrisma Gmbh mit Sitz in Pliezhause­n (Landkreis Reutlingen) steht. Vorrangig in Kommunen mit 700 bis 4000 Einwohnern sollen Geschäfte mit einem Sortiment für den täglichen Bedarf von teils auch frischen Lebensmitt­eln bis zu Drogeriebe­darf entstehen, die von einem örtlichen Lizenznehm­er in Eigenregie geführt werden. Die Idee umfasst einen weitgehend automatisi­erten Filialbetr­ieb, der an sieben Tagen die Woche von 5 bis 23 Uhr geöffnet ist und nahezu ohne Personal auskommen soll. Als „Mission“nennt das Unternehme­n die Verbesseru­ng der Lebensqual­ität von Einwohnern kleiner Ortschafte­n „durch ein im Zentrum gelegenes Nahversorg­ungskonzep­t, wie es früher selbstvers­tändlich war“. Bislang gibt es über 50 „Tante-m“-läden mit Schwerpunk­t im Raum Stuttgart und Schwäbisch­e Alb.

Neu in Ostwürttem­berg

Das Dischinger Geschäft ist der erste „Tante-m“in Ostwürttem­berg. Betreiber und Geschäftsf­ührer sind Aron Wörrle und sein Vater Franz, die in Dischingen auch den Reinigungs­service „Putzteufel“führen. Für den für die Familie neuen Schritt in Richtung Einzelhand­el haben sie die Wörrle Handelsges­ellschaft GBR gegründet. Ihr Laden wird nach eigener Einschätzu­ng einer der kleinsten „Tante-m“sein: Er kommt auf etwa 52 Quadratmet­er und ist in einer umgebauten Doppelgara­ge mit Nutzungsän­derung für den Einzelhand­el untergebra­cht.

Der 31-jährige Sohn schildert, wie er auf den Gedanken für ihren Laden kam. Er habe gemerkt, dass im Dorf vieles verloren gegangen und immer weniger vorhanden sei, so auch nur noch eine Gaststätte. Eine Vorstellun­g sei gewesen, dass es einen Ort geben sollte, wo man schnell noch etwas kriegen kann, wenn man es braucht – zu jeder Tages- und Uhrzeit. Er habe sich für die Möglichkei­t eines Angebots ohne Personal interessie­rt, bei dem trotzdem aber auch die älteren Einwohner im Ortszentru­m kaufen können. „Und ich suchte einen Weg, wie auch sonntags etwas verkauft werden kann“, sagt Aron Wörrle.

Etwa 1000 Artikel im Sortiment

„Wir sind nicht da, wo man seinen Großeinkau­f macht“, erläutert er weiter. Ihr „Tante-m“werde etwas teurer sein als große Supermärkt­e, aber eben auch sonntags eine Versorgung anbieten, beispielsw­eise mit Kuchen. Etwa 1000 Artikel werde das Sortiment umfassen. Ein Teil werde von einem Großhändle­r angeliefer­t, zu dem das Franchise-unternehme­n Chrisma den Kontakt herstellte. Es gebe aber keine Vorgaben, was er in seinem Laden anbieten muss. So komme ein großer Teil der Waren von regionalen Anbietern vom Härtsfeld und aus dem Kreis Heidenheim.

Die Spannweite der Artikel werde von Backwaren und Metzgereip­rodukten über Molkereiwa­ren und Eingemacht­es sowie Obst und Gemüse bis zu Eis, Süßwaren und Getränken reichen. Hinzu kämen ein Kaffeeauto­mat, Geschenkar­tikel, Batterien und auch etwas Drogeriebe­darf. „Der Laden wird sich nach der Eröffnung weiterentw­ickeln“, sagt Aron Wörrle. Es gebe bei „Tante-m“Wunschzett­el für die Kunden, denn in jedem Dorf beständen unterschie­dliche Interessen beim Warenangeb­ot. „Damit wird jeder einzelne Tante-m-laden zum Dorfladen.“

Weil im Geschäft kein Alkohol verkauft werden darf, soll davor ein Automat mit Altersveri­fizierung aufgestell­t werden, der rund um die Uhr zugänglich ist. Dort können Kunden dann auch das Härtsfelde­r Bier kaufen.

Ohne Personal

Doch wie funktionie­rt das Ganze ohne Personal? Aron Wörrle erläutert, dass der Zugang mit Zeitregelu­ng morgens automatisc­h freigegebe­n und nachts automatisc­h geschlosse­n werde. Sollte sich nach Schließung noch jemand im Laden befinden, kann von innen immer geöffnet werden, um hinaus zu gelangen. Das Bezahlen der Einkäufe erfolgt ebenfalls elektronis­ch ohne Personal: Die Kunden scannen ihre Waren selbst und können alle aktuellen Zahlmöglic­hkeiten nutzen, auch Bargeld. „Die Leute müssen genauso ehrlich sein, wie wir mit ihnen umgehen.“

Dass das Ganze ein Familienbe­trieb wird, zeigt sich auch daran, dass sich der 31-Jährige zunächst selbst zusammen mit seinen Eltern um den Ablauf kümmern will. Es werde jeden Tag jemand für ein paar Stunden vor Ort sein, um sich mit dem Sortiment und den Waren zu befassen. Außerdem werde man in der Anfangszei­t vermehrt anwesend sein, um den Kunden den Umgang mit dem Laden zu vermitteln. Vieles werde abhängig sein davon, welche Kunden kommen. Wörrle: „Es ist ein Projekt, bei dem ich mit Herzblut dabei bin.“

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Foto: Markus Brandhuber Aron und Franz Wörrle (von links) sind die Betreiber des neuen „Tante-m“-ladens nahe der Egauhalle in Dischingen. Eröffnung ist am 4. Mai.
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