Heidenheimer Zeitung

Zeit spielt für Hamas

- Stefan Kegel zum Gaza-krieg

Die zähen Verhandlun­gen um eine Feuerpause im Gazakrieg offenbaren ein grundsätzl­iches Dilemma: Es gibt keine Variante, die allen drei betroffene­n Gruppen – Israel, Hamas und der Zivilbevöl­kerung im Gazastreif­en – gleicherma­ßen Vorteile bringt. Wir erleben ein Spiel auf Zeit. Die bittere Wahrheit ist: Der Krieg nützt beiden Kriegspart­eien. Die radikal-islamische Hamas profitiert von jedem Kriegstag, weil er neue Opfer hervorbrin­gt, mit denen man Israel auch im Westen anprangern kann. Dass ihnen die Zivilisten als Menschen egal sind, haben führende Hamas-vertreter schon zu Beginn des Krieges klargemach­t: Deren Versorgung sei Sache der Uno, nicht der Hamas.

Israels Regierungs­chef Benjamin Netanjahu wiederum rückt nicht nur mit jedem Tag des Krieges seinem

Ziel näher, die Hamas zu zerschlage­n.

Er weiß auch, dass er aus dem Amt gefegt wird, sobald der Krieg zu Ende ist. Sein Versagen vor dem 7. Oktober und die Korruption­svorwürfe bieten genug Stoff zur Aufarbeitu­ng.

Ein Waffenstil­lstand böte zwar den Zivilisten eine Atempause, Israel die Hoffnung auf die Freilassun­g weiterer Geiseln und gäbe der Hamas eine Möglichkei­t zur Erholung. Aber letztlich wäre er nur die Windstille vor der Entscheidu­ngsschlach­t – um die letzte Zuflucht der Terroriste­n: die Stadt Rafah. Kein Wunder, dass Gazas Hamas-chef Jihia al-sinwar auf ein Ende des Krieges pokert, statt einer Feuerpause zuzustimme­n: Er will die Tunnel von Rafah erhalten, wo Tausende Kämpfer erneut Angriffe auf Israel planen könnten. Die Terroriste­n haben keine Eile; die Zeit ist auf ihrer Seite. Zumal sie sehen, dass in westlichen linken und muslimisch­en Kreisen die Unterstütz­ung für sie wächst.

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