Wo knallt’s als Nächstes?
19 Sprengangriffe sind es dieses Jahr schon in Baden-württemberg. Bürgermeister schlagen Alarm, Sparkassen schließen Sb-bereiche.
Südbaden ist gerade ein Schwerpunkt der kriminellen Sprengbanden: Zuletzt traf es Heitersheim vor gut zwei Wochen. Der Ort im Kreis Breisgau-hochschwarzwald war Anfang März schon einmal dran, auch in Bad Krozingen hatten es Unbekannte im März und im April auf Geldausgabeautomaten abgesehen, außerdem in Auggen, Rheinhausen, Weisweil, Grafenhausen. 10 der insgesamt 19 versuchten und vollendeten Sprengungen seit Jahresanfang in Baden-württemberg fanden in der Region statt. Aber auch in Schwaigern bei Heilbronn fuhren Automatensprenger dieses Jahr schon vor, in Ravensburg, in Altenriet im Kreis Esslingen oder auch in Empfingen im Kreis Freudenstadt.
Immer kommen sie bei Nacht, immer in schnellen Autos. Die Vermummten bringen Sprengsätze an, jagen Geldautomaten im Sb-bereich von Geldinstituten in die Luft, raffen die Scheine zusammen und geben Vollgas. Zuschauer sind ihnen so egal wie der Schaden, den sie anrichten – und die Anwohner, die sie durch ihre Sprengsätze in Gefahr bringen.
Seit einigen Jahren jagen organisierte Banden deutschlandweit Geldautomaten in die Luft. 462 solcher Angriffe mit Sprengstoff gab es 2023. In Baden-württemberg waren es 42 Sprengungen und Sprengversuche, so viele waren es nie zuvor. Fünf Bürgermeister aus dem zuletzt besonders betroffenen Südbaden, aus fen im Bereich der Automaten Bad Krozingen, Staufen, Breisach, „konzentriert und verstärkt“, zuhabennddem Hartheim und Heitersheim stehe ein Hubschrauber des in einem Brief an den Freiburger Polizeipräsidiums Einsatz zur Polizeipräsidenten Franz Semling Verfügung. mehr Präsenz gefordert. „AufZum Schutz gegen die Sprengbanden grund der Ernsthaftigkeit und des rüsten Geldinstitute mit wiederholten Auftretens dieser Geldscheineinfärbesystemen und Verbrechen fordere ich Sie dringend auf, zusätzliche Einsatzkräfte in unserer Region zu mobilisieren“, schreibt Volker Kieber, parteiloser Bürgermeister von Bad Krozingen, im Brief.
Das Sprengen von Geldausgabeautomaten habe „den klassischen Banküberfall nahezu abgelöst“, sagt Andreas Stenger, Präsident des Landeskriminalamts. Mit einer Ermittlungskooperation haben LKA und Polizeipräsidium Freiburg auf die Sprengserie reagiert. „Alle verdeckten und offenen kriminaltechnischen Möglichkeiten“würden ausgeschöpft. Nachts würden die Strei
Einbruchmeldeanlagen auf, mit sprenggeschützten Tresoren und zusätzlichen mechanische Schutzmaßnahmen. In bestimmten Sb-bereichen fahren Sicherheitsdienste nachts Streife. Seit April schließt die Sparkasse Heidelberg zwischen 0 und 5 Uhr nachts die Sb-foyers ihrer Filialen und Sb-center. In dieser Zeit gehe die Nutzung ohnehin gegen null, umgekehrt seien es die Stunden mit der höchsten Gefährdung, heißt es in einer Mitteilung. Um Einbrechern das Geschäft zu erschweren, werden zudem Vernebelungsanlagen eingebaut.
Bei der Kreissparkasse Ravensburg gibt es an acht Selbstbedienungsstandorten gar kein Bargeld mehr – als „vorübergehende zusätzliche Sicherungsmaßnahme wegen einer derzeit konzentrierten Gefährdungslage“. Die Sparkasse war von zwei Angriffen betroffen, bei einer Sprengung machte das Einfärbesystem die Scheine unbrauchbar, ein Aufbruchversuch blieb erfolglos.
Die Ermittlungen nach Sprengungen sind oft langwierig, die Fahnder können aber auch einige Erfolge melden. Immer wieder rücken dabei gut organisierte Banden aus den Niederlanden in den Blick. Zielfahnder des bayerischen LKA haben gerade in Hessen einen 27-Jährigen festgenommen, der schon seit 2021 gesucht wurde. Er soll zu einer kriminellen Organisation aus den Niederlanden gehören und 2021 an Automatensprengungen beteiligt gewesen sein.
In Bamberg hat gerade erst ein Prozess gegen 16 mutmaßliche Mitglieder einer niederländischbelgischen Sprengbande begonnen. 31 Fälle werden den Männern angelastet, vor allem in Bayern und Baden-württemberg. Beute: mehr als drei Millionen Euro. Sachschaden: mehr als 5,5 Millionen Euro.
Spur führt immer wieder in die Niederlande.