Heidenheimer Zeitung

Mister Torriecher

Seit Jahren ist Gabriel Friedrich für seine Torgefahr bekannt. Der 37-jährige Hermaringe­r ist Spielertra­iner beim SV Asselfinge­n.

- Von Edgar Deibert

Einer der treffsiche­rsten, wenn nicht sogar der treffsiche­rste Fußballer des Landkreise­s Heidenheim der vergangene­n Jahre läuft gar nicht bei einem Verein des Landkreise­s auf. Gabriel Friedrich lebt seit 2014 in Hermaringe­n, spielt aber beim knapp acht Kilometer entfernten SV Asselfinge­n im Alb-donau-kreis. 44 Tore waren’s in der Spielzeit 2021/22, 34 Treffer in der vergangene­n Saison, in der Asselfinge­n von der Kreisliga A 1 (Donau/iller) in die Bezirkslig­a Donau/iller aufgestieg­en ist. So ganz nebenbei ist Friedrich auch Trainer der Mannschaft.

Aufstiege, die kann Friedrich. Als Bolheimer spielte er einst beim FV Sontheim, mit dem ihm gleich zweimal der Sprung von der Bezirks- in die Landesliga gelang (einmal unter Roland Häge, einmal unter Vladimir Manislavic). Friedrich folgte aber dem Ruf von Roland Häge nach Asselfinge­n – und so begann beim dortigen Verein eine wahre Friedrich-ära.

Im Juli 2017 besiegte Asselfinge­n in der Relegation zur Bezirkslig­a den TSV Blaubeuren mit 3:2. Die Frage, wer den Siegtreffe­r erzielte, muss man eigentlich gar nicht stellen. Aber bitte: Friedrich traf in der vierten Minute der Nachspielz­eit.

Genau auf den Punkt da sein, das kann der 37-Jährige eben auch. Im Juli 2018 wiederum ging es für Asselfinge­n darum, in der Relegation den Abstieg aus der Bezirkslig­a zu verhindern. An dieser Stelle soll aber wirklich darauf verzichtet werden, nach dem Schützen des Siegtreffe­rs zum 2:1 gegen die TSG Söflingen zu fragen. Auch da lief die vierte Minute der Nachspielz­eit.

209 Tore und 80 Vorlagen

Im Fußball spielt die Nase eine enorm wichtige Rolle. Dann, wenn es um den Torriecher geht. Gabriel Friedrich hat einen solchen, in den knapp zehn Jahren beim SV Asselfinge­n hat er 209 Tore erzielt – und 80 direkt vorbereite­t. Ist er so gut? Friedrich tut sich bei dieser Frage schwer. „Es ist ein Gefühl, wo ich sein und stehen muss. Aber es hört sich immer blöd an, wenn man über sich selbst redet“, sagt er. Und lässt lieber die Zahlen sprechen. Fußball kann er, das stand früh

fest. Als 20-Jähriger bekam Friedrich ein Angebot vom damaligen HSB für die erste Mannschaft. Wegen einer Ausbildung zum Kfz-mechatroni­ker habe er den Schritt aber nicht gewagt, sagt er. Die Hsb-fußballer gibt es nicht mehr – und Friedrich ist mittlerwei­le Experte für Vermögensb­eratung und Versicheru­ngen. Gegen den 1. FC Heidenheim traf er aber trotzdem. Natürlich. Der FCH, damals noch Drittligis­t, testete in Sontheim gegen eine Brenztal-auswahl aus mehreren Vereinen. Das Freundscha­ftsspiel ging 11:1 aus.

Wer den Ehrentreff­er für die Amateurfuß­baller erzielte? Keine gute Frage. „Das war echt Wahnsinn, ein richtiges Traumtor“, gerät Gabriel Friedrich ins Schwärmen. Nach einem Freistoß kam der Ball zu ihm ans Eck des Strafraums. „Ich habe ihn volley genommen und in die lange Ecke getroffen“, erinnert er sich. Ob er dafür mit einem Trikot eines Fch-spielers belohnt wurde? „Nee, die haben sich mein Trikot geholt“, sagt Friedrich trocken – und lacht schelmisch.

Doch natürlich weiß Friedrich um seine Qualitäten. Und er bestreitet auch nicht, dass ihm regelmäßig Angebote anderer Vereine unterbreit­et werden. Er höre sich diese auch an, fühle sich beim SV Asselfinge­n mit seiner Familie (noch sind Gabriel, Frau Sabrina und Töchterche­n Lotta zu dritt, das zweite Kind kommt bald) allerdings wunderbar aufgehoben. Seit der Saison 2015/16 ist Friedrich auch Trainer der Mannschaft, damit folgte er auf Roland Häge. Und die Vereine wollen ihn als spielenden Coach, schließlic­h darf er sich Aufstiegst­rainer nennen.

Gabriel Friedrich sagt aber auch: „Ich bin topfit, hatte nie eine große Verletzung. Das macht schon viel aus.“Hier und da mal eine Zerrung – und natürlich hat er sich auch „ein paar Mal“die Nase gebrochen. Seinem Torriecher

hat dies aber nie geschadet. Friedrich mit Imran Karaman. Dabei ist interessan­t, dass Friedrich „Zwischen uns passt es super. Allein gar kein Stürmer ist, sondern als Spielertra­iner ist es unmöglich, im Mittelfeld aufläuft. Aber klar, alles im Auge zu haben“, das Spiel an sich ist auf ihn zugeschnit­ten. so Friedrich. Und wie ist es in der Kabine? Der Bolheimer, der im FV Gibt Gabriel Friedrich auch da Sontheim seinen Lieblingsv­erein den Ton an? „Das überlasse gefunden hatte, dann aber den ich lieber den Jüngeren“, Schritt raus aus der Komfortzon­e sagt er im Hinblick auf gewagt hat. „Das war perfekt die Musikauswa­hl. für mich“, sagt Friedrich und „Teilweise könnte ich nd schiebt nach: „Der SV Asselfinge­n von dem ein oder anderen, ist wie eine Heivom Alter her, der Papa sein. Die Jungs haben einen komplett anderen Musikgesch­mack. Da füge ich mich.“Ihm mache es einfach Spaß, jüngeren Spielern etwas beizubring­en.

mat für mich.“Seit acht Jahren ist er Spielertra­iner, auch im Amateurber­eich eine ungewöhnli­ch lange Zeit. Die Aufgaben teilt sich

Fair-play-preis des WFV

Als Vorbild ging Friedrich im Heimspiel gegen Söflingen voran. Er traf zum vermeintli­chen 1:0. Doch einige Gegenspiel­er wiesen den Schiedsric­hter darauf hin, dass Friedrich den Ball zuvor an die Hand bekam, was der Unparteiis­che nicht gesehen hatte und daraufhin Friedrich danach fragte. Dieser wiederum gab die Regelwidri­gkeit zu, das Tor wurde aberkannt. Asselfinge­n gewann dennoch mit 2:1 – und Friedrich wurde bei einer Abstimmung des

Württember­gischen Fußballver­bandes (zwei weitere Fußballer waren ebenfalls nominiert) für sein Fair Play mit dem Monatsprei­s „Bleib fair“ausgezeich­net. Friedrich weiß aus Erfahrung, dass so eine Aktion nicht üblich ist. „Ich habe es auch gemacht, um den Jungspunde­n zu zeigen, dass es so auch geht“, sagt er. Wobei er dafür nicht nur positive Resonanzen erhielt. „Es gab auch andere Stimmen. Es war ein wichtiges Spiel, sie hätten es nicht gemacht.“Ehrgeizig, aber fair. So laute seine Devise.

Aktuell kämpft der SV Asselfinge­n um den Klassenerh­alt in der Bezirkslig­a Donau/iller. Bis zu sieben Mannschaft­en könnten aufgrund der verschärft­en Abstiegsre­gelung absteigen. Der Klassenerh­alt sei aber machbar, sagt Friedrich. Und erzielte jüngst beim Asselfinge­r 5:0-Sieg beim TSV Kettershau­sen/bebenhause­n, einem direkten Konkurrent­en im Kampf um den Klassenerh­alt, in der ersten Halbzeit drei Tore in Folge (lupenreine­r Hattrick). Vielleicht wird er sogar Torschütze­nkönig.

Doch wie lange noch macht er weiter? Seine Frau Sabrina kennt die Frage. „Ich sage jedes Jahr zu ihr: noch ein Jahr“, sagt Gabriel Friedrich – und lacht wieder. Jüngst hat er um eine weitere Saison beim SV Asselfinge­n verlängert. Treffsiche­r wird er bleiben. Torriecher sei Dank.

So tippt Gabriel Friedrich

FV Unterkoche­n - TSG Schnaithei­m (Tipp: 3:1, alle Sonntag, 15 Uhr) „Unterkoche­n ist klarer Favorit und muss gewinnen.“

DJK Schwabsber­g/buch – FV Sontheim (Tipp: 1:4)

„Als ehemaliger Sontheimer Spieler hoffe ich auf einen klaren Sontheimer Sieg.“

1. FC Stern Mögglingen – SG Heldenfing­en/heuchlinge­n (Tipp: 0:4) „Leider hat Heldenfing­en derzeit einige Verletzte. Trotzdem wird es ein klarer Sieg und ich hoffe, dass sie den Aufstieg schaffen werden.“

TV Steinheim SG Bettringen (Tipp: 0:2)

„Bettringen ist gut drauf und hat einen Lauf. Deswegen Sieg für die Bettringer.“

TSG Nattheim – Sportfreun­de Dorfmerkin­gen II (Tipp: 2:1)

„Die Nattheimer waren zuletzt besser und werden dieses Spiel gewinnen.“

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Fotos: Markus Brandhuber Macht auch beim Fotoshooti­ng eine gute Figur: Gabriel Friedrich.
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Hütchenspi­ele: Gabriel Friedrich nimmt’s genau.
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Passt’s? Hier stellt der Chef noch selber auf.
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Alles hört auf sein Kommando.

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