Jugendliche radikalisieren sich im Internet
Vier Teenager sollen Anschlag geplant haben. FDP fordert Sitzung des Innenausschusses.
Islamisten erreichen nach Darstellung des baden-württembergischen Verfassungsschutzes zunehmend junge Leute über das Internet. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte am Freitag, seit einiger Zeit werde beobachtet, dass sich besonders junge Menschen online vernetzten und wechselseitig radikalisierten. In den vergangenen zwei Jahren seien zahlreiche Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren aufgefallen, die sich in Social-media-kanälen mit Dschihad-propaganda, Anschlagsfantasien und Ausreiseplänen
beschäftigten. Dies sei ein globaler Trend. Vor Ostern waren vier Jugendliche aus Nordrhein-westfalen und Baden-württemberg verhaftet worden, die sich im Internet über einen islamistischen Anschlag mit Bomben informiert haben sollen.
Die innenpolitische Sprecherin der Liberalen, Julia Goll, forderte eine Sondersitzung des Innenausschusses. Es sei wieder einmal bezeichnend, dass Innenminister Thomas Strobl (CDU) es nicht schaffe, das Gremium über einen mutmaßlich geplanten Terroranschlag
mit Bomben durch Jugendliche und den Zugriff der Polizei zu informieren.
Aus einem vertraulichen Bericht des Düsseldorfer Innenministeriums an den dortigen Landtag geht hervor, dass sich die Jugendlichen dann aber mehr auf einen Anschlag mit Brandsätzen und Messern konzentriert haben sollen. Bei Auswertungen der Handys seien auch Anleitungen zur Herstellung von Sprengstoff gefunden worden, die aus einem Forum heruntergeladen worden seien, erläuterte ein Sprecher des
Nrw-innenministeriums. Hinweise auf ernsthafte Vorbereitungen eines Bombenanschlags – etwa entsprechende Bauteile – wurden hingegen nicht gefunden.
Bei den Festgenommenen handelt es sich nach früheren Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul (CDU) um eine 15-Jährige aus Düsseldorf, einen 15-Jährigen aus Lippstadt, eine 16-Jährige aus Iserlohn und einen 16-Jährigen aus Ostfildern in Baden-württemberg. Sie sollen sich den Ermittlern zufolge zu Mord und Totschlag
„in Tateinheit mit der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“bereit erklärt haben. Einen konkreten Anschlagsplan habe es nicht gegeben. Für den Fall des 16-Jährigen ist die Staatsanwaltschaft Stuttgart zuständig. Sie wollte sich nicht zu Details äußern. Wie aus Reuls Bericht an den Landtag hervorgeht, tauschten sich die Jugendlichen über einen bis Ende Mai ins Auge gefassten möglichen Anschlag in Dortmund, Düsseldorf, Köln, Iserlohn oder Stuttgart aus.