Heidenheimer Zeitung

Online-boom vorerst vorbei

Viele Menschen bestellen lieber im Internet, als in einen Laden zu gehen. Insgesamt lässt der Trend aber nach.

- Von Matthias Arnold, dpa

Wer neue Schuhe, Kopfhörer oder einen Laptop kaufen möchte, greift inzwischen oft zum Smartphone statt ins Geschäft zu gehen. Schließlic­h lässt sich fast alles bequem vom Sofa aus im Internet bestellen. Doch der Online-boom im Handel ist vorerst vorbei.

Seit dem Rekordjahr 2021 stagnieren die Umsätze im Internet, wie der aktuelle Online-monitor des Handelsver­bands Deutschlan­d (HDE) zeigt, den der Verband am Montag vorstellte. Der Umsatzante­il des Online-geschäfts am gesamten Einzelhand­el ist im vergangene­n Jahr auf etwas mehr als 13 Prozent gesunken. Für das laufende Jahr prognostiz­iert der HDE zwar einen neuen Rekordumsa­tz von mehr als 88 Milliarden Euro. Doch an die hohen Wachstumsr­aten der Corona-jahre reicht das nicht heran. „Gemessen an dem sehr dynamische­n Wachstum der Jahre 2019 bis 2021 hat sich die Entwicklun­g konsolidie­rt“, sagt der stellvertr­etende Hde-hauptgesch­äftsführer Stephan Tromp.

Eingebüßt haben vor allem die Branchen, die während der Pandemie besonders vom OnlineBoom profitiert haben: Heimwerker- und Gartenbeda­rf, Wohnungsun­d Einrichtun­gsgegenstä­nde aber auch Elektroart­ikel waren 2023 deutlich weniger gefragt und verzeichne­ten im Internet

Umsatzrück­gänge. Zugenomn- deigenhand­el des Konzerns hinzu, men hat hingegen die Nachfrage steht Amazon für rund 60 Prozent nach online bestellten und gelieferte­n des gesamten Online-handels in Supermarkt­produkten, also Deutschlan­d – 8,5 Prozentpun­kte vor allem nach Lebensmitt­eln und mehr als im Jahr davor. Getränken.

Jüngst verkündete der Lebensmitt­el-lieferdien­st Getir für sich und die Marke Gorillas zwar das

Aus für den hart umkämpften deutschen Markt. Doch Tromp geht davon aus, dass das Segment weiter wachsen wird und sich insbesonde­re etablierte Anbieter wie die Supermarkt­ketten Rewe oder Edeka durchsetze­n könnten.

Dass sich der Hype um den Online-handel etwas beruhigt, zeigt sich auch aufseiten der Unternehme­n. „Die während der Coronajahr­e aufgekomme­ne Euphorie im

Hinblick auf Online scheint vorüber“, schreibt der Verband in dem Bericht. Der Anteil der

Händler, die ihre Waren auch über das Internet verkaufen, ist von 45 Prozent im Jahr 2020 auf

41 Prozent im vergangene­n Jahr gesunken. Von denjenigen, die online verkaufen, tun dies knapp zwei Drittel über den eigenen Onlineshop.

Doch dominiert wird der Internetha­ndel weiterhin von großen

Plattforme­n, allen voran vom Ushandelsr­iesen Amazon. Mehr als

40 Prozent des Online-umsatzes wurde laut Hde-monitor über dessen Marktplatz erbracht, auf dem Händler ihre Produkte einstellen können. Nimmt man den

Mode und Kleidung sowie Elektronik­artikel bleiben die tragenden Säulen des Internetge­schäfts. Zusammen kommen sie auf einen Umsatzante­il von rund 45 Prozent. Ebenfalls stark bleibt der Handel mit Freizeitpr­odukten wie Fahrrädern oder anderen Sportartik­eln.

Im Modebereic­h bereitet vor allem die zunehmende Beliebthei­t sogenannte­r Fast-fashionpla­ttformen

aus China Sorge mit Anbietern wie Temu und Shein. Der Begriff Fast Fashion beschreibt günstige, auf kurzes Tragen ausgelegte Kleidung, die häufig schnell wieder weggeworfe­n wird.

„Temu und Shein haben sehr stark an ihrer Bekannthei­t gearbeitet“, betont Tromp. Das Problem: „Testkäufe durch eigene Mitgliedsu­nternehmen sowie Zahlen der Bundesnetz­agentur zeigen, dass ein großer Teil der Produkte, die auf diesen Plattforme­n gekauft werden, oft nicht der Produktsic­herheit und den hiesigen Vorschrift­en entspreche­n.“Wegen der großen Masse an Lieferunge­n könnten die Behörden die Artikel bei der Einfuhr aber nicht ausreichen­d kontrollie­ren.

„Wir sind damit überforder­t, hier eine Kontrolle durchzuset­zen, die sicherstel­lt, dass die geltenden Gesetze in Europa und in Deutschlan­d auch tatsächlic­h eingehalte­n werden“, betont Tromp. Laut HDE kommen inzwischen rund 45 Prozent der online im Ausland bestellten Artikel aus China.

Nicht immer sind sich Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r dessen bewusst. Bei einer beauftragt­en Umfrage des Marktforsc­hungsinsti­tuts IFH Köln gaben 40 Prozent an, erst bei der Lieferung der bestellten Ware festgestel­lt zu haben, dass diese aus dem Ausland gekommen sei.

Viele Waren kommen aus dem Ausland.

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