Online-boom vorerst vorbei
Viele Menschen bestellen lieber im Internet, als in einen Laden zu gehen. Insgesamt lässt der Trend aber nach.
Wer neue Schuhe, Kopfhörer oder einen Laptop kaufen möchte, greift inzwischen oft zum Smartphone statt ins Geschäft zu gehen. Schließlich lässt sich fast alles bequem vom Sofa aus im Internet bestellen. Doch der Online-boom im Handel ist vorerst vorbei.
Seit dem Rekordjahr 2021 stagnieren die Umsätze im Internet, wie der aktuelle Online-monitor des Handelsverbands Deutschland (HDE) zeigt, den der Verband am Montag vorstellte. Der Umsatzanteil des Online-geschäfts am gesamten Einzelhandel ist im vergangenen Jahr auf etwas mehr als 13 Prozent gesunken. Für das laufende Jahr prognostiziert der HDE zwar einen neuen Rekordumsatz von mehr als 88 Milliarden Euro. Doch an die hohen Wachstumsraten der Corona-jahre reicht das nicht heran. „Gemessen an dem sehr dynamischen Wachstum der Jahre 2019 bis 2021 hat sich die Entwicklung konsolidiert“, sagt der stellvertretende Hde-hauptgeschäftsführer Stephan Tromp.
Eingebüßt haben vor allem die Branchen, die während der Pandemie besonders vom OnlineBoom profitiert haben: Heimwerker- und Gartenbedarf, Wohnungsund Einrichtungsgegenstände aber auch Elektroartikel waren 2023 deutlich weniger gefragt und verzeichneten im Internet
Umsatzrückgänge. Zugenomn- deigenhandel des Konzerns hinzu, men hat hingegen die Nachfrage steht Amazon für rund 60 Prozent nach online bestellten und gelieferten des gesamten Online-handels in Supermarktprodukten, also Deutschland – 8,5 Prozentpunkte vor allem nach Lebensmitteln und mehr als im Jahr davor. Getränken.
Jüngst verkündete der Lebensmittel-lieferdienst Getir für sich und die Marke Gorillas zwar das
Aus für den hart umkämpften deutschen Markt. Doch Tromp geht davon aus, dass das Segment weiter wachsen wird und sich insbesondere etablierte Anbieter wie die Supermarktketten Rewe oder Edeka durchsetzen könnten.
Dass sich der Hype um den Online-handel etwas beruhigt, zeigt sich auch aufseiten der Unternehmen. „Die während der Coronajahre aufgekommene Euphorie im
Hinblick auf Online scheint vorüber“, schreibt der Verband in dem Bericht. Der Anteil der
Händler, die ihre Waren auch über das Internet verkaufen, ist von 45 Prozent im Jahr 2020 auf
41 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Von denjenigen, die online verkaufen, tun dies knapp zwei Drittel über den eigenen Onlineshop.
Doch dominiert wird der Internethandel weiterhin von großen
Plattformen, allen voran vom Ushandelsriesen Amazon. Mehr als
40 Prozent des Online-umsatzes wurde laut Hde-monitor über dessen Marktplatz erbracht, auf dem Händler ihre Produkte einstellen können. Nimmt man den
Mode und Kleidung sowie Elektronikartikel bleiben die tragenden Säulen des Internetgeschäfts. Zusammen kommen sie auf einen Umsatzanteil von rund 45 Prozent. Ebenfalls stark bleibt der Handel mit Freizeitprodukten wie Fahrrädern oder anderen Sportartikeln.
Im Modebereich bereitet vor allem die zunehmende Beliebtheit sogenannter Fast-fashionplattformen
aus China Sorge mit Anbietern wie Temu und Shein. Der Begriff Fast Fashion beschreibt günstige, auf kurzes Tragen ausgelegte Kleidung, die häufig schnell wieder weggeworfen wird.
„Temu und Shein haben sehr stark an ihrer Bekanntheit gearbeitet“, betont Tromp. Das Problem: „Testkäufe durch eigene Mitgliedsunternehmen sowie Zahlen der Bundesnetzagentur zeigen, dass ein großer Teil der Produkte, die auf diesen Plattformen gekauft werden, oft nicht der Produktsicherheit und den hiesigen Vorschriften entsprechen.“Wegen der großen Masse an Lieferungen könnten die Behörden die Artikel bei der Einfuhr aber nicht ausreichend kontrollieren.
„Wir sind damit überfordert, hier eine Kontrolle durchzusetzen, die sicherstellt, dass die geltenden Gesetze in Europa und in Deutschland auch tatsächlich eingehalten werden“, betont Tromp. Laut HDE kommen inzwischen rund 45 Prozent der online im Ausland bestellten Artikel aus China.
Nicht immer sind sich Verbraucherinnen und Verbraucher dessen bewusst. Bei einer beauftragten Umfrage des Marktforschungsinstituts IFH Köln gaben 40 Prozent an, erst bei der Lieferung der bestellten Ware festgestellt zu haben, dass diese aus dem Ausland gekommen sei.
Viele Waren kommen aus dem Ausland.