Bauern leiden unter niedrigem Milchpreis
Molkereien zahlen erstmals Literpreise unter 20 Cent – Debatte um Mengenreduzierung
- Der Milchpreis fällt immer weiter. Einige Molkereien zahlen nach Angaben der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“inzwischen nur noch 18 bis 19 Cent je Liter. Damit fiel der Preis erstmals unter die Marke von 20 Cent. Auch Milchbauern aus der Region leiden unter den niedrigen Preisen.
Um kostendeckend wirtschaften zu können, bräuchten die rund 75 000 Milchbauern in Deutschland einen Erzeugerpreis von etwa 40 Cent pro Liter. Die Bundesregierung will mit einem Millionenbetrag helfen, über den Ende des Monats bei einem Milchgipfel gesprochen wird. Agrarminister Christian Schmidt (CSU) betonte, dass die Überproduktion den Preis drücke: „Es gibt nur einen Weg, wir müssen die Produktion eindämmen“, sagte Schmidt.
Eine Rückkehr zu einer Quotenregelung, um die Milchmenge zu verringern, lehnt Schmidt weiter ab, stellte aber zugleich Hilfen für die Bauern in Aussicht. Die EU hatte im März unter anderem den Weg für freiwillige, zeitlich begrenzte Men- genreduzierungen in den EU-Staaten für Milchprodukte freigemacht. Anfang Mai hatte Discount-Marktführer Aldi die Preise für einen Liter frische Vollmilch von 59 auf 46 Cent gesenkt und das mit dem Überangebot begründet. Zudem belastet das russische Embargo auf Lebensmittel den europäischen Milchmarkt.
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) warf Schmidt Untätigkeit vor. Der Plan, Milchbauern Steuererleichterungen oder Kreditbürgschaften zu gewähren, verpuffe, sagte der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber. Ursache des Problems sei Überproduktion nach Ende der EU-Milchquote.
Im Südwesten liegen die Milchpreise mit durchschnittlich 27 Cent pro Liter relativ hoch. Dennoch beklagen auch hier die Milchbauern fallende Preise. Die Bauern schrieben „rote Zahlen“, heißt es vom Landesbauernverband. Rolf Weidner, Kreisvorsitzender des BDM in Ravensburg, fordert im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“eine europaweite Reduzierung der Milchmenge. Besser stehen indes Biobauern da, die im Schnitt 49 Cent pro Liter erhalten.