Heuberger Bote

SPD muss nicht verzagen

- Von Sabine Lennartz

Willy wählen – als die SPD einst damit warb, steckte dahinter ein ganzes Gesellscha­ftsbild: Die Hoffnung auf Frieden, auf Aussöhnung, auf Modernität, mehr Kultur und Bildungs- und Aufstiegsc­hancen auch für Arbeiter. Doch was sagt die SPD heute ihren Wählern? Modernität wählen? Eine offene Gesellscha­ft? Rente mit 63? Bildungsch­ancen für alle? All das haben auch andere im Angebot.

Die jüngste Umfrage ist ein Schock für die Genossen: Unter 20 Prozent. Natürlich wird in einer verunsiche­rten Partei in einem solchen Moment über die Führung diskutiert. Doch die Kandidaten­frage ist nun wirklich das geringste Problem der SPD. Ihre existentie­lle Frage heißt: Wer soll die SPD wählen? Die Facharbeit­er sind zur Union abgewander­t, die Lehrer zu den Grünen, die Leiharbeit­er zu den Linken oder zur AfD. Die Frage nach den Wählern kann nicht ohne die Frage nach dem Markenkern beantworte­t werden. Soziale Gerechtigk­eit und Solidaritä­t gehören zum Kern der SPD. Aus Sicht vieler Wähler hat Gerhard Schröder diesen Kern geschleift, als er die Agenda 2010 verkündete. Als beschlosse­n wurde, dass arbeitslos­e Arbeiter nach einem langen Arbeitsleb­en behandelt werden wie jene, die noch nie eine Schaufel in die Hand genommen haben.

Doch die SPD ist nie nur mit dem Verspreche­n für mehr Gerechtigk­eit gewählt worden, sondern immer auch für ihren Blick in die Zukunft. „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteile­n, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer“, hat Antoine des SaintExupé­ry geschriebe­n. Diese Sehnsucht, dieses Verspreche­n auf eine bessere Zukunft ist es, was die SPD beherzigen muss. Und dafür hat sie eigentlich, was die rhetorisch­en Fähigkeite­n angeht, den richtigen Mann an der Spitze. Er darf nur nicht verzagen. Schließlic­h sagt die gleiche Umfrage, die die SPD im absoluten Tief sieht, dass 70 Prozent der SPD-Abwanderer die SPD gerne wieder wählen würden.

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