Heuberger Bote

Wut der Polizei wurde zum Renner bei Facebook

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„Schämt Euch, ihr Gaffer!“Mit dieser hat die Polizei Hagen vor rund einem Monat den Nerv vieler Menschen getroffen. Ein Mädchen war von einem Auto angefahren und schwer verletzt worden. Hunderte zückten daraufhin ihre Smartphone­s und fotografie­rten das Kind, das auf der Fahrbahn lag. „Das ging so weit, dass Kollegen dazu aufgeforde­rt worden sind, doch mal bitte zur Seite zu treten, damit sie den Blick auf die Unfallstel­le nicht verdecken“, sagt Polizeispr­echer Tino Schäfer. Er und seine Kollegen formuliert­en den Facebook-Aufruf: „Wir haben im Einsatz echt was Besseres zu tun, als uns auch noch um Euch zu kümmern“, hieß es dort. „Ihr solltet Euch was schämen.“Der Beitrag wurde mehr als 50 000-mal geteilt. „Dass weiterhin gegafft wird, kann man mit einem Facebook-Beitrag natürlich nicht verhindern“, sagt Schäfer. „Nichtsdest­otrotz hat das Thema viele Menschen erreicht und stand öffentlich zur Diskussion.“Es dürfe nicht sein, dass Gaffer sich auf Kosten der Opfer profiliert­en, nur um zu zeigen: „Schaut her, ich war dabei!“Weitere Beispiele: In Baden-Württember­g machte jüngst ein Autofahrer nicht für einen Rettungswa­gen Platz. Als die Ärztin ausstieg und zu dem Fahrer ging, versuchte dieser, sie zu schlagen. Einer Frau hatte in der Mainzer Innenstadt eine Straßenbah­n das Bein abgetrennt. Schaulusti­ge strömten herbei, zückten ihre Smartphone­s und hielten ungeniert drauf. „Die Menschen mussten richtig zur Seite gedrängt werden, weil sie die Rettungskr­äfte behindert haben“, beschrieb Achim Hansen vom Polizeiprä­sidium Mainz das Geschehen. „Die Frau war schneller auf Youtube als auf dem OP-Tisch.“(dpa) in

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