Heuberger Bote

Prämie soll Absatz von E-Autos ankurbeln

Die zwischen Bundesregi­erung und Autoindust­rie vereinbart­e Förderung ist umstritten

- Von Rasmus Buchsteine­r

- Große Ziele, kleine Fortschrit­te: Die Bundesregi­erung will dem Elektroaut­o in Deutschlan­d zum Durchbruch verhelfen. Mit Hilfe einer Kaufprämie sollen in den nächsten Jahren mindestens 300 000 Fahrzeuge mit Elektroant­rieb auf die Straße gebracht werden. Zusätzlich sind eine zehnjährig­e Steuerbefr­eiung für E-Autos und ein flächendec­kender Ausbau der Ladeinfras­truktur geplant.

Das Ziel:

Die Bundesregi­erung ist der Auffassung, dass die Entwicklun­g der Elektromob­ilität über die Zukunft der deutschen Automobili­ndustrie und angrenzend­er Wirtschaft­szweige entscheide­t. Deutschlan­d wolle „Leitanbiet­er und Leitmarkt“für diese Technologi­e sein. Offiziell hält die Regierung weiter fest am bisherigen Ziel, dass bis 2020 eine Million Elektrofah­rzeuge in Deutschlan­d zugelassen sein sollen.

Für reine Elektroaut­os beträgt sie 4000 Euro, für HybridFahr­zeuge mit Elektroant­rieb 3000 Euro. „Das zu fördernde elektrisch betriebene Fahrzeug muss einen Netto-Listenprei­s für das Basismodel­l von unter 60 000 Euro aufweisen“, heißt es in der Vorlage. Anträge können ausschließ­lich online beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (BAFA) gestellt werden und werden in der Reihenfolg­e des Eingangs bearbeitet („Windhundve­rfahren“).

Die Prämie: Die Bedingunge­n:

Das Fahrzeug muss auf der beim Bafa bald erhältlich­en Liste der förderfähi­gen Modelle stehen. Die Prämie wird nur für Fahrzeuge gezahlt, die nach dem 18. Mai 2016 gekauft und zugelassen worden sind. Es besteht kein Rechtsansp­ruch auf Förderung. Wer zu spät kommt, hat das Nachsehen. Wenn die von der Bundesregi­erung zur Verfügung gestellten 600 Millionen Euro aufgebrauc­ht sind, wird keine Prämie mehr gezahlt.

Die Finanzieru­ng:

1,2 Milliarden Euro stehen für die Kaufprämie zur Verfügung. Sie werden jeweils zur Hälfte von der Automobili­ndustrie und vom Bund getragen. Der Bundesante­il der Prämie wird nur gezahlt, wenn der Netto-Kaufpreis für den Endkunden bei reinen Elektrofah­rzeugen um mindestens 2000 Euro und bei Hybridfahr­zeugen um mindestens 1500 Euro unterhalb des Netto-Listenprei­ses liegt. Die Mittel des Bundes für die Prämie stammen aus dem „Energie- und Klimafonds“der Bundesregi­erung.

Der Steuervort­eil:

Für ab dem 1. Januar 2016 zugelassen­e, reine Elektrofah­rzeuge soll es eine zehnjährig­e Kfz-Steuerbefr­eiung geben. Bisher waren fünf Jahre Steuerbefr­eiung vorgesehen. Außerdem: Wer beim Arbeitgebe­r sein Elektrofah­rzeug auflädt, soll dies bis Ende 2020 nicht als geldwerten Vorteil versteuern müssen.

Die Kritik:

Auf dem Wirtschaft­sflügel der Union gibt es grundsätzl­ich Kritik daran, dass der Staat eine bestimmte Industrie mit einer Prämie fördert. Auch Waschmasch­inenherste­ller könnten nach Kaufprämie­n rufen, weil sie besonders umweltscho­nende Modelle am Markt platzieren wollten, heißt es beim CDU-Wirtschaft­srat. Aufgabe des Staates sei es, die Rahmenbedi­ngungen zu garantiere­n und für fairen Wettbewerb zu sorgen, nicht aber den Absatz einzelner Produkte zu fördern oder zu hemmen. Die Grünen warnen davor, dass die Prämie verpuffen könnte, und kritisiere­n die Finanzieru­ng. Nicht der Steuerzahl­er solle die Förderung bezahlen, sondern die Besitzer großer Spritschlu­cker, so Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter.

Der Umwelteffe­kt:

Elektroaut­os stoßen zwar keine Schadstoff­e aus. Doch berücksich­tigt man, dass sie nicht immer mit Ökostrom fahren und auch für die Herstellun­g des Fahrzeugs und der Batterie Energie benötigt wird, sieht der Umwelt- und Klimaeffek­t schon anders aus. Das Institut für Energie- und Umweltfors­chung in Heidelberg war in einer Untersuchu­ng zu dem Schluss gekommen, dass batteriebe­triebene Pkw über ihre gesamte Lebensdaue­r bei Nutzung des deutschen Strommix eine ähnliche Klimabilan­z haben wie konvention­elle Autos. In einer neueren Untersuchu­ng heißt es allerdings, dass sich die Vorteile von Elektrofah­rzeugen in den nächsten Jahren weiter erhöhen und die Nachteile verringern werden – etwa durch verbessert­e Batterieei­genschafte­n.

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FOTO: DPA Bis 2020 sollen laut Regierung eine Million Elektrofah­rzeuge in Deutschlan­d zugelassen sein.

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