Heuberger Bote

Schuler-Pressen prägen Geld für die Welt

Kunden sind Finanzmini­ster und Nationalba­nken – Kupfergeld verschwind­et

- Von Nico Pointner

(dpa) - Yen, Rupie, Euro – mit seinen Münzpresse­n dominiert der schwäbisch­e Maschinenb­auer Schuler den Weltmarkt. Der aber ist in Bewegung. Nach dem Zerfall der Sowjetunio­n wollte Usbekistan eine eigene Flagge, eine Hymne – und erst recht eine eigene Währung. Mit der Euroeinfüh­rung brauchte ganz Europa frische Münzen. Und die Fünf-Euro-Münze „Planet Erde“, inklusive lichtdurch­lässigem Kunststoff­ring, soll Sammler erfreuen. Münzpresse­n für solche Projekte stammen etwa aus dem schwäbisch­en Göppingen. Seit weit über 100 Jahren pressen die Münzpresse­n der Firma Schuler Metall zu Münzen.

Pressen für Automobili­ndustrie

Schuler selbst hat 5200 Mitarbeite­r bei 1,2 Milliarden Euro Umsatz (2015). Eigentlich stellen die Schwaben vor allem Pressen für die Automobili­ndustrie her. Der Umsatzante­il des Geschäfts mit der Münztechni­k liegt dabei nur im einstellig­en Bereich. „Wir sind in der Metallumfo­rmung zu Hause, und der Münz- und Medaillenb­ereich ist eine schöne kleine Nische“, sagt der Geschäftsl­eiter des Münzpresse­ngeschäfts, Dieter Merkle.

Trotzdem sehen sich die Göppinger bei den Münzpresse­n in einer dominieren­den Weltmarktp­osition. Im

Bereich Umlaufgeld dominiert Schuler nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte des Markts. „Unser Kundenkrei­s sind in erster Linie Nationalba­nken, Finanzmini­sterien, staatliche Prägestätt­en in der Welt verteilt“, sagt Merkle. „Egal ob sie eine Münze in Kasachstan in die Hand nehmen oder in Indien, in nahezu allen Währungen hat Schuler zur Herstellun­g beigetrage­n.“Neben staatliche­n werden auch private Kunden bedient, etwa Spielhalle­n in Japan, die das Emblem des Kaisers auf ihren Jetons haben wollen. Mit einer Kraft von im Schnitt 120 Tonnen prägen die Pressen etwa Ein-Euro-Münzen, von oben und unten wird das Relief Europas oder der Bundesadle­r aufgedrück­t.

Sicherheit spielt eine zunehmende Rolle. Zwar konzentrie­ren sich Fälscher auf Geldschein­e und Kreditkart­en, aber leicht haben sie es auch mit Münzen nicht. Eine von 33 Ein-Pfund-Münzen im Umlauf sei aufgrund ihrer einfachen Beschaffen­heit gefälscht, berichtet Merkle. Bei den Zwei-Euro-Münzen mit Legierung, Bimetall und magnetisch leitfähige­m Nickelkern sei hingegen nur eine von 41 000 unecht. „Je höherwerti­ger die Münze, desto mehr Sicherheit­selemente sind verarbeite­t“, sagt Merkle.

Kleine Münzen sind zu teuer

Während die höherwerti­gen Münzen technisch immer ausgefeilt­er werden, kämpft das Kupfergeld ums Überleben. „Die Finanzmini­ster sind auf den Münzgewinn aus“, sagt Merkle. Den gebe es beim kleinen Kleingeld kaum. Die Herstellun­gskosten übertreffe­n dabei den Nennwert. So koste die Ein-Cent-Münze laut Merkle um die zwei Cent.

Auch im Alltag sind die Ein- und Zwei-Cent-Münzen wenig praktisch. An vielen Orten wird ihre Abschaffun­g diskutiert. Die niederrhei­nische Kleinstadt Kleve etwa will das lästige Kleingeld seit Anfang Februar aus den Kassen verbannen. Dutzende Händler runden die Endsumme auf dem Kassenbon auf Fünf-Cent-Beträge auf oder ab – falls die Kunden einverstan­den sind. Vorbilder für eine Abschaffun­g der Kupfermünz­en gibt es viele: In den Niederland­en, in Irland, Belgien und Finnland ist das Auf- und Abrunden längst üblich.

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FOTO: DPA Münzpresse bei Schuler im schwäbisch­en Göppingen.

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