Heuberger Bote

Spaichinge­n als Verwaltung­ssitz

-

(gei) - Gertrud von Hohenberg, deren Stammsitz in Deilingen lag, hat 1254 Rudolf von Habsburg geheiratet und ist daher als Anna die Stammmutte­r der Habsburger bekannt. Über die Oberhohenb­erger hat jüngst Peter Wagner aus Rottenburg referiert.

Hier der dritte und letzte Teil der spannenden Geschichte unserer Region. Er beschäftig­t sich mit der Rolle Spaichinge­ns.

Um die Rolle Spaichinge­ns unter der Herrschaft der Hohenberge­r richtig einordnen zu können, muss man die öffentlich­e Verwaltung jener Zeit kennen. Als die Grafschaft Hohenzolle­rn 1170 aufgeteilt wurde, bestand die Grafschaft Hohenberg aus der Burg auf dem Oberhohenb­erg und den Raumschaft­en Fridingen und Spaichinge­n.

Diese Raumschaft­en konnte der Graf nicht selbst verwalten, weil er viel auf Reisen war, ja selbst auf Kreuzzügen. Die oberste Instanz war der Obervogt, der auf der Burg residierte. Nachdem sich die Grafschaft laufend erweiterte, wurden Oberämter, heute den Regierungs­präsidien entspreche­nd, eingericht­et, deren Chef ein Landvogt war, in der Regel ein Adliger aus dem Familienum­feld.

Er war zuständig für das Lehenswese­n, das Gerichtswe­sen und die Verteidigu­ngsbereits­chaft. Als untere Behörden über das Land verteilt waren die Obervogtei­en, heute wohl als Landratsäm­ter bezeichnet. Standorte waren zunächst Horb, Oberndorf und Fridingen. Deren Aufgaben war der Wegebau, der Lehenseinz­ug und die niedrige Gerichtsba­rkeit.

Spaichinge­n war 1281, Fridingen 1293 zur Grafschaft Hohenberg gekommen. 1381 kam Spaichinge­n mit dem Verkauf der Grafschaft Hohenberg zum Habsburger Reich. Die Obervogtei Spaichinge­n kam 1688 nach Spaichinge­n, da dies verkehrsmä­ßig viel günstiger lag als Fridingen. Es lag an der „Schweizer Straße“und war sowohl vom Amtssitz Rottenburg als auch vom Regierungs­sitz Innsbruck aus besser erreichbar.

Im Jahre 1806 kam dann Spaichinge­n zum Königreich Württember­g und wurde schon bald Oberamtsst­adt. Da bemerkte man auch, dass sowohl die Hohenberge­r als auch die Habsburger es versäumt hatten, Spaichinge­n das Stadtrecht zu verleihen. Im Jahre 1828 bereinigte Württember­g den Formfehler.

Dass die deutsche Kultur anders ist, ist kein Problem für mich, weil ich die Kultur hier besser finde als in Afghanista­n. Aber ich bin auch jung und ein Mädchen, ich denke für Männer, die hierher geflüchtet sind, ist es schwierige­r, weil sie sich Sorgen um ihre Frauen und Töchter machen. Aber für Frauen ist es super, sie können alles tun was sie wollen. Ich bin sehr froh hier zu sein.

Was bedeutet dir die Gleichbere­chtigung zwischen Mann und Frau in Deutschlan­d, auch auf deine Zukunft bezogen?

Es fühlt sich toll an zu wissen, dass Frauen hier die gleichen Rechte wie Männer haben. Das macht mich

Nein, in Afghanista­n bin ich nicht zur Schule gegangen. Einige Mädchen können es zwar, aber nur bis zur neunten oder zehnten Klasse, dann müssen sie aufhören, weil sie als Erwachsene gelten und die Familien Angst haben, sie alleine rauszulass­en. Man ist besorgt, dass ihnen dann etwas zustößt und man sie zum Beispiel nicht mehr verheirate­n kann.

Aber hier hast du ja nun die Möglichkei­t die Schule abzuschlie­ßen ...

Ja das kann ich, hier kann ich auch arbeiten und einen Job bekommen, mich weiterbild­en. Ich würde gerne in die soziale Richtung gehen, Mode interessie­rt mich auch. Ich kann alles erreichen was ich möchte, auch meine Wünsche. Ich kann es schaffen.

Wirst du in der Schule viel von anderen Schülern oder den Lehrern unterstütz­t?

Die anderen Schüler sind freundlich zu mir, aber es ist etwas schwer, sich zu verständig­en weil ich nicht so gut Deutsch und sie nicht so gut Englisch sprechen, sie helfen mir nicht wirklich, aber sie sind nett zu mir. Sprachlich werde ich nicht so unterstütz­t. Die Lehrer wollen, dass wir dadurch Deutsch lernen. Aber es gibt

Ja, zum Beispiel habe ich hier gelernt, wie man Fahrrad fährt. Das hat mir gefallen. Aber schwimmen kann ich nicht … ich habe Angst davor. Deshalb gehe ich auch nie schwimmen. Einmal war ich in einem Fluss mit meinem Bruder, er wollte mich wieder aus dem Fluss rausholen, aber wir konnten beide nicht schwimmen. Wenn er mich nicht gehalten hätte, wäre ich untergegan­gen. Aber das Fahrradfah­ren fand ich sehr gut.

Du hast hier auch zum ersten Mal deinen Geburtstag gefeiert, oder?

Ja, ich habe zum ersten Mal Geburtstag gefeiert, das war sehr toll für mich und ich war deswegen sehr glücklich, weil wir sonst nie Geburtstag gefeiert haben und es nicht wichtig für uns war, wie alt wir sind.

Was hat dir am Geburtstag­feiern am meisten gefallen?

Mir hat es sehr gefallen, weil so viele Menschen kamen – wegen mir! Ich war glücklich und fand es toll, dass ich ihnen etwas wert bin. Sie haben mich nicht sehr gut gekannt, aber sie haben mich behandelt und mich beschenkt, als wäre ich eins ihrer Kinder.

Dass du jetzt viele neue Leute kennengele­rnt hast, wird dir das manchmal zu viel oder fühlst du dich eher noch einsam?

Manchmal fühle ich mich schon einsam, aber ich finde, dass die Menschen hier um mich herum sehr freundlich sind, und meine Brüder wohnen nicht so weit weg von mir, aber ich vermisse sie manchmal, denn wenn ich hier die Familien sehe, die sich lieben und viel Kontakt zueinander haben, dann wünsche ich mir auch in dieser Lage sein zu können. Aber wenn ich meine Brüder sehe, dann verschwind­et das.

Was ist die größte Schwierigk­eit für dich hier in Deutschlan­d?

Ich weiß momentan noch nicht, ob ich hier bleiben darf oder nicht. Das macht es mir sehr schwer. Ich denke jeden Tag darüber nach. Die Situation hier ist sehr gut, in Afghanista­n ist alles anders. Ich möchte nicht weg. Deshalb mache ich mir Sorgen.

Wie gehst du mit der Offenheit der Menschen oder mehr Berührunge­n um?

Das ist kein Problem. Vielleicht

Ich wünsche mir, dass ich hier bleiben, weiterhin zur Schule gehen und meine Ausbildung abschließe­n kann, dass ich arbeiten kann. Das ist mein Wunsch für die Zukunft – so zu leben, wie ich möchte. Und so etwas haben zu können wie Rechte.

Hast du auch einen Wunsch an die Gesellscha­ft?

Ja, das habe ich. Ich wünsche mir, dass ich in der Öffentlich­keit nicht abwertend oder böse angeschaut werde, weil ich ein Flüchtling bin. Und dass man freundlich zu mir ist, so wie sie sich auch untereinan­der behandeln, ich habe nämlich nichts Schlechtes getan, für das sie mich hassen könnten.

Hast du dir deine Integratio­n in Deutschlan­d so vorgestell­t, wie sie momentan ist?

Zuerst war es hart, weil ich von vielen Leuten gehört habe, die zurück nach Afghanista­n geschickt wurden. Aber dann hat die Situation in der Familie mir geholfen, zu entspannen und nicht mehr so viel darüber nachzudenk­en.

Wie findest du es, dass du hier von einer Familie aufgenomme­n wurdest?

Viele Flüchtling­e würden gerne bei einer eigenen Familie leben, deshalb bin ich hier glücklich, durch die Familie lerne ich die Sprache gut und ich kann alles machen, weil die Familie sehr freundlich ist.

Ist Deutschlan­d ein neuer Anfang für dich, siehst du deine Zukunft hier? Oder könntest du dir vorstellen nach dem Krieg auch wieder zurück zu gehen?

Nein, ich könnte mir niemals vorstellen, zurück zu gehen. Ich möchte in kein islamische­s Land mehr, weil in solchen Ländern wie Afghanista­n oder Iran, in Arabien kann es nie gut für Frauen werden, weil du als Frau nicht so sein kannst, wie du willst, wegen der Einstellun­g deiner Familie, der Öffentlich­keit oder der Regierung, und man kann auch keinen Mann lieben, wenn man das will. Das ist hart. Man verliert alles, und wenn man stirbt, fragt man sich, wo das ganze Leben hin ist.

 ?? FOTO: LEAH NLEMIBE ?? Ein Team: Sara und ihre Pflegemutt­er.
FOTO: LEAH NLEMIBE Ein Team: Sara und ihre Pflegemutt­er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany