Heuberger Bote

Ärztepfusc­h in Villingen-Schwenning­en?

Beschuldig­ter Mediziner soll sich in den Vereinigte­n Staaten aufhalten – Ehemalige Patienten befragt

- Von Eva-Maria Huber

(sbo) - Die Ermittlung­en gegen einen Mediziner aus der Region ziehen, auch geografisc­h, immer weitere Kreise. Einige Fachärzte aus der Region haben auf einen Schlag mehr Patienten bekommen. Der Kollege, dem sie das zu verdanken haben, praktizier­t nicht mehr an seiner alten Adresse und soll sich in den Vereinigte­n Staaten aufhalten.

Je länger sich die Ermittlung­en gegen den Facharzt aus der Region hinziehen, desto mehr verdichten sich verschiede­nste Gerüchte um den Mann. Hat er seine Zulassung freiwillig abgegeben? Dies wollte weder der zuständige Regionalve­rbandsspre­cher bestätigen noch der Anwalt des Mediziners, gegen den die Konstanzer Staatsanwä­lte seit bald einem Jahr ermitteln. Der Arzt habe die Zulassung nicht zurückgege­ben, weder freiwillig, noch unfreiwill­ig, hieß es aus der Kanzlei.

Fakt ist, dass das Praxisschi­ld an der alten Adresse seit geraumer Zeit fehlt. Der Mann, gegen den mittlerwei­le an die 30 Strafanzei­gen vorliegen, lässt sich bereits offiziell von einem anderen Facharzt aus der Region vertreten. Die Anwälte des Arztes dementiere­n, dass dies im Zusammenha­ng mit den Ermittlung­en der Konstanzer Staatsanwa­ltschaft stehe.

Praxisschi­ld weg, und nun scheint sich besagter Mediziner auch aus der Region verabschie­det zu haben. Gut informiert­en Kreisen zufolge soll der Arzt ins Ausland und zunächst an die Themse verzogen sein. Mittlerwei­le halten sich hartnäckig Gerüchte, dass der Mann Europa verlassen hat und sich in den USA aufhält.

Gerüchte, die sich auch den Weg nach Konstanz gebahnt haben. Andreas Mathy, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, bestätigte, dass aus dem „Kreis der Geschädigt­en“, die Verfahren angestreng­t haben, genau dies berichtet worden sei. „Polizeilic­h haben wir diese Informatio­nen jedoch noch nicht geprüft“, fügte er hinzu. Bevor nicht eindeutig entschiede­n sei, wie sich das Verfahren entwickle, werde man auch nicht aktiv. Nicht bestätigt wird der Umzug von den Anwälten des Arztes.

Der Mediziner steht seit bald einem Jahr im Fokus von Ermittlung­en der Konstanzer Staatsanwa­ltschaft. Nach Angaben von Andreas Mathy ist die Zahl der Strafanzei­gen bis Mitte Mai auf knapp 30 Anzeigen gestiegen. Bis zum Juni will der vom Gericht beauftragt­e Gutachter seine Expertise abgeschlos­sen haben. Dann kann die Staatsanwa­ltschaft, je nach Tenor des Gutachtens, Anklage erheben oder ein Strafbefeh­lverfahren einleiten.

Das Verfahren zieht sich deshalb in die Länge, weil noch weitere ehemalige Patienten des Facharztes befragt werden mussten. Doch eines kann der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft schon jetzt sagen: „So etwas ist bei uns nicht an der Tagesordnu­ng.“Ärztliche Kunstfehle­r, erwähnt er, werden im Allgemeine­n nicht gesondert erfasst, sondern laufen unter dem Delikt Körperverl­etzung.

Der Vorwurf gegen den niedergela­ssenen Mediziner: Dem Mann wird von ehemaligen Patienten Pfusch vorgeworfe­n. Mal soll er unnötige Operatione­n vorgenomme­n haben, mal soll er durch seine OPs Menschen „massiv geschädigt“haben. Vereinzelt sei im Anschluss an die Eingriffe eine Rekonstrui­erung der Nase nötig gewesen.

Der Fall schlug vor allem auch im Internet hohe Wellen. Immer wieder meldeten sich bei unserer Zeitung frühere Patienten, die sich durch die Eingriffe beeinträch­tigt sahen. Allerdings: Der Arzt bestreitet die Vorwürfe.

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FOTO: ARCHIV Wo hält sich der Arzt aus Villingen-Schwenning­en auf, gegen den bei der Staatsanwa­ltschaft 30 Strafanzei­gen eingegange­n sind?

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