Zwei Jungspunde mit großer Zukunft
Dortmunds Julian Weigl und Bayerns Joshua Kimmich treffen sich am Samstag im Pokalfinale
(dpa/zak) - Pep Guardiola sagte den bedeutsamen Karriereschritt von Joshua Kimmich und Julian Weigl schon vor dem ersten Bundesliga-Duell der Jungprofis voraus. „Sicher, beide werden in der Nationalmannschaft spielen“, sagte der katalanische Startrainer im Herbst. Die Ausnahmetalente des FC Bayern und von Borussia Dortmund rücken durch die Berufung von Bundestrainer Joachim Löw ins vorläufige deutsche EM-Aufgebot beim Pokal-Finale am Samstag in Berlin noch mehr in den Fokus.
Im ausverkauften Olympiastadion sind der 21 Jahre alte Münchner Kimmich und der 20 Jahre alte Dortmunder Weigl Gegner bei „einem richtigen Highlight“, wie der Bayern-Profi sagte. Und mit der Abreise ins Trainingslager der Weltmeister-Auswahl drei Tage später nach Ascona werden sie zu Konkurrenten um einen Platz im endgültigen Aufgebot für die EM vom 10. Juni bis 10. Juli in Frankreich.
Weigl reagierte mit großer Freude auf seine Nominierung: „Der Moment als der Anruf von Joachim Löw kam, war unbeschreiblich. Da bin ich ein bisschen im Dreieck gesprungen. Das war ein Traum für mich.“
Ähnlich euphorisch reagierte Kimmich: „Wenn man im vorläufigen Kader steht, dann versucht man auch alles, um dabei zu sein. Ich werde auf jeden Fall Vollgas geben. Ich habe zehn Tage Zeit, mich da zu zeigen. Aber erstmal kommt das Pokalfinale für uns.“Es ist das fünfte Duell zwischen Kimmich und Weigl im bezahlten Fußball; bislang gab es je einen Sieg und zwei Remis.
Eine EM-Teilnahme hätten sich die Nachwuchs-Nationalspieler noch vor gar nicht langer Zeit bestimmt nicht träumen lassen. Weigl, der mit 18 bereits kurzzeitig Kapitän der Löwen war, kämpfte in der Vorsaison in der 2. Bundesliga mit 1860 München erfolgreich gegen den Abstieg. Kimmich mühte sich mit RB Leipzig vergeblich um den Bundesliga-Aufstieg. Beim 1:1 und 0:3 aus Weigls Sicht standen beide in den Startformationen.
Nach den Wechseln in die erste Liga hatte der Münchner Kimmich mit einem 5:1 und 0:0 gegen BVB-Profi Weigl die Nase vorn. Mehr Spielminuten in den direkten Duellen aber hat der junge Dortmunder Aufsteiger, der jeweils 90 Minuten ran durfte.
„Ich bin überrascht, wenn ich diese Qualität sehe. Ein Spieler mit 19 oder 20 Jahren spielt mit dieser Persönlichkeit“, staunte selbst Guardiola über die Dortmunder Entdeckung der Saison. Trotz starker Konkurrenz startete der mit zwei Millionen Euro preiswerte Neuzugang, gefördert von Trainer Thomas Tuchel, bei der Borussia durch. „Die Art, wie Tuchel Fußballspielen lässt, ist Jule auf den Leib geschrieben“, befand BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Am Ende einer beachtlichen Saison standen in der Bundesliga 30 Einsätze für Weigl zu Buche. Nur drei BVB-Profis haben mehr Spiele bestritten. Tuchel schätzt vor allem sein sicheres Passspiel. Am letzten Ligaspieltag stellte Weigl mit 214 Ballkontakten im Spiel gegen Köln einen ligaweiten Rekord seit Beginn der Datenerfassung 1999 auf.
Kimmich, für den die Bayern sieben Millionen Euro bezahlten, stand in seinem ersten Jahr im Münchner Starensemble in 70 Prozent aller Pflichtspiele auf dem Platz. 23 von 33 in der Liga, neun von zwölf in der Champions League, drei von fünf im DFB-Pokal. „Er hat gezeigt, er hat die Qualität. Er ist ein schneller Spieler, kopfballstark. Er ist ein süßer, süßer Junge“, schwärmte Guardiola über seinen Musterschüler. „Ich liebe diesen Jungen.“
Löw spürte die „wahnsinnige Freude“bei den Länderspiel-Neulingen, wie auch deren Mitspieler. „Er ist wirklich ein klasse Junge, der noch vieles vor sich hat und trotzdem die große Bühne schon sehr gut bespielt hat“, lobte Weltmeister-Torwart Manuel Neuer den „Josh“.
Der VfB darf sich ärgern
Eines hat Kimmich seinem Konkurrenten Weigl voraus: Einen großen Titel. Mit der Meisterschaft erfüllte sich für ihn „ein Kindheitstraum“. Jetzt will Weigl mit seinem Premierenpokal in Berlin kontern. Anders als beim Duell in der Hauptstadt gibt es beim Kampf um einen EM-Platz aber nicht wirklich Verlierer. Selbst wenn beide nicht im endgültigen EM-Kader stehen sollten, würde im Sommer eine Traumreise locken: Bei den Olympischen Spielen in Rio könnten Weigl und Kimmich Seite an Seite spielen.
Der VfB Stuttgart dürfte sich derweil schwarzärgern: Die sieben Millionen, die er für Kimmich erhielt, sind schon jetzt viel zu wenig. Und auch an Weigl war der VfB im Sommer dran, der damalige Sportchef Robin Dutt und Ex-Chefscout Ralf Becker lehnten dann aber ab. Laut „Stuttgarter Zeitung“hatte der Klub erhebliche Zweifel an den Qualitäten des Talents, der Spieler genüge den Ansprüchen des Klubs nicht. Kein Wunder, dass die Stuttgarter abgestiegen sind. Die Statistik spricht für die Hessen. Von bisherig 64 Duellen gewannen sie 26, 17 gingen verloren. Zudem behielt in bisher 17 Relegationen zwölfmal der Bundesligist die Oberhand, darunter zweimal die Eintracht – 1984 gegen Duisburg und 1989 gegen Saarbrücken. Aber auch Nürnberg hat in der Relegation noch eine weiße Weste. 2009 gelang gegen Cottbus der Aufstieg, ein Jahr später gegen Augsburg der Klassenverbleib. Nach zwei Jahren im Unterhaus will der „Club“wieder nach oben. „Im ganzen Jahr haben wir Selbstvertrauen getankt. Jetzt versuchen wir, das i-Tüpfelchen aufzusetzen und in der Relegation noch etwas zu reißen“, sagt der Schweizer Trainer René Weiler. „Die Stimmung ist euphorisch“, fügt Kapitän Miso Brecko an. Torhüter Raphael Schäfer (37) will „versuchen, den Jüngeren den Druck zu nehmen. Sie sollen einfach die Geilheit auf die Spiele behalten.“