Heuberger Bote

„Das ist verheerend, grausam, hart und macht keinen Sinn“

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BERLIN - Das vom US-Präsidente­n Donald Trump verhängte Einreiseve­rbot stempelt Muslime als „potenziell­e Terroriste­n“ab. Europäisch­e Politiker sollten den Kontakt zur US-Regierung suchen und sie offen mit Kritik konfrontie­ren. Das sagte Omid Nouripour (Foto: imago), außenpolit­ischer Sprecher der Grünen-Bundestags­fraktion, im Gespräch mit Andreas Herholz.

Herr Nouripour, Sie haben auch die iranische Staatsange­hörigkeit und sind daher ebenfalls von dem von Trump verhängten Einreisest­opp betroffen. Welche Auswirkung­en hat das für Sie?

Das ist für mich persönlich eine große Einschränk­ung, aber es ist nicht dramatisch. Wenn ich als Außenpolit­iker und Transatlan­tiker nicht mehr nach Washington reisen kann, beeinträch­tigt das meine politische Arbeit. Ich habe Freunde in den USA, bin auch privat oft dort. Die Vereinigte­n Staaten sind ein großartige­s Land. Ich bin ein Fan. Für zigtausend andere Menschen sind die Konsequenz­en aber weitaus dramatisch­er. Da werden über Nacht Familien auseinande­rgerissen. Das ist verheerend, grausam, hart und macht keinen Sinn.

Donald Trump begründet das Einreiseve­rbot für Muslime aus sieben Staaten mit dem Kampf gegen den Terrorismu­s. Werden Muslime so nicht unter Generalver­dacht gestellt?

Dieses Einreiseve­rbot ist diskrimini­erend und stempelt Muslime als potenziell­e Terroriste­n ab. Wenn Trump es wirklich ernst meinen würde, müsste er es auch für Staaten verhängen, aus denen die Attentäter von 9/11 stammen, etwa SaudiArabi­en. Trumps Einreisest­opp ist Wasser auf die Mühlen der ISISTerror­miliz. Die Botschaft von ISIS lautet: „Der Westen will euch Muslime nicht“. Trump liefert ihnen jetzt dafür scheinbar den Beweis. Es fällt auf, dass die Staaten, in denen Trump Geschäftsb­eziehungen hat, alle nicht betroffen sind.

Sollten deutsche Politiker dennoch nach Washington reisen und das Gespräch suchen?

Es gibt Kollegen, die sagen: „Wenn du nicht fahren darfst, fahren wir aus Solidaritä­t auch nicht.“Andere fordern, Trump nicht nach Europa einreisen zu lassen. Das wäre völlig falsch. Die Antwort auf Einreiseve­rbote können keine weiteren Reiseverbo­te sein. Wer kann, sollte jetzt in die USA reisen. Wir müssen den Kontakt mit der neuen USAdminist­ration knüpfen, aber auch klarmachen, wofür wir stehen. Es geht darum, die transatlan­tischen Beziehunge­n als Wertegemei­nschaft zu bewahren.

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