Wildschweine auf Abschussliste ganz oben
Ohne Jagd würde sich die Population jedes Jahr verdreifachen
(dpa) - Sie vermehren sich rasch und stehen in der Jagdstatistik ganz oben: Wildschweine und Fleischfresser wie der Waschbär werden in Deutschland bejagt wie selten. Ohne diese Jagd wäre in drei Jahren eine natürliche Kapazitätsgrenze erreicht, sagt Oliver Keuling von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Ohne Abschüsse würde sich nach Angaben des Forschers die Wildschweinpopulation pro Jahr verdreifachen. Damit könne regional schnell eine Grenze von 30 Tieren pro Quadratkilometer erreicht werden. Wenn die Tiere die Felder durchpflügen, könnten die Schäden so groß sein, dass die Landwirtschaft am Ende wäre.
Besonderen Schaden würde das für Bundesländer wie das Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen oder Hessen bedeuten, in denen die Wildschweine am stärksten verbreitet sind, sagt Keuling. Aber auch in der Lüneburger Heide (Niedersachsen), in Ostdeutschland, Bayern und Baden-Württemberg fühlen sich Wildschweine offenbar wohl und vermehren sich rasant. „Es gibt kein anderes großes Säugetier in unseren Breitengraden, das bis zu zehn Junge kriegt“, sagt Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband (DJV).
Waschbär mit Rekordzahlen
Im Vergleich zum Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre ist die Zahl der erlegten Wildschweine um 16,2 Prozent auf über 610 000 Tiere gestiegen. Das teilte der DJV am Montag vor der internationalen Messe „Jagd & Hund“mit, die heute startet. Das ist der dritthöchste Wert seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen in den 1930er-Jahren. Der Klimawandel und das wachsende Nahrungsangebot mit Bucheckern und Eicheln im Wald sowie Raps und Mais auf den Feldern sind gute Grundlagen für die Ausbreitung. Inzwischen seien Wildschweine sogar in Gebieten über 1000 Metern Höhe gesehen worden, sagt Reinwald.
Geteilt sind die Meinungen über das zweite Problemtier, den ursprünglich in Nordamerika beheimateten Waschbären. Seine Zahl hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rasch vermehrt. Mitte der 1990erJahre hatten Jäger noch 3349 Tiere erlegt. In der Jagdsaison 2015/16 waren es 128 103, eine Rekordzahl. Beutetiere wie Jungvögel, Amphibien und Reptilien haben aus Sicht des Jagdverbandes bessere Überlebenschancen, wenn der Waschbär bejagt wird.
Für Wildbiologe Keuling von der Tierärztlichen Hochschule Hannover stellen die Waschbären keine so große Bedrohung da. Ihre Grenze sei vermutlich schon erreicht. Auch sei der wirtschaftliche Schaden nicht so hoch wie beim Wildschwein.