Kreuze und Kelche für den Dschihad
Acht Männer in Köln zu Haft verurteilt
(dpa) - Sie haben Geld für bewaffnete Dschihad-Kämpfer in Syrien gebraucht. Dafür gingen sie auf Beutezug bei den „Ungläubigen“. Ausgerechnet in christlichen Kirchen – in Köln und Siegen. Mehr als drei Jahre lang nahmen sie kostbare Messkelche, Kreuze oder Leuchter mit. Mal drangen sie durch Fenster ein, mal hebelten sie die Tür zu einer Sakristei auf oder versuchten einen Tresor aufzuschweißen. Am Montag ist in Köln nach einem Mammutverfahren das Urteil gegen acht Männer gefallen: Haftstrafen von zwei Jahren und sieben Monaten bis hin zu vier Jahren und zehn Monaten.
Die Täter gehören der salafistischen Szene an und sympathisieren teilweise stark mit der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS), wie der Vorsitzende Richter des Landgerichts, Ralf-Peter Sossna, sagt. Verurteilt werden die Männer überwiegend wegen schweren Bandendiebstahls. In einigen Fällen kommt noch gefährliche Körperverletzung hinzu.
Der „zu Recht angenommene“Verdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat war nicht beweisbar, schildert Sossna. Der Grund: Dass „nennenswerte Beträge“an Syrien flossen und an wen, habe man nicht nachweisen können. Die Beute der Männer zwischen 24 und 37 Jahren sei insgesamt „moderat“ausgefallen.
Wer sind die Täter? Der Richter zeichnet das Bild zunehmend radikalisierter Männer. Manche posteten Videos, die Enthauptungen zeigten, andere verbreiteten IS-Propagandabilder. Sie standen unter erheblichem sozialen Druck ihres Umfelds, sagt Sossna. „Wenn man schon nicht selber geht“, sollten sie zumindest finanzielle Hilfen für ihre kämpfenden Glaubensbrüder und deren Angehörige organisieren. Einige Männer unterstützten auch Ausreisewillige.
Beute als Spenden getarnt
Ein 33 Jahre alter Deutsch-Tunesier, der eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und fünf Monaten erhält, muss sich derzeit auch als mutmaßlicher IS-Helfer vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten. Wegen des Verdachts der Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Ebenso wie ein Bote, der Geld aus den Kircheneinbrüchen – getarnt als Spenden – nach Syrien bringen sollte.
Die Staatsanwaltschaft hatte in dem komplexen Verfahren Freiheitsstrafen von dreieinhalb bis sieben Jahren gefordert. An den 90 Verhandlungstagen wurden auch 340 abgehörte Telefonate abgespielt, die bei der Überführung der Bande eine wichtige Rolle gespielt hatten.
Die Gespräche zeigen dem Richter zufolge: Die Täter gingen hoch konspirativ vor, kommunizierten in Geheimcodes. Und sie stritten immer wieder untereinander, wer welchen Anteil der Beute bekommen sollte und was an die Kämpfer fließen sollte. Einig waren sie sich Sossna zufolge dagegen, dass man die „Ungläubigen“bestehlen darf.