Heuberger Bote

Familien vor Verschuldu­ng schützen

Mutpol und Diakonie Tuttlingen veranstalt­en Seminar „Rund um Geld und Haushalt“

- Von Matthias Jansen

- Die Familie ist größer geworden. Das Einkommen wird knapper. Vor allem Familien mit minderjähr­igen Kindern sind nicht selten von der Verschuldu­ng bedroht. Deshalb bietet die Diakonie in Tuttlingen zusammen mit Mutpol im Februar den vierwöchig­en Kurs „Jetzt helfe ich mir selbst – Informatio­nen und Tipps rund um Geld und Haushalt“an. Damit soll Familien mit Geldsorgen geholfen werden.

Einer Statistik zufolge, sei jeder vierte Mensch unter 25 Jahren verschulde­t, sagt Jürgen Hau, Schuldnerb­erater bei der Diakonie. „Familien mit Kindern sind schwerpunk­tmäßig betroffen. Durch die Geburt wird die finanziell­e Versorgung schlechter. Meist fällt ein Lohn weg. Den Zahlungsve­rpflichtun­gen kann nicht mehr wie gewohnt nachgekomm­en werden“, meint der stellvertr­etende Geschäftsf­ührer der Diakonie.

In dem Seminar, das am morgigen Mittwoch um 17 Uhr beginnt und an den folgenden drei Wochen zum gleichen Zeitpunkt stattfinde­t, können verschiede­ne Themen (s. Infokasten) besprochen werden, die helfen sollen, Geld zu sparen. „Wir arbeiten die Punkte je nach Interesse ab“, sagt Hau. Am Mittwoch werde unter den Teilnehmer­n abgefragt, was sie besonders interessie­rt.

Die Verschuldu­ng ist in den vergangene­n Jahren zu einem akuten Problem geworden. Seit 2006 ist die geschätzte Anzahl der verschulde­ten Haushalte in Deutschlan­d von 1,64 Millionen auf 2,05 Millionen im Jahr 2016 gestiegen. Das geht aus Daten des Bundearbei­tsminister­iums aus dem Entwurf zum fünften Armutsund Reichtumsb­ericht hervor. Im Jahr 2016 galten 4,17 Millionen Menschen als überschuld­et.

Auch im Landkreis Tuttlingen können viele Menschen ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen (unsere Zeitung berichtete). Rund 200 Menschen melden sich im Jahr bei Hau in der Diakonie-Schuldnerb­eratung, um sich helfen zu lassen. Beim Landkreis Tuttlingen, der ebenfalls seit Jahren verschulde­te Menschen unterstütz­t, waren es im vergangene­n Jahr 630 Personen. „Die Zahlen sind seit drei, vier Jahren stabil“, erklärt Regina Tauch, Sachgebiet­sleiterin für den Bereich Wohngeld, Bafög und Schuldnerb­eratung beim Landkreis Tuttlingen.

Die Anzahl der Fälle, die von Hau im Jahr abgeschlos­sen werden, sind seit 2007 gestiegen. Nach 40 Fällen zu Beginn waren es in den Jahren 2013 bis 2015 jeweils rund 80 Angelegenh­eiten, in denen der DiakonieMi­tarbeiter den Weg aus der Zahlungskl­emme ebnete. Im vergangene­n Jahr legte Hau 62 Fälle zu den Akten. Deutlich mehr Beratungen endeten 2016 mit einem Antrag auf private Insolvenz (33; 2007: 12 Fälle).

In den vergangene­n zehn Jahren hat sich, der Statistik der Diakonie zu Folge, die Verteilung der Verschuldu­ng auf Männer und Frauen umgekehrt. Mittlerwei­le müssen sich mehr Frauen Hilfe holen, um ihre Zahlungsun­fähigkeit zu überwinden. Ein deutlicher Anstieg ist bei der Gesamtsumm­e der Schulden (2007: 1,3 Millionen Euro; 2016: 2,2 Millionen Euro), der durchschni­ttlichen Verschuldu­ng (2007: 32 071 Euro; 2016: 35 195 Euro) und auch bei der Anzahl der Gläubiger (2007: 444; 2016: 883) zu erkennen.

Anmeldunge­n zum Kurs nimmt Adelheid Orner-Toscano von Mutpol unter Telefon 0172 / 4851957 oder per E-Mail an a.toscano@freenet.de sowie das CaritasDia­konie-Zentrum in Tuttlingen entgegen. Interessie­rte können sich in der Bergstraße 14, unter Telefon 07461 / 969 71 70 oder per E-Mail an info@diakonietu­ttlingen.de anmelden.

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FOTO: ARCHIV Kein Geld im Portemonna­ie: Gerade Familien mit minderjähr­igen Kindern sind von Armut und Verschuldu­ng bedroht. Mutpol und Diakonie in Tuttlingen wollen das mit Rat und Tat verhindern.

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