Generalinspekteur befiehlt Neustart in Skandal-Kaserne
Bundeswehr bestätigt Sex-Vorwürfe – Betroffene Einheit wird neu aufgestellt – Besuch hinter verschlossener Tür
(mö) - Die Organisation im Pfullendorfer BundeswehrAusbildungszentrum „Spezielle Operationen“wird grundlegend verändert. In der vergangenen Woche waren Berichte über demütigende Rituale, sexuelle Nötigung und sadistische Aufnahmerituale bekannt geworden. Die betroffene Ausbildungseinheit wird organisatorisch getrennt und neu aufgestellt, wie die Bundeswehr am Mittwoch nach einem Besuch von Generalinspekteur Volker Wieker (Foto: Bundeswehr/ Maximilian Schulz) mitteilte.
Nach dem ganztägigen Aufenthalt Wiekers in der Pfullendorfer StauferKaserne und den Gesprächen mit Soldaten hinter verschlossenen Türen, bestätigte das Heer auf seiner Homepage die bekannt gewordenen Verstöße gegen das „Gebot zur Achtung der Würde des Menschen, der sexuellen Selbstbestimmung und des Schamgefühls“. Es listet dort die Vorgänge zeitlich auf.
Als erste Konsequenz wird die II. Inspektion mit der „Combat First Responder“-Ausbildung, einer hochwertigen, erweiterten sanitätsdienstlichen Ausbildung zur Erstversorgung Verwundeter im Gefecht, künftig organisatorisch aufgeteilt. Damit soll der Neubeginn, den auch der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter-Bartels (SPD) gefordert hatte, ermöglicht werden.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte am Dienstag einen offeneren Umgang mit Missständen in der Truppe angemahnt. Die Ereignisse seien „bestürzende Zeichen für einen Mangel an Führung, Haltung und Kultur“.
Die Staatsanwaltschaft Hechingen fordert die Bundeswehr dazu auf, Informationen zu den bekannt gewordenen Fällen von sexueller Nötigung herauszugeben. Im Augenblick ermittelt sie wegen Körperverletzung, Nötigung und Freiheitsberaubung.