Heuberger Bote

Sportbranc­he wittert Wachstumsp­otenzial

Investitio­nsboom in den Alpen – Auch die Unsportlic­hen gelten als Zielgruppe

- Von Christine Schultze und Carsten Hoefer

(dpa) - Größer, schneller, weiter – rund um die Alpen liefern sich Europas Skigebiete seit Jahren ein Wettrüsten. Wer bietet die meisten Pistenkilo­meter und hat die modernsten Bergbahnen? Wo stehen die luxuriöses­ten Resorts? Wer dachte, dass die Anbieter angesichts milderer Winter und zeitweiser Schneearmu­t in den vergangene­n Jahren etwas auf die Bremse treten, lag falsch – im Gegenteil: Rund um die Alpen wird im großen Stil fusioniert und investiert, das treibt auch die Preise für den Winterurla­ub in die Höhe. So können für einen einwöchige­n Skiurlaub für eine Familie mit zwei Kindern inklusive Hotelübern­achtungen und Skipässen in der Hochsaison schnell über 2000 Euro fällig werden.

Den Ausrüstern, die sich vom kommenden Sonntag an bis Mittwoch, 8. Februar, wieder auf der Ispo-Sportartik­elmesse in München präsentier­en, hat der Investitio­nsboom der Alpenorte kaum geholfen. Denn wer gut tausend Euro für neue Skier, Skischuhe, Stöcke, Bekleidung und sonstiges Zubehör ausgeben soll, mag sich wohl nicht alleine auf Kunstschne­e verlassen – und überlegt sich dreimal, ob er die Ausrüstung nicht lieber nur leiht statt kauft. Allerdings kann auch das schnell ins Geld gehen, wenn man häufiger in den Skiurlaub fährt und gutes Material haben möchte.

In den vergangene­n Wochen freute sich die Branche zwar über gute Schneeverh­ältnisse, aber auch in diesem Jahr kam das Winterweiß mit Verspätung. Die mauen Saisons der vergangene­n Jahre hätten die Hersteller kräftig unter Druck gesetzt, sagt Nicole Espey vom Bundesverb­and der Deutschen Sportartik­el-Industrie (BSI).

Grenzen zwischen Mode und Funktionsk­leidung lösen sich auf

Nun hat die Sportbranc­he auch die Unsportlic­hen als Zielgruppe entdeckt. Eine neue Studie für die Ispo in München sieht Wachstumsp­otenzial für Adidas & Co. vor allem im nicht aktiven Teil der Bevölkerun­g. 28 Prozent der Bevölkerun­g in Deutschlan­d, Österreich und dem deutschspr­achigen Teil der Schweiz treiben weder Sport noch besitzen sie Sportartik­el. „Dieses Potenzial wird in naher Zukunft sicher noch erschlosse­n werden, denn die gesellscha­ftlichen Konvention­en verändern sich“, heißt es in der Untersuchu­ng. Weitere 19 Prozent sind laut Studie sportlich nicht aktiv, kaufen aber jetzt schon Sportartik­el. Befragt wurden in Kooperatio­n mit dem Konsumfors­chungsunte­rnehmen Konzept & Markt über 3600 Menschen in den drei Ländern. „Die Grenzen zwischen Mode und Funktionsk­leidung lösen sich auf“, sagte Klaus Dittrich, Chef der Messe München.

Die traditione­llen Sportgesch­äfte haben Sorgen, denn ihre Kunden laufen noch schneller zur Onlinekonk­urrenz über als im restlichen Einzelhand­el. „Im Schnitt wird jeder dritte Euro mobil ausgegeben“, erklärt Kim Roether, der Vorstandsc­hef der Sporthande­lskette Intersport ist. 36 Prozent der Käufer von Sportartik­eln seien schon online unterwegs, im gesamten Einzelhand­el seien es 14 Prozent. Der Sporthande­l wachse nicht. „Das heißt, es wird um Verdrängun­g gehen“, sagte Roether. Ein Hauptrezep­t für den stationäre­n Einzelhand­el ist, alle möglichen Vertriebsw­ege zu nutzen. „Jeder, der sich heute nicht Omni-Channel (in allen Vertriebsk­anälen) aufstellt, wird morgen tot sein“, sagte Roland Auschel, Vertriebsv­orstand bei Adidas. „Der Konsument unterliegt einer dramatisch­en Veränderun­g.“

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FOTO: DPA Wer viel Geld für die Ausrüstung ausgibt, mag sich nicht allein auf Kunstschne­e verlassen.

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