Ein „Schlag ins Gesicht“
Höhere Parkgebühren: Einzelhandel reagiert stocksauer auf Gutachter-Empfehlungen
VILLINGEN-SCHWENNINGEN - Das hat den Einzelhändlern gerade noch gefehlt. Für die sind Gutachter-Empfehlungen zu noch höheren Parkgebühren in Villingen-Schwenningen schlichtweg ein „Schlag ins Gesicht“. Statt die Wiedereinführung blauer Zonen oder „Happy hours“zu erwägen, soll das Parken teurer werden.
Dem Termin am Montag, 6. Februar, sehen die im Gewerbeverband Oberzentrum eingebundenen Einzelhändler mit Spannung entgegen. Die Stadt hat das Beratungsunternehmen KGSt (Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement) beauftragt, Vorschläge zur Konsolidierung des städtischen Haushalts auszuarbeiten. Dieser Entwurf wird jetzt vorgestellt. Bei „Bedarf“, heißt es, können Änderungswünsche beigesteuert werden. Der Bedarf an Diskussion und Änderungswünschen ist da, wenn man die Stimmung der geladenen Einzelhändler vor dem Termin auf sich wirken lässt.
Die Begeisterung für diese Gedankenspiele in punkto Parkraum hält sich in Grenzen. Rainer Böck, GVO-Vorstands-Mitglied, reagiert mehr als säuerlich auf solche Ideen. Seit vielen Jahren kämpfe der Handel für günstigen Parkraum „und jetzt das“. Mit „das“meint das Einzelhandels-Urgestein Überlegungen, denen zu Folge der Parkraum verknappt und verteuert werden und der Öffentliche Personennahverkehr im Gegenzug attraktiver gestaltet werden soll. „Im ländlichen Raum bringt das nichts, im Gegenteil, urteilt Böck, der noch weitere Abwanderungen auf die grüne Wiese befürchtet.
Auch für Heinz Schneider, lange Jahre im Gewerbevereinsvorstand Villingen, ist das Thema ein „gewaltiges Ärgernis“. Villingen-Schwenningen schaffe erst blaue Zonen und „Happy hour“(eine Stunde kostenfreies Parken) ab, verkaufe die eigenen Parkhäuser, um die Tarifgestaltung dem Betreiber zu überlassen, und jetzt soll der Autoverkehr durch erhöhte Parkgebühren noch weiter eingeschränkt werden, kritisiert Schneider. „Diese 230 000 Euro Gutachterkosten hätte man wesentlich effizienter investieren können“, ärgert er sich.
„Tod für Innenstadt“
Wer hier Parkgebühren erhöhen möchte, rügt er, „hat von der hiesigen Situation anscheinend keine Ahnung“. Eine solche Empfehlung „ist der Tod für unsere Innenstadt“, so Schneider. „Die gravierenden Leerstände in Villingen-Schwenningen scheinen weder die Stadtverwaltung noch den Gemeinderat zu beunruhigen“, setzt der einstige Geschäftsmann noch eines drauf. Kurzum: Für die Händler ist die Stadt, folgte sie diesen Empfehlungen, nicht auf dem Königsweg, sondern eher auf dem Holzweg.
Ein Ärgernis vor allem deshalb, weil es die Konkurrenz in der Nachbarschaft so ganz anders mache, zeigen Böck und Schneider auf, so zum Beispiel Einkaufsstädte wie Rottweil, Tuttlingen oder Balingen. Diese sehen sich als kundenfreundliche Kommunen und bieten ihren Besuchern freies Parken nahe der Innenstadt an, wenn auch teilweise zeitlich begrenzt. „Warum machen wir das eigentlich nicht?“, fragen Böck und Schneider. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre für die Händler zum Beispiel die Wiedereinführung der „Happy hour“.
Kunden durften dabei eine Stunde frei parken, das Ganze wurde von den größeren Händlern finanziert, erinnert sich Schneider, Kosten etwa 15 000 Euro im Jahr. Nach ein paar Jahren sei es mit der glücklichen Stunde jedoch vorbei gewesen, ärgert sich Schneider. „Zu teuer für die Stadt“, habe es geheißen. Was bleibt sind wenig erbauende Kommentare, die man so höre: „Nach Villingen kann man zum Einkaufen nicht fahren“, fasst Schneider Kommentare zusammen. „Als Kundenfreundliche Stadt haben wir einen schlechten Ruf.“
Was hält die IHK SchwarzwaldBaar-Heuberg von den Plänen, den Parkraum zu verteuern? Generell ziehe eine Verknappung der Flächen und eine Verteuerung der Gebühren einen Frequenzrückgang nach sich. Mit einer „schlauen“Gebührenordnung lassen sich Kunden in eine Einkaufsstadt locken, zu den „Lockvögeln“gehören auch Angebote wie „Happy hour“, Brezeltaste und blaue Zonen.