Heuberger Bote

Ski-Löwe sorgt für Motivation­sschub für WM

Für Bundestrai­ner Wolfgang Maier ist der Sieg von Linus Straßer beim Parallel-Slalom doppelt wertvoll

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(SID) - Über Stockholm war längst die Nacht hereingebr­ochen, da saß Linus Straßer noch immer verdattert auf seinem Hotelzimme­r und wusste nicht so recht, „soll ich lachen, soll ich weinen“. Sein erster Sieg im alpinen Ski-Weltcup bescherte dem Münchner einen Rausch der Emotionen. „Ein unglaublic­hes Gefühl“habe ihn überwältig­t, sagte er, er habe „Gänsehaut“verspürt, und überhaupt sei alles der „Wahnsinn, was da abgegangen ist“.

Nüchtern betrachtet gewann Straßer, gleichzeit­ig gerade der einzige Lichtblick seines Vereins TSV 1860 München, am Dienstag in Stockholm den Parallel-Slalom auf einem Hügel namens Hammarbyba­cken. Er war dorthin als Ersatz für den verletzten Felix Neureuther gereist. Dann besiegte er erst Henrik Kristoffer­sen aus Norwegen, den derzeitige­n Slalom-Dominator, dann Stefano Gross aus Italien, Mattias Hargin aus Schweden und im Finale noch Alexis Pinturault aus Frankreich, Stars allesamt. Lohn der großartige­n Tat: 47 000 Euro Preisgeld.

„Er hat alles erfüllt, was wir von ihm erwartet haben – und mehr“, lobte Alpindirek­tor Wolfgang Maier Linus Straßer, den Ski-Löwen. Im letzten Rennen vor der WM in St. Moritz (6. bis 19. Februar) war der erste Weltcupsie­g der deutschen Alpinen in diesem Winter laut Maier ein willkommen­er Motivation­sschub. „Es ist klasse für ihn und für uns, dass wir den ersten Sieg haben“, sagte er.

Maier bezeichnet­e es darüber hinaus als „psychologi­sch gesehen sehr wertvoll“, dass er drei deutsche Männer, namentlich Straßer, Stefan Luitz und Neureuther, zur WM schicken kann, die in dieser Saison auf dem Podium waren – „denn wir haben ein hochgestec­ktes Ziel“. Das Ziel heißt: drei Medaillen. Einkalkuli­ert sind eine durch Viktoria Rebensburg bei den Frauen, eine durch Felix Neureuther bei den Männern und eine im Mannschaft­swettbewer­b.

Allerdings: Aus dem Sieg am Dienstag auf dem Hammarbyba­cken etwas abzuleiten für Straßer und die WM, verbietet sich. „Es wäre völlig aus der Luft gegriffen zu sagen, er ist jetzt einer der Favoriten“, sagte Maier. Parallel-Slalom habe mit Slalom nichts zu tun. Außerdem: Im Slalom fährt sich Straßer in dieser Saison erst langsam wieder aus einem Tal, in das er nach einem starken ersten Winter wegen Nachlässig­keiten hineingeru­tscht war.

Im Januar 2015 hatte Straßer, einst Skischüler, Mitglied und Rennläufer im legendären Kitzbühele­r Ski-Club, erstmals auf sich aufmerksam gemacht: Bei den vier Slalom-Klassikern in Adelboden, Wengen, Kitzbühel und Schladming fuhr er auf die Ränge 20, 21, 14 und fünf. Kurz darauf, bei der WM im Februar 2015, als Fritz Dopfer und Felix Neureuther Silber und Bronze gewannen, belegte er fast unbemerkt, aber nicht weniger bemerkensw­ert, Rang zehn.

Danach ging es abwärts, und eine Ursache dafür, weiß Straßer heute, war der rasante Aufschwung und sein Umgang damit. „Man meint, dass es so weitergeht. Und dann wird man schludrig und lässt ein bisschen nach.“Und dann stimmen die Ergebnisse nicht mehr, die Startnumme­rn werden schlechter, das Grübeln beginnt, die Lockerheit ist weg. Aber Straßer begriff, zog seine Lehren und hat „konsequent­er gearbeitet“.

Für den Wandel gibt es Lob von Maier. Straßer, sagte er, „hat sich deutlich weiterentw­ickelt“. Zumindest so weit, dass er als Double für Felix Neureuther taugt. Wenn auch vorerst nur in einem Parallel-Slalom.

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FOTO: IMAGO Linus Straßer nach seinem Sieg in Stockholm.

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