EU-Kritiker
Die EU ist für ihn die neue Sowjetunion, die den Zerfall verdient. Dem Euro sagt er den baldigen Zusammenbruch voraus: Ted Malloch macht aus seiner Verachtung für die Europäische Union keinen Hehl. Und das, obwohl der Wirtschaftsprofessor wohl Botschafter von US-Präsident Donald Trump bei der EU werden soll. Brüssel ist entsetzt – parteiübergreifend fordern Europaparlamentarier bereits, ihm die Akkreditierung zu verweigern.
Warum ausgerechnet er als ausgewiesener Brüssel-Kritiker diesen Job übernehmen solle, wurde der 64-Jährige vergangene Woche im BBC-Fernsehen gefragt: Auf einem Diplomatenposten bei der UNO habe er bereits dazu beigetragen, die Sowjetunion zum Zusammenbruch zu führen, antwortete Malloch verschmitzt. „Vielleicht gibt es jetzt eine andere Union, die etwas Zähmung braucht.“Tags zuvor hatte er bereits dem Euro in den kommenden 18 Monaten den Zusammenbruch prophezeit und das seit Jahren verhandelte Freihandelsabkommen TTIP mit den USA für „tot“erklärt.
An Erfahrung auf internationalem Parkett mangelt es Theodore Roosevelt Malloch jedenfalls nicht. Er kann auf Stationen beim Aspen-Institut und im Vorstand des Weltwirtschaftsforums von Davos verweisen, war Professor an den Universitäten Yale und Oxford und verdingt sich seit Anfang der 1990er-Jahre als Firmenberater. Besonders stolz ist er auf die Organisation des Weltkongresses für wirtschaftliche Entwicklung in Washington 1992, dessen Präsident er war. Einen UN-Posten in Genf bei der Wirtschaftskommission für Europa hatte er von 1988 bis 1991 inne. Der Job in Brüssel wäre nicht das erste Mal, dass Malloch für die US-Regierung arbeitet: Nach dem Studium der politischen Ökonomie an den Universitäten im schottischen Aberdeen und im kanadischen Toronto war er mehrere Jahre als Volkswirt im US-Außenministerium. Was ihn genau zum Trump-Fan machte, ist unklar. Schon im Mai 2016 hielt er jedenfalls ein flammendes Plädoyer für den Bau von Trumps Mauer zu Mexiko. (AFP)