Heuberger Bote

Kühl und klar

- Von Sabine Lennartz

So banal es ist: Reden ist immer besser als schweigen, zumindest in der Diplomatie. Angela Merkel hat mit dem türkischen Staatspräs­identen geredet. Und wie sich unschwer aus der Miene Recep Tayyip Erdogans ablesen ließ, nicht immer zu dessen Vergnügen. Sie hat klar, wenn auch diplomatis­ch, formuliert, dass sie sich um Pressefrei­heit und Gewaltente­ilung in der Türkei sorgt. Konfliktpu­nkte und Gesprächss­toff im deutsch-türkischen Verhältnis gibt es ohnehin genug: von den asylsuchen­den Soldaten über den Nato-Stützpunkt Incirlik bis zum Flüchtling­spakt.

Merkel sucht keine Auseinande­rsetzung, aber sie hat Erdogan offen ihre Meinung gesagt, und das ausführlic­h. Das ist das Beste, was man tun kann im Umgang mit Autokraten wie dem türkischen Staatschef, die ehrliche Worte in ihrem Umfeld immer weniger dulden und darum auch immer weniger gewohnt sind.

Dass Merkel am Abend auch die türkischen Opposition­svertreter in Istanbul treffen wollte, ist gut. Die Kanzlerin hat damit das erfüllt, was sich ihr Herausford­erer Martin Schulz von ihr gewünscht hat: Sie hat eine doppelte Botschaft gesendet. Wir wollen im Gespräch bleiben, aber wir sehen nicht einfach zu, wenn Unrecht geschieht, lautet sie. Kritiker befürchten trotzdem, dass Erdogan die Bilder von sich und Merkel für seine politische Zwecke verwerten könne. Das allerdings dürfte schwierig werden, denn Merkel hat ziemlich genau darauf geachtet, alles andere zu tun, als Erdogan werbetaugl­ich anzulächel­n.

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