Beschäftigte nutzen neues Angebot nicht
Heuberggemeinden in zwei Kreisen zeigen sich enttäuscht über Misserfolg der Buslinie 61
- „Enttäuschend.“Mit diesem einen Wort bringt Gosheims Bürgermeister Bernd Haller die Reaktionen der Gemeindeverwaltungen mehrerer Heuberggemeinden auf den Punkt. „Null bis eine Person“benutzt die Buslinie 61 pro Fahrt, wie das Landratsamt auf Anfrage dieser Zeitung informierte (wir haben berichtet). Zwei neue Linien waren nach jahrelangen Bemühungen Ende 2015 endlich eingerichtet worden. Für die Katz.
Beim Rätselraten, warum die Linie Wehingen-Obernheim-Oberdigisheim-Unterdigisheim-Nusplingen-Wehingen (mit Anschluss auf den Rest des Heubergs, ins Tal nach Spaichingen oder Aldingen zum Ringzug) so wenig angenommen wird, kommen Haller und sein Kollege Albin Ragg aus Deilingen – der Motor des „grenzübergreifenden“Busverkehrs – nur auf eine Lösung: Auf dem Land wollen gerade junge Leute nicht aufs Auto verzichten. Vielleicht aus Bequemlichkeit, vielleicht aus Prestigegründen.
„Man macht sich natürlich auch Gedanken, ob man etwas besser hätte machen können“, sagt Ragg. Er hatte vor allem mit seinem Obernheimer Kollegen Josef Ungermann das Projekt vorangetrieben.
Das Angebot zweier neuer Buslinien zwischen Zollernabkreis und Kreis Tuttlingen sei breit beworben worden. Und auch die Gemeinnützige Vereinigung der Drehteilehersteller sowie die Werbegemeinschaft Heuberg aktiv sei immer im Boot gewesen.
„Seit 20 Jahren wird in jeder Bürgerversammlung der Bedarf genannt.“Als Standortnachteil war die Grenzlage zwischen den Landkreisen immer wieder gescholten worden, sagt Ragg. Und jetzt werde das Angebot nicht genutzt. Die Vorteile liegen für Ragg immer noch auf der Hand: Es gebe rund 20 Verbindungen pro Tag zwischen den Landkreisen auf dem Heuberg, es gibt viele Berufsund Azubieinpendler aus dem Zollernalbkreis in den Kreis Tuttlingen und vor allem auf den Heuberg, die Berufsschule Spaichingen wäre aus dem ZAK gut zu erreichen, Parkplatzprobleme würden gemindert und der Stau in Spaichingen nicht erhöht.
Vereinzelt werden die Kosten für die Fahrkarten als Hinderungsgrund genannt. In der Tat, so die Information aus dem Nahverkehrsamt, gebe es mit dem Tarifverbund Naldo keine Kooperation über die von Linie 61 und 43, also bis Schömberg reichenden Gemeinden im Zollernalbkreis. Wegen eines geplanten Landestarifs lägen hier die Bemühungen auch auf Eis. Aber die direkt an den Kreis Tuttlingen angrenzenden Gemeinden würden durch das Tuticket-System erfasst. Sprich: Nach Wehingen und Deilingen sind es eine Zone, nach Spaichingen vier. Im Maximalfall kostet eine Monatskarte zwischen Obernheim und Spaichingen für einen Azubi 55,80 Euro. Jahreskarten sind im Verhältnis nochmal günstiger. Nur die Einzelfahrscheine sind teuer: Deilingen-Obernheim 2,40, Deilingen-Spaichingen 4,50 Euro.
Aber mit diesen hatte der Landkreis auch nicht gerechnet. Klar ist: „Ohne die Berufspendler können wir das Angebot nicht aufrecht erhalten“, sagt Albin Ragg, jetzt in seiner Funktion als Kreisrat und Nahverkehrsausschuss-Mitglied.
„Manche Firmen hatten gute Ansätze“
Der Bürgermeister der wirtschaftsstärksten Gemeinde mit den meisten Berufspendlern, Bernd Haller aus Gosheim, berichtet durchaus von Unterstützungsbemühungen einzelner Firmen. So habe etwa Schuler vom Sturmbühl einen Shuttle zur Bushaltestelle eingerichtet. „Manche Firmen hatten schon gute Ansätze und auch Anreize“bis hin zum vollständigen Bezahlen der Fahrkarten gezeigt. Denn die Betriebe haben auch ein Interesse daran, etwa, wenn das Thema Parkflächen immer wieder aktuell sei, gerade auch in Gosheim.