Ein Ausnahmetalent im Vorderen Schloss
Der italienische Nachwuchs-Pianist Luca Lione überzeugt bei Konzert in Mühlheim
- Tosenden Applaus des Publikums hat der Pianist Luca Lione für seinen Auftritt im Vorderen Schloss in Mühlheim geerntet.
Bevor Luca Lione in die Tasten greift, streicht er selbige zunächst beinahe zärtlich mit seinem Taschentuch ab. Ein kurzer Moment des Innehaltens, des finalen Sammelns. Eine Sekunde, zwei, drei … dann wirbelt sich der italienische Pianist virtuos durch Joseph Haydns Sonate in Es-Dur. Und wie!
Lione, das zeigt seine Biografie, erscheint als ein Ausnahmetalent: Ausgebildet an den italienischen Konservatorien in Cosenza und Venosa, wo er von Vincenzo Marrone D´Alberti unter anderem in der „Matthay-Taubman“-Methode unterrichtet wurde, macht er sich gegenwärtig einen Namen als einer der vielversprechendsten Pianisten Italiens – dafür sprechen zahlreiche nationale wie internationale Preise.
Der anwesende D´Alberti war es dann auch, der seinen Meisterschüler gemeinsam mit dem Mühlheimer Kulturamtsleiter Uwe Steinbächer bei seiner Konzertpremiere in Deutschland die Bühne bereitete und sich explizit für die Unterstützung des Nachwuchs durch den Lions-Club Tuttlingen bedankte.
Zu Beginn offenbart Lione vor allem ein Gespür für das Spiel mit den Kontrasten: Schnelle Sequenzen treffen auf langsame Momente, zärtliches Zirpen auf tosendes Dröhnen, kraftvolle Anschläge auf minimale Berührungen. Als Liones große Stärke offenbart sich an dieser Stelle das Gespür, mit der er vermeintlich brutale Widersprüche zu einem in sich verzahnten und verwobenen Klangteppich verstrickt.
Dieses Umspielen der Reibungen verlangt höchste Konzentration und eine totale Anspannung von Kopf und Körper. Dementsprechend ist dem Musiker zu Beginn eine gewisse Nervosität durchaus anzumerken, im aktiven Spiel legt sich die Anspannung aber schnell – nach wenigen Minuten erscheint Lione im Flow, im Tunnel.
Technische Brillanz reißt das Publikum mit
Den zweiten Teil widmet er Franz Liszts Ballade Nummer zwei, ehe er sich im Finale mit Schumanns Fantasie C-Dur auseinandersetzt. Die Konfrontation der Gegensätze tritt nun merklich zurück, Lione kreiert einen schwungvollen und düsteren Fluss, der in seiner Kompromisslosigkeit und technischen Brillianz einfach mitreißt.
Das Publikum, das den Veranstaltungssaal des Vorderen Schlosses in Mühlheim am Sonntagmorgen komplett füllte, zeigte sich jedenfalls euphorisch ob der Darbietung des Ausnahmekönners und stachelte diesen durch tosenden Applaus und Bravo-Rufe zu zwei kurzen Zugaben an.