„Das Hemd von Boss und drin steckt nur ein Hugo“
Kabarettist Stephan Bauer spricht in Tuttlingen über die Rollenverteilung bei Mann und Frau sowie die Erwartungen
- Eine ausverkaufte Angerhalle, ein Publikum, das sich vor Lachen die Bäuche hielt: Kabarettist Stephan Bauer sorgte mit seinem Programm „Vor der Ehe wollt‘ ich ewig leben“dafür, dass an diesem Abend kein Auge trocken blieb. Bei seinem Rundumschlag zur Rollenaufteilung zwischen Mann und Frau, der Ehe, der zwischenmenschlichen Beziehung allgemein, bediente er sich zahlreicher gängiger Vorurteile, die bei dem Publikum hervorragend ankamen.
Mehr als zwei Stunden lang berichtete Bauer selbstironisch von seinen alltäglichen Erfahrungen in seinen Beziehungen, früher und heute, und traf charmant plaudernd, in großem Tempo den sprichwörtlichen „Nagel“spitzzüngig auf den Kopf. Zu dem unerschöpflichen Thema „Mann versus Frau“pickte er schonungslos und treffsicher Situationen und Pointen aus seinen persönlichen Beziehungserfahrungen heraus, die den meisten im Saal sehr wohl bekannt vorkamen. Bei denen sich die Zuschauer fröhlich glucksend die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischten. Und wenn es kurzzeitig auch mal unter die Gürtellinie ging, wurde es trotzdem nicht peinlich.
„Ich bin Koala – im falschen Körper geboren“
Ohne Requisiten stand und bewegte sich Bauer auf der Bühne und berichtete aus dem Füllhorn seiner persönlichen Ehe-Erfahrungen. Von Trainer Manuel aus dem Fitnessstudio den seine Frau neuerdings so toll findet, um dann augenzwinkernd festzustellen, „Sport ist nichts für mich. Ich liege lieber stundenlang zuhause im Bett. Aber ich bin nicht faul, ich bin ein Koala, und nur im falschen Körper geboren.“
Oder, wenn er auf der Suche nach Zerstreuung feststellen musste, dass der Anbagger-Markt für Männer im gewissen Alter geschlossen ist, und es heute nicht mehr auf die inneren Werte, sondern auf Äußerlichkeiten ankomme. „Was nützt es, wenn das Hemd von Boss, und der der drinsteckt ein Hugo ist“, fragte er scheinbar frustriert in die Runde. Um sich dann – wie in vielen anderen Situationen – mit gehauchten „Ahs und Ohs“, das Bedauern und den Trost des feixenden Publikums zu sichern.
Fremdgehen und Betrügen sind auch keine Lösung
Die Ehe habe auch ihre guten Seiten, meinte Bauer an diesem Abend. „Man kommt nach Hause und hat immer dieselbe Bezugsperson, die einen ablehnt“, erklärte der Kabarettist augenzwinkernd, um dann mit Nachdruck festzustellen, dass der neueste Hype „Fremdgehen und Betrügen“auch keine Lösung sei. Es müssten Regeln eingehalten werden, die Treue zum Beispiel. „Es gehen so viele Ehen auseinander. Woran liegt das“, fragte Bauer seine begeisterten Zuhörer: „Am heutigen, perfektionistischen Lebensstil. Man sollte die eigenen persönlichen Anforderungen erst einmal herunterschrauben“, bemerkte er nebenbei. „Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, es wird in einer nächsten Beziehung nicht besser.“Gerade in einer Zeit, in der in der Welt alles auseinanderbricht, sei es wichtig, eine Ehe, eine Familie zu haben, betonte Bauer am Ende, um das Publikum nach einer mit langem Applaus eingeforderten Zugabe und nach einem kurzweiligen Abend nach Hause zu entlassen.