Heuberger Bote

„Das Hemd von Boss und drin steckt nur ein Hugo“

Kabarettis­t Stephan Bauer spricht in Tuttlingen über die Rollenvert­eilung bei Mann und Frau sowie die Erwartunge­n

- Von Claudia Steckeler

- Eine ausverkauf­te Angerhalle, ein Publikum, das sich vor Lachen die Bäuche hielt: Kabarettis­t Stephan Bauer sorgte mit seinem Programm „Vor der Ehe wollt‘ ich ewig leben“dafür, dass an diesem Abend kein Auge trocken blieb. Bei seinem Rundumschl­ag zur Rollenauft­eilung zwischen Mann und Frau, der Ehe, der zwischenme­nschlichen Beziehung allgemein, bediente er sich zahlreiche­r gängiger Vorurteile, die bei dem Publikum hervorrage­nd ankamen.

Mehr als zwei Stunden lang berichtete Bauer selbstiron­isch von seinen alltäglich­en Erfahrunge­n in seinen Beziehunge­n, früher und heute, und traf charmant plaudernd, in großem Tempo den sprichwört­lichen „Nagel“spitzzüngi­g auf den Kopf. Zu dem unerschöpf­lichen Thema „Mann versus Frau“pickte er schonungsl­os und treffsiche­r Situatione­n und Pointen aus seinen persönlich­en Beziehungs­erfahrunge­n heraus, die den meisten im Saal sehr wohl bekannt vorkamen. Bei denen sich die Zuschauer fröhlich glucksend die Lachtränen aus den Augenwinke­ln wischten. Und wenn es kurzzeitig auch mal unter die Gürtellini­e ging, wurde es trotzdem nicht peinlich.

„Ich bin Koala – im falschen Körper geboren“

Ohne Requisiten stand und bewegte sich Bauer auf der Bühne und berichtete aus dem Füllhorn seiner persönlich­en Ehe-Erfahrunge­n. Von Trainer Manuel aus dem Fitnessstu­dio den seine Frau neuerdings so toll findet, um dann augenzwink­ernd festzustel­len, „Sport ist nichts für mich. Ich liege lieber stundenlan­g zuhause im Bett. Aber ich bin nicht faul, ich bin ein Koala, und nur im falschen Körper geboren.“

Oder, wenn er auf der Suche nach Zerstreuun­g feststelle­n musste, dass der Anbagger-Markt für Männer im gewissen Alter geschlosse­n ist, und es heute nicht mehr auf die inneren Werte, sondern auf Äußerlichk­eiten ankomme. „Was nützt es, wenn das Hemd von Boss, und der der drinsteckt ein Hugo ist“, fragte er scheinbar frustriert in die Runde. Um sich dann – wie in vielen anderen Situatione­n – mit gehauchten „Ahs und Ohs“, das Bedauern und den Trost des feixenden Publikums zu sichern.

Fremdgehen und Betrügen sind auch keine Lösung

Die Ehe habe auch ihre guten Seiten, meinte Bauer an diesem Abend. „Man kommt nach Hause und hat immer dieselbe Bezugspers­on, die einen ablehnt“, erklärte der Kabarettis­t augenzwink­ernd, um dann mit Nachdruck festzustel­len, dass der neueste Hype „Fremdgehen und Betrügen“auch keine Lösung sei. Es müssten Regeln eingehalte­n werden, die Treue zum Beispiel. „Es gehen so viele Ehen auseinande­r. Woran liegt das“, fragte Bauer seine begeistert­en Zuhörer: „Am heutigen, perfektion­istischen Lebensstil. Man sollte die eigenen persönlich­en Anforderun­gen erst einmal heruntersc­hrauben“, bemerkte er nebenbei. „Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, es wird in einer nächsten Beziehung nicht besser.“Gerade in einer Zeit, in der in der Welt alles auseinande­rbricht, sei es wichtig, eine Ehe, eine Familie zu haben, betonte Bauer am Ende, um das Publikum nach einer mit langem Applaus eingeforde­rten Zugabe und nach einem kurzweilig­en Abend nach Hause zu entlassen.

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FOTO: CLAUDIA STECKELER Stephan Bauer begeistert die Tuttlinger Zuhörer.

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