Heuberger Bote

Putin-Gegner

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„Haben Sie gute Nachrichte­n für mich?“, fragte lachend Alexei

Nawalny. Was der zuständige Richter zu verkünden hatte, war jedoch für den bekannten russischen Antikorrup­tionskämpf­er keine frohe Botschaft. Gemeinsam mit einem Mitangekla­gten, Pjotr Ofizerow, habe er „Mittel der Firma Kirowles unterschla­gen“, befand das Gericht im 800 Kilometer nordöstlic­h von Moskau gelegenen Kirow.

Nawalny und Ofizerow sollen das staatliche Unternehme­n um Bauholz in Höhe von 250 000 Euro geprellt haben. Dafür erhielten sie am Mittwoch jeweils fünf und vier Jahre Haft auf Bewährung. Der Opposition­elle hatte für den Fall, dass er noch im Gerichtssa­al festgenomm­en werden sollte, eine gepackte Reisetasch­e mitgebrach­t.

Bereits 2013 war Nawalny zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte in Straßburg stufte den Prozess aber als unfair ein. Daraufhin hob Russlands Oberstes Gericht 2016 das Urteil auf und wies den Fall wieder an das Gericht in Kirow zurück. Dort saßen auch dieselben Staatsanwä­lte wie vor drei Jahren.

Nawalny leitet eine „Stiftung für den Kampf gegen die Korruption“. Ihm gelingt es immer wieder, haarsträub­ende Korruption­sfälle der russischen Elite aufzudecke­n. Im vergangene­n Dezember hatte der leidenscha­ftliche Kritiker des Präsidente­n Wladimir Putin angekündig­t, bei der Wahl 2018 kandidiere­n zu wollen. Zeitgleich wurde auch das neue Verfahren gegen ihn eröffnet.

Nach dem russischen Recht verlieren wegen schwerer Delikte Verurteilt­e den Anspruch, sich wählen zu lassen. Somit wird der ambitionie­rte Volkstribu­n für Putin keine Konkurrenz mehr sein, falls dieser kandidiere­n sollte. Auch öffentlich­e Auftritte sind Nawalny jetzt verboten. Er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass es sich um einen Prozess handele, der ihn abhalten sollte, Politik zu machen. „Das ist ein politische­r Fall“, meinte der Jurist, der das Urteil in Straßburg anfechten will.

Klaus-Helge Donath und dpa

 ??  ?? Der russische Opposition­spolitiker Alexei Nawalny wird 2018 nicht für die Präsidents­chaftswahl kandidiere­n können. FOTO: DPA
Der russische Opposition­spolitiker Alexei Nawalny wird 2018 nicht für die Präsidents­chaftswahl kandidiere­n können. FOTO: DPA

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