Schäuble vergleicht Schulz mit Trump
Union verschärft Kritik am SPD-Kanzlerkandidaten – Genossen bleiben gelassen
- Am Sonntag werden Union und SPD Einigkeit beweisen und geschlossen für Frank-Walter Steinmeier (SPD) als Bundespräsidenten stimmen. Ansonsten wirkt es so, als laufe der Wahlkampf schon auf Hochtouren. So startete Wolfgang Schäuble (CDU) am Freitag einen Verbalangriff auf den laut aktuellen Umfragen gut gestarteten SPDKanzlerkandidaten Martin Schulz. Der 74-Jährige verglich Schulz sogar mit US-Präsident Donald Trump.
„Wenn Schulz seine Unterstützer ‚Make Europe great again’ rufen lässt, dann ist das fast wortwörtlich Trump“, sagte der Finanzminister und Merkel-Vertraute dem „Spiegel“. Schulz beschwöre populistisch eine Spaltung der Gesellschaft und folge der postfaktischen Methode des USWahlkampfes. Er liefere nur „Dampfplauderei“. Schulz sei „alles andere als ein Underdog aus dem Wald“, er habe jahrzehntelang im EU-Parlament gesessen.
Der Konter der Genossen folgte prompt. In der Union herrsche offenbar „Riesenangst vor Martin Schulz“, erklärte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann. Nicht Schulz, sondern Schäuble sinke „auf Trump-Niveau“, twitterte er. Im Konrad-AdenauerHaus brenne es lichterloh, schrieb SPD-Vizechef Ralf Stegner.
Dazu passt der Wirbel um ein zwölfseitiges Papier, das in der CDUParteispitze und in der Unions-Bundestagsfraktion kursiert. Im „Dossier über den Herrn aus Brüssel“, das der Redaktion vorliegt, werden mögliche Schwachstellen des SPD-Kanzlerkandidaten aufgeführt. Schulz strebe „einen populistischen Wahlkampf mit einem Schwerpunkt auf sozialer Gerechtigkeit“an, heißt es da. Schulz sei „nicht ‚neu‘, sondern als dienstältestes Mitglied des SPDPräsidiums Teil des ‚alten‘ Systems“. Aufgelistet werden auch seine Positionierung in der Eurokrise, sein Plädoyer für höhere Verschuldung und sein Eintreten für eine EU-Mitgliedschaft der Türkei. Allerdings gilt auch: Analysen über den politischen Gegner sind nicht unüblich, sondern gehören zum politischen Geschäft in Wahlkampfzeiten.