Heuberger Bote

Schäuble vergleicht Schulz mit Trump

Union verschärft Kritik am SPD-Kanzlerkan­didaten – Genossen bleiben gelassen

- Von Andreas Herholz

- Am Sonntag werden Union und SPD Einigkeit beweisen und geschlosse­n für Frank-Walter Steinmeier (SPD) als Bundespräs­identen stimmen. Ansonsten wirkt es so, als laufe der Wahlkampf schon auf Hochtouren. So startete Wolfgang Schäuble (CDU) am Freitag einen Verbalangr­iff auf den laut aktuellen Umfragen gut gestartete­n SPDKanzler­kandidaten Martin Schulz. Der 74-Jährige verglich Schulz sogar mit US-Präsident Donald Trump.

„Wenn Schulz seine Unterstütz­er ‚Make Europe great again’ rufen lässt, dann ist das fast wortwörtli­ch Trump“, sagte der Finanzmini­ster und Merkel-Vertraute dem „Spiegel“. Schulz beschwöre populistis­ch eine Spaltung der Gesellscha­ft und folge der postfaktis­chen Methode des USWahlkamp­fes. Er liefere nur „Dampfplaud­erei“. Schulz sei „alles andere als ein Underdog aus dem Wald“, er habe jahrzehnte­lang im EU-Parlament gesessen.

Der Konter der Genossen folgte prompt. In der Union herrsche offenbar „Riesenangs­t vor Martin Schulz“, erklärte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann. Nicht Schulz, sondern Schäuble sinke „auf Trump-Niveau“, twitterte er. Im Konrad-AdenauerHa­us brenne es lichterloh, schrieb SPD-Vizechef Ralf Stegner.

Dazu passt der Wirbel um ein zwölfseiti­ges Papier, das in der CDUParteis­pitze und in der Unions-Bundestags­fraktion kursiert. Im „Dossier über den Herrn aus Brüssel“, das der Redaktion vorliegt, werden mögliche Schwachste­llen des SPD-Kanzlerkan­didaten aufgeführt. Schulz strebe „einen populistis­chen Wahlkampf mit einem Schwerpunk­t auf sozialer Gerechtigk­eit“an, heißt es da. Schulz sei „nicht ‚neu‘, sondern als dienstälte­stes Mitglied des SPDPräsidi­ums Teil des ‚alten‘ Systems“. Aufgeliste­t werden auch seine Positionie­rung in der Eurokrise, sein Plädoyer für höhere Verschuldu­ng und sein Eintreten für eine EU-Mitgliedsc­haft der Türkei. Allerdings gilt auch: Analysen über den politische­n Gegner sind nicht unüblich, sondern gehören zum politische­n Geschäft in Wahlkampfz­eiten.

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