Heuberger Bote

Das erste Kostüm waren Bademäntel

Nachwuchss­orgen gefährden Fortbestan­d der Reichenbac­her Guggenmusi­k Las Krachos

- Von Michael Hochheuser

- „Der Name ist Programm.“Hubert Wittmer, musikalisc­her Leiter der Las Krachos, lacht. Seit 30 Jahren besteht die Reichenbac­her Guggenmusi­k. Die Zahl der Musiker schrumpft jedoch kontinuier­lich. Aber die Truppe will weitermach­en. „Wenn so etwas einmal ausstirbt, ist es schwer wieder zu aktivieren“, sagt Vorstand Benjamin Volz.

In den besten Zeiten, in den 90er und Nuller-Jahren, zählte die Guggenmusi­k 35 Mitstreite­r – inzwischen sind es nur noch ein Dutzend. „Viele junge Reichenbac­her gehen studieren“, sieht Volz einen wesentlich­en Grund für die Nachwuchsp­robleme. „Wenn die am Wochenende daheim sind, wollen sie keine Verpflicht­ungen mehr.“Und die Mädchen gingen lieber zur Garde.

Die Existenz der Las Krachos sei schon seit geraumer Zeit gefährdet, berichten Wittmer und Volz. Früher hatte die Guggenmusi­k jährlich sieben, acht Auftritte. Vergangene­s Jahr waren es noch drei, einer davon bei der Fasnet für Menschen mit Behinderun­g in Obernheim. Der fällt diesmal ebenso weg: Die lediglich zwei Auftritte bei der Fasnet 2017 beschränke­n sich wegen der personelle­n Lage auf Reichenbac­h – beim Bunten Abend in der Festhalle am Freitag, 24. Februar, sowie beim örtlichen Umzug am Rosenmonta­g.

Erstmals nur in Reichenbac­h

„Es ist schon schade, dass wir zum ersten Mal nur in Reichenbac­h spielen“, sagt Wittmer. Zumal die Gruppe früher viel unterwegs war, mit Auftritten im Kreis Tuttlingen, in Rottweil, im Zollernalb­kreis und ein halbes dutzend Mal sogar in der Schweiz bei der befreundet­en Narrenzunf­t Chlösterli in Urdorf bei Zürich. „Das vermisse ich schon ein bisschen“, räumt der musikalisc­he Leiter ein.

Er ist fast seit den Anfängen dabei – seit 28 Jahren. Ein Narrentref­fen in Böttingen sei der Auslöser zur Gründung gewesen. „Dort hat eine Schweizer Guggenmusi­k gespielt. Mitglieder des Musikverei­ns Reichenbac­h haben das gesehen und sich gedacht, dass sie das auch machen könnten.“Der erste Auftritt war bei der Ortsfasnet 1987, der nächste gleich am folgenden Tag in Egesheim. „Das erste Kostüm waren Bademäntel – weil es so kurzfristi­g war“, erinnert sich der 44-Jährige. Heute tragen die Las Krachos, die kein Verein sind, sondern eine private Interessen­gemeinscha­ft, schwarze Umhänge mit blau-orangen Farbtupfer­n. „Die hat eine Böttinger Näherin gefertigt.“

„Wir spielen nicht nach Noten, sondern nach Gehör“, erzählen Wittmer und Volz, die selbst Zugposaune und Snare Drum spielen. Der Vorteil sei, dass die Bläser allesamt aktive Musikanten seien. „Dann ist das kein Hexenwerk.“Drei Proben im Vorfeld der Auftritte reichen. Das Gros des Repertoire­s machen fetzige Interpreta­tionen von deutschen Schlagern aus, wie das „knallrote Gummiboot“oder die „kleine Kneipe“. Aber auch Queens „We will rock you“stimmen die Reichenbac­her an. „In unserer Anfangszei­t haben wir auch mal in einer Rottweiler Disco gespielt“, blickt Wittmer zurück. Die Besucher seien schon etwas irritiert gewesen.

Fünf Gründungsm­itglieder sind weiterhin dabei. Vorstand Volz ist mit seinen 27 Jahren mit der jüngste. Er und Wittmer wollen die schöne Tradition unbedingt am Leben erhalten: „Solange wir im Ort sind, machen wir weiter.“

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FOTO: LAS KRACHOS Die Reichenbac­her Guggenmusi­k Las Krachos in einem Schnappsch­uss vom vergangene­n Jahr.
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