Das erste Kostüm waren Bademäntel
Nachwuchssorgen gefährden Fortbestand der Reichenbacher Guggenmusik Las Krachos
- „Der Name ist Programm.“Hubert Wittmer, musikalischer Leiter der Las Krachos, lacht. Seit 30 Jahren besteht die Reichenbacher Guggenmusik. Die Zahl der Musiker schrumpft jedoch kontinuierlich. Aber die Truppe will weitermachen. „Wenn so etwas einmal ausstirbt, ist es schwer wieder zu aktivieren“, sagt Vorstand Benjamin Volz.
In den besten Zeiten, in den 90er und Nuller-Jahren, zählte die Guggenmusik 35 Mitstreiter – inzwischen sind es nur noch ein Dutzend. „Viele junge Reichenbacher gehen studieren“, sieht Volz einen wesentlichen Grund für die Nachwuchsprobleme. „Wenn die am Wochenende daheim sind, wollen sie keine Verpflichtungen mehr.“Und die Mädchen gingen lieber zur Garde.
Die Existenz der Las Krachos sei schon seit geraumer Zeit gefährdet, berichten Wittmer und Volz. Früher hatte die Guggenmusik jährlich sieben, acht Auftritte. Vergangenes Jahr waren es noch drei, einer davon bei der Fasnet für Menschen mit Behinderung in Obernheim. Der fällt diesmal ebenso weg: Die lediglich zwei Auftritte bei der Fasnet 2017 beschränken sich wegen der personellen Lage auf Reichenbach – beim Bunten Abend in der Festhalle am Freitag, 24. Februar, sowie beim örtlichen Umzug am Rosenmontag.
Erstmals nur in Reichenbach
„Es ist schon schade, dass wir zum ersten Mal nur in Reichenbach spielen“, sagt Wittmer. Zumal die Gruppe früher viel unterwegs war, mit Auftritten im Kreis Tuttlingen, in Rottweil, im Zollernalbkreis und ein halbes dutzend Mal sogar in der Schweiz bei der befreundeten Narrenzunft Chlösterli in Urdorf bei Zürich. „Das vermisse ich schon ein bisschen“, räumt der musikalische Leiter ein.
Er ist fast seit den Anfängen dabei – seit 28 Jahren. Ein Narrentreffen in Böttingen sei der Auslöser zur Gründung gewesen. „Dort hat eine Schweizer Guggenmusik gespielt. Mitglieder des Musikvereins Reichenbach haben das gesehen und sich gedacht, dass sie das auch machen könnten.“Der erste Auftritt war bei der Ortsfasnet 1987, der nächste gleich am folgenden Tag in Egesheim. „Das erste Kostüm waren Bademäntel – weil es so kurzfristig war“, erinnert sich der 44-Jährige. Heute tragen die Las Krachos, die kein Verein sind, sondern eine private Interessengemeinschaft, schwarze Umhänge mit blau-orangen Farbtupfern. „Die hat eine Böttinger Näherin gefertigt.“
„Wir spielen nicht nach Noten, sondern nach Gehör“, erzählen Wittmer und Volz, die selbst Zugposaune und Snare Drum spielen. Der Vorteil sei, dass die Bläser allesamt aktive Musikanten seien. „Dann ist das kein Hexenwerk.“Drei Proben im Vorfeld der Auftritte reichen. Das Gros des Repertoires machen fetzige Interpretationen von deutschen Schlagern aus, wie das „knallrote Gummiboot“oder die „kleine Kneipe“. Aber auch Queens „We will rock you“stimmen die Reichenbacher an. „In unserer Anfangszeit haben wir auch mal in einer Rottweiler Disco gespielt“, blickt Wittmer zurück. Die Besucher seien schon etwas irritiert gewesen.
Fünf Gründungsmitglieder sind weiterhin dabei. Vorstand Volz ist mit seinen 27 Jahren mit der jüngste. Er und Wittmer wollen die schöne Tradition unbedingt am Leben erhalten: „Solange wir im Ort sind, machen wir weiter.“