Neubau der Sporthalle spaltet Gemeinde
Gegner des Projekts in Rietheim-Weilheim kritisieren den Förderverein – Bürgermeister Arno hält an Vorhaben fest
- In RietheimWeilheim haben sich rund 30 Bürger gegen den Bau der geplanten Sporthalle ausgesprochen. Sie befürchten die hohen Folgekosten und kritisieren die „aggressiven Methoden“des Fördervereins zur Mitgliederwerbung. Bürgermeister Jochen Arno verteidigt den Bau der dritten Sporthalle in seiner Gemeinde. Der Förderverein findet die Vorwürfe „an den Haaren herbeigezogen“.
Die Gemeinde Rietheim-Weilheim will mithilfe eines Investors eine neue Sporthalle bauen, in der nicht nur Sportwettbewerbe, sondern auch Veranstaltungen stattfinden und Seminare abgehalten werden können. Nicht alle Bürger sind von dieser Idee begeistert. Die nun im Ort verteilten Flyer gegen den Bau der Sporthalle hätten nach Angaben von Mitorganisator Werner Häring „Sympathisanten gefunden“. Er sagt: „Die Halle spaltet eine Gemeinde.“
Kosten
Inzwischen haben sich rund 30 Leute zusammengeschlossen, die ihren Unmut gegenüber unserer Zeitung äußern. Den Gegnern geht es weniger um den sportlichen, als um den finanziellen Aspekt. „Wir wollen, dass es mit dem Handball weitergeht wie gehabt“, bekräftigt Thomas Dreher. Häring ergänzt: „Wir sind gegen die Folgekosten der dritten Halle.“In einer Pro-und-Contra-Liste führen die Gegner ihre Bedenken auf: Vor 50 Jahren habe die Gemeinde etwa mithilfe einer Spende der Familie Marquardt ein Lehrschwimmbecken gebaut. Inzwischen sei es außer Betrieb, da die Gemeinde es nicht instandhalten konnte. Ähnliches befürchten die Bürger bei der geplanten Turnhalle.
Für Bürgermeister Jochen Arno sind das zwei verschiedene Paar Schuhe. Das Lehrschwimmbecken stehe bezüglich einer Mehrfachnutzung „in keiner Relation“zur neuen Sporthalle, die für jegliche Veranstaltungen genutzt werden könnte. Der Bürgermeister berichtet, die Gemeinde habe im Jahr 2009 die Sanierung des Lehrschwimmbeckens angehen wollen, aber: „Die Sanierung ist der Wirtschaftskrise zum Opfer gefallen.“Außerdem sei seiner Meinung nach der Wunsch der Bürger nach einer neuen Halle größer als der nach dem Lehrschwimmbecken.
Förderverein
Es hat sich bekanntlich ein Förderverein für den Bau der Sporthalle gegründet. Wie dieser nach Einschätzung der Turnhallen-Gegner um Mitglieder wirbt, stößt ihnen auf. Sie sprechen von „aggressiven Methoden“.
Damit meinen sie, dass einige Kinder in den Trainingsstunden bereits vorausgefüllte Mitgliedsanträge mit nach Hause bekommen hätten, auf denen die Eltern nur noch unterschreiben müssten. Komme der Zettel nicht zurück, erhalte das Kind einen weiteren. Ein Vater bestätigt: Er habe von seinen Kindern schon insgesamt sechs Anmeldeformulare zuhause liegen. Gerhard Schmid ergänzt: „Mich stört, dass die Kinder für diesen Zweck benutzt werden.“
Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt Werner Martin, Vorsitzender des Fördervereins Neubau Sporthalle Rietheim-Weilheim: „Das ist kurios und an den Haaren herbeigezogen.“Er bestätigt, dass die Übungsleiter des TB Weilheim und des TSV Rietheim Mitgliedsformulare bekommen hätten, die sie den Kindern mitgegeben hätten. „Unter Druck ist niemand gesetzt worden“, bekräftigt er.
Außerdem seien die Zettel nicht vorausgefüllt gewesen und schließlich müssten die Eltern unterschreiben, nicht die Kinder. Der Förderverein wende sich bewusst an Kinder und Jugendliche, denn diese Altersgruppe nutze später die Halle. Die Behauptung, der Förderverein löse sich nach dem Hallenbau wieder auf, stimmt nach Angaben von Martin nicht.
Alternativen
Turnhallen-Gegner Häring versteht nicht, warum die Gemeinde vor einigen Jahren die beiden bereits bestehenden Hallen lediglich saniert, aber nicht für den Handballbetrieb hergerichtet habe.
Auf Nachfrage erklärt Arno, dass die Halle in Rietheim einfach zu wenig Parkplätze biete. „Wir hatten die Fläche nicht“, erläutert er. Gegen eine größere Halle in Weilheim hätten sich kulturelle Vereine ausgesprochen. Arno sagt: „Die Tendenz ging schon immer Richtung dritter Halle.“