„Ein guter Job macht glücklich“
Ulla-Britt Voigt berät bei der beruflichen Neuorientierung
- Das Berufsleben verläuft nicht immer geradlinig. Wer eine berufliche Veränderungen plant oder aus der Elternzeit wieder in den Job zurück möchte, aber nicht recht weiß, wie er das anstellen soll, der findet bei Ulla-Britt Voigt Rat. Unsere Redakteurin Sabine Felker hat sich mit der Leiterin des Regionalbüros für berufliche Fortbildung Schwarzwald-Baar-Heuberg unterhalten.
Sie beraten Menschen, die sich beruflich verändern wollen oder über längere Zeit nicht berufstätig waren. Wie sieht eine solche Beratung aus?
Ganz unterschiedlich. Zu mir kommen Menschen, die seit Jahrzehnten arbeiten und nun aus gesundheitlichen Gründen den Job wechseln müssen. Es kommen aber auch Frauen, die einige Jahre der Familie wegen im Beruf pausiert haben und nun wieder durchstarten wollen. Auch wenn die Ausgangslage in den genannten Fällen sehr unterschiedlich ist, bleibt der erste Ansatz gleich. Denn die zwei zentralen Fragen, die sich jeder in meiner Beratung stellen muss sind: Wo bin ich, wo will ich ihn? Denn nur wer weiß, was er beruflich ändern will und was er in Zukunft machen möchte, kann man auch die nächsten Schritte, die dafür nötig sind, in Angriff nehmen. Da geht es zum Beispiel darum, ob ein Techniker noch ein Studium draufsatteln will, wie er das finanzieren kann und ob es ihm beruflich etwas bringt. Bei einer Frau, die zum Beispiel noch in Elternzeit ist, muss geklärt sein, ob sie Vollzeit wieder in den Job möchte, oder lieber in Teilzeit.
Die Idee der Teilzeitfalle, wonach Frauen sich selbst durch verringerte Arbeitsstunden karrieretechnisch ausbremsen und ihre Rentenansprüche nicht ausreichend absichern, wird derzeit gerne diskutiert ...
Ja, diese Falle gibt es tatsächlich. Ich bin da völlig wertfrei, wenn mir eine Frau sagt, dass sie mehrere Jahre der Kinder wegen Zuhause bleiben möchte. Aber mir ist es wichtig, dass sie die Konsequenzen kennt. Was, wenn die Ehe scheitert, wenn der Mann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, wie kann die Rente finanziert werden, wenn die Frau nur minimale Ansprüche erworben hat?
Brauchen Frauen eine andere Beratung als Männer?
So generell lässt sich das nicht sagen. Aber natürlich haben viele Frauen Lebensläufe, die mehr Unterbrechungen aufweisen als die von Männern. Das ist die logische Folge von Mutterschutz und Elternzeit. Aber das ist, wenn die Unterbrechung nicht zu lange dauert, eigentlich kein Problem.
Wie lange kann man aus dem Job aussteigen, ohne Probleme fürchten zu müssen?
Das ist die Frage, ob man wirklich ganz aussteigen muss. Man kann den Kontakt zum Unternehmen halten, zum Beispiel anbieten, bei personellen Engpässen mal für vier Wochen einzuspringen. Genauso kann sich eine Frau, die eine längere Elternzeit machen möchte, nebenher beruflich weiterbilden. Wer sich in dieser Zeit mit SAP beschäftigt hat, der zeigt sein Interesse. Wer komplett aussteigt, der muss wissen, dass man nach vier Jahren, die man nicht im erlernten Job gearbeitet hat, nicht mehr als Fachkraft gilt.
Der Fachkräftemangel ist es, der die Unternehmer in der Region umtreibt ...
Für die Unternehmen ist das tatsächlich eine große Herausforderung. Für die Arbeitnehmer, besonders für Familien, ist es eine Chance. Denn die Firmen müssen sich bei den Arbeitszeiten flexibler zeigen, um Frauen und Männer, die familienbedingt ihre Arbeitszeiten reduzieren möchten, für sich gewinnen zu können.
Sie sind Diplom-Psychologin und beschäftigen sich deshalb auch mit der Frage, ob Arbeit glücklich macht. Wie lautet die Antwort?
Ein guter Job macht glücklich. Wer einen Beruf nicht nur zum reinen Überleben ausüben muss, sondern neben einem guten Gehalt auch eine intellektuelle Herausforderung darin findet und dabei Kontakt zu anderen Menschen pflegen kann, der erlebt berufliches Glück.