Hoppe: „Schwenningen früh als Heimat erkannt“
Torhüter spielt 17 Jahre für den SERC – Trophäe bei Junioren-WM ein Fingerzeig, dass „ich bei Wild Wings lande“
- Einen so berühmten Namen wie Wayne Gretzky hat sich Matthias Hoppe in der großen Eishockey-Welt nicht gemacht. Aber an diesem Tag steht „The Great One“, dem in 1487 NHL-Spielen unerreichte 2857 Punkte gelangen, im Schatten des späteren Torwarts der Schwenninger Wild Wings.
Hoppe stellt Wayne „The Great One“Gretzky in den Schatten
Bei der Junioren-WM 1978 trifft Gretzky mit Kanada auf die Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland. Aus allen Lagen schießen der Ausnahmestürmer und seine Mitspieler. Meist erfolglos. „Ich habe 108 Schüsse abgewehrt“, erinnert sich der heute 58-Jährige, der in normalen Spielen 30 bis 40 Mal den Puck aufhalten muss. Deutschland verliert 0:8. „Wir sind nur einmal über die Mittellinie gekommen“, meint Hoppe. Trotz der deutlichen Niederlage wird er zum Mann des Spiels gewählt. „Ich habe einen Marmorstein erhalten mit einem Schwan aus purem Silber darauf“, sagt der Torhüter, der die Trophäe nach dem Spiel kaum tragen konnte. „Ich habe sicher fünf Liter Wasser in dem Spiel verloren.“Vielleicht, meint Hoppe, sei die Auszeichnung ein Zeichen gewesen, „dass ich bei den Wild Wings lande.“
17 Jahre für den SERC: Hoppe bestreitet 951 Erstliga-Spiele
Von 1982 hütet Hoppe, der zuvor in Füssen, Mannheim und Berlin unter Vertrag steht, den Schwenninger Kasten. Nach 17 Jahren in der ersten Liga und der DEL stehen 951 Spiele in seiner Vita. Auch in der 2. Liga hält er dem SERC die Treue, spielt im Unterhaus noch ein halbes Jahr. „Es waren sicher 1500 Partien und rund 10 000 Trainingseinheiten in der Karriere. Das ist ein erfülltes Sportlerleben“, meint der Schlussmann. Eine Laufbahn, in der er sich nicht nur auf den Sport konzentriert. Er schließt parallel Ausbildungen zum Gas-/Wasserinstallateur und Bauspengler, zum Zahntechniker und zum Sportartikelkaufmann ab. Seit 2000 ist er Geschäftsführer der Firma Hoffmann Druck in Schwenningen, die er vom ehemaligen SERCVorstandsmitglied Heinz Hoffmann übernommen hatte. Zwischen 15 und 20 Mitarbeiter werden von ihm beschäftigt.
„Wir sind sehr gut dabei. Im vergangenen Jahr haben wir eine Steigerung von einer Steigerung erreicht“, freut sich Hoppe über die gute Entwicklung. Großformatmaschinen, die bisher in Mietgebäuden ausgegliedert waren, stehen nun am Firmensitz in einer 500 Quadratmeter großen Halle. „Wir haben nun ein Bearbeitungszentrum. Dadurch können wir schneller arbeiten und Produkte aus einer Hand anbieten.“
Als die Erlöse durch den klassischen Siebdruck vor Jahren rückläufig sind, erweitert Hoppe die Angebotspalette. Nun werden neben dem Bedrucken von Kartons, Etiketten und Kunststoffschilder auch Planen, Licht- und Leuchtreklamen für die Außenwerbung hergestellt. „Das ganze Werbetechnikprogramm.“
Reklame für sich muss Hoppe nicht machen. „Vom Noten- und Toreschnitt war ich meist einer der besten Torhüter“, sagt er. Obwohl er im kleinen Schwenningen spielt, kommt er trotz namhafter Konkurrenten – wie Helmut de Raaf (Düsseldorf, Köln), Joseph „Peppi“Heiß (Düsseldorf, Köln), Karl Friesen (Rosenheim, München) oder Klaus Merk (Rosenheim, Berlin) – zu 25 Länderspielen. Bei 200 Spielen steht er im Kader. „Bundestrainer Xaver Unsinn hat mir einmal gesagt, wenn ich wechseln würde, wäre ich seine absolute Nummer eins“, berichtet Hoppe. Das kommt für ihn nicht in Frage. „Ich habe Schwenningen früh als meine Heimat gesehen.“Angebote schlägt Hoppe aus, bleibt am Neckarursprung. „Ich wollte sesshaft werden.“
Von einem ruhigen Leben kann nicht die Rede sein. Als Geschäftsführer ist er bis zu 14 Stunden am Tag aktiv. Ein Pensum, das er schon aus der aktiven Zeit als Eishockeyspieler kennt. Neben den beiden Trainingseinheiten, die zwischen sechs und acht Stunden dauern, arbeitet er noch mehrere Stunden. Dass er stets berufstätig war, sieht er nicht als Nachteil. Einerseits wollte er für die Zeit nach dem Sport abgesichert sein. „Ich wusste nicht, wohin der Weg führt.“Zudem habe er aus jedem Beruf etwas „an fachlichem und schulischem Wissen mitnehmen können“. Andererseits habe der Sport ihn auch nicht ausgefüllt. „Das war körperliche Arbeit, aber nicht hochintelligent. Der Job hat doch mehr beeinhaltet.“
Hohe Belastung im Beruf fordert seinen Tribut
Die intensive Belastung fordert seinen Tribut. „Wegen Herzrhythmusstörungen musste ich zwei, drei Eingriffe vornehmen lassen. Es ist wie beim Drucken: Entweder es geht gleich und sofort, oder du hast keine Chance“, sagt er. Weil seine Söhne Florian und Sebastian in das Unternehmen eingestiegen sind, kann er kürzer treten. „Ich habe reduziert“, sagt Hoppe, der nur noch zwischen sechs und neun Stunden arbeitet. Einen Wechsel auf die Trainerbank eines Proficlubs kann er sich nicht vorstellen. „Ich habe mich früh für den Beruf entschieden, weil ich nicht auf einem Schleudersitz sitzen und Spielball von 23 Profis sein wollte.“
Einen kritischen Blick auf die Eishockeyspiele der Wild Wings wirft er dennoch. „Ich schreibe Analysen und küre die besten fünf Spieler. Wenn es überhaupt fünf gibt.“Seinen Schläger hat er erst vor zwei Jahren in die Ecke gestellt. Für Landesligist FSV Schwenningen stand er im Wechsel mit seinem Sohn Fabian im Tor. „Auf dem Trikot stand nur Hoppe. Die Gegner wussten nicht, ob der Alte oder Junge spielt. Nach der Partie habe ich die Maske abgezogen und in verduzte Gesichter geschaut“, grinst der Ex-Profi. Dabei hatte es so ausgesehen, als ob ihm der Weg zurück auf das Eis auf Lebenszeit versperrt sei.
Nach einem Spiel für die Schwenninger Fire Wings in Freiburg im Jahr 2004 hatte er die Schiedsrichter nach dem Spiel zur Rede gestellt. „Das waren so arrogante Leute. Sie haben wirklich asoziale Sachen zu den Spielern gesagt“, ärgert sich Hoppe. Es kommt zur Auseinandersetzung in der Kabine. Hoppe wird gesperrt. „Wenn ich den wirklich angefasst hätte, hätte der keine Pfeife mehr in den Mund nehmen können“, sagt der Athlet.
Als die FSV fragt, ob er nicht mitspielen würde, muss Hoppe wegen der Sperre ablehnen. Der Verein setzt sich für ihn ein. „Sie haben gesagt, ihr könnt doch kein Mitglied der deutschen Hall-of-Fame sperren.“Daraufhin lenkt der Verband 2011 ein. Einen weltberühmten Namen wie Wayne Gretzky hat der ExSERC-Goalie nicht. In Deutschland ist Matthias Hoppe aber den meisten Eishockey-Fans bekannt.