Mit deutscher Ausbildung sehr gefragt
Oliver Arnold: Deutsche Handwerker haben weltweit guten Ruf
Spaichinger Malermeister Oliver Arnold arbeitet als Fachmann in Dubai.
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- Der Spaichinger Oliver Arnold hat an der Bildungsakademie Waldshut seinen Meister gemacht und arbeitet heute als Malermeister am Persischen Golf. Darüber berichtet die Handwerkskammer in diesem Beitrag.
Wer mit einer deutschen Handwerksausbildung im Ausland arbeiten will, muss nicht lange nach einem Job suchen. „Handwerker aus Deutschland gelten überall auf der Welt als top ausgebildet und zuverlässig“, sagt Oliver Arnold. Der 25jährige Malermeister spricht aus eigener Erfahrung. Vom Fernweh gepackt zog es den Spaichinger 2015 nach Erhalt seines Meisterbriefs direkt ans andere Ende der Welt – nach Australien. Mit dem Programm „Work and Travel“bereiste er den fünften Kontinent.
Um die Reise zu bezahlen, musste er nur einen Job als Maler auf einer Baustelle in Brisbane annehmen. „Dort habe ich während drei Monaten so viel verdient, dass ich anschließend sieben Monate herumreisen konnte“, so Oliver Arnold.
Kaum zuhause, schon wieder weg
Doch mit dieser Erfahrung war das Fernweh von Oliver Arnold noch nicht gestillt. Wieder zurück in der Heimat kontaktierte ihn ein ehemaliger Mitschüler der Meistervorbereitung. Er erzählte ihm von einem Job in Dubai. Dort suchte sein Arbeitgeber, ein Farbenhersteller, noch einen technischen Berater für Wärmeverbundsysteme. Oliver Arnold sagte rasch zu und saß im Juli vergangenen Jahres im Flieger nach Dubai. Dort empfingen ihn 52 Grad Hitze und eine Arbeitswelt, die sich in ihren Werten grundlegend von der deutschen unterscheidet. „Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind für viele hier nicht so wichtig“, so Oliver Arnold.
Aber auch die Arbeit auf den Baustellen ist eine andere. So gilt im Sommer zwischen 12 und 16 Uhr aufgrund der großen Hitze ein Arbeitsverbot. Entsprechend früh beginnen die Arbeiter, „häufig schon früh morgens.“Von Kopf bis Fuß seien sie in Kleidung gehüllt, um keinen Sonnenbrand zu riskieren. Außerdem sei es Standard, während der Arbeit zehn Liter Wasser zu trinken, um bei Temperaturen um die 50 Grad durchzuhalten.
Oliver Arnold hat sich inzwischen angepasst. Aber: „Ich warte nie länger als 15 Minuten, das hat sich mittlerweile herumgesprochen“, sagt er. Und auch an das Klima hat er sich gewöhnt: „Die kühleren Wintermonate sind ideal, um auch mal am Strand zu liegen und im Meer baden zu gehen, das mache ich jetzt regelmäßig.“
Woran er sich nur langsam gewöhnen kann, sind aber die Größenordnungen und das Tempo der arabischen Metropole. Fast monatlich wachsen neue Wolkenkratzer in den Himmel, statt einer Villa werden 1500 Villen auf einmal gebaut. „Stadtviertel entstehen am Reißbrett und werden innerhalb von ein paar Monaten dort aufgebaut, wo vorher nur Wüste war“, so der Spaichinger.
Auch seine eigenen Baustellen überschreiten die Größenverhältnisse, die er aus Tuttlingen und Umgebung kannte. So hat sein Kunde mit seinem Team kürzlich die mehrere tausend Quadratmeter große Fassade einer Schule mit Isolierungsplatten verkleidet, die zuvor in nur einem halben Jahr gebaut worden war.
Wärmeverbundsysteme sind mittlerweile zum Fachgebiet von Oliver Arnold geworden. In Dubai berät er Kunden und schult in der betriebseigenen Trainingsakademie auch Arbeiter darin, wie die Isolierung funktioniert und was es bei der Anbringung und dem Verputzen zu beachten gilt. Daneben verantwortet er aktuell vier Baustellen, auf denen die Dämmsysteme verarbeitet werden und ist zuständig für sämtliche Musterproduktionen.
Handwerksausbilung sichert Einstieg auf höherem Level
Um Kunden zu beraten, fliegt er hin und wieder nach Bahrain, Katar und Saudi Arabien – und erlebt damit einen Berufsalltag, den er sich in Deutschland kaum vorstellen konnte. „Karriere machen ist hier viel einfacher“, sagt er. „Mit einer deutschen Handwerksausbildung steigt man direkt auf einem anderen Level ein.“
Langfristig will sich Oliver Arnold zwar nicht in Dubai niederlassen, „aber die nächsten vier, fünf Jahre werde ich auf jeden Fall nutzen, um mich weiterzuentwickeln und noch mehr Erfahrungen zu sammeln.“Nebenbei lässt sich damit auch sein finanzielles Polster aufstocken, da in Dubai keine Lohnsteuer anfällt.
Obwohl Familie und Freunde manchmal fehlten, könne er jungen Handwerkern einen Aufenthalt im Ausland nur empfehlen. „Die Erfahrungen, die man beim Arbeiten in einem fremden Land sammelt, sind ganz besonders und bringen einen persönlich und auch beruflich weiter“, sagt er.
Er lebt in einer Berufstätigen–WG in Dubai. Kontakt zu Einheimischen hat er kaum, da in Dubai vor allem Gastarbeiter leben. Unter diesen hat er aber viele Freunde gefunden – sie stammen aus Deutschland, England, Pakistan und Indien.
Trotz alledem, so räumt er grinsend ein, freue er sich auf den Tag, wenn er wieder von deutschen Kollegen umgeben ist. „Fachliche Gespräche auf Augenhöhe sind hier leider nun einmal Mangelware.“