Heuberger Bote

Bange Blicke Richtung USA

Münchner Sicherheit­skonferenz hat nur ein Thema: Donald Trump

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Mit Spannung erwarten Außen- und Verteidigu­ngspolitik­er den ersten Auftritt der neuen US-Regierung bei der Münchner Sicherheit­skonferenz. „Es werden nicht nur Trump-Jünger kommen“, sagt Organisato­r Wolfgang Ischinger am Montag in Berlin. Die Politik der USA wird im Zentrum der Konferenz stehen. Schließlic­h gebe es derzeit einen „seit Jahrzehnte­n nicht dagewesene­n Grad der Verunsiche­rung.“US-Vizepräsid­ent Mike Pence und Verteidigu­ngsministe­r James Mattis kommen nach München. Mit besonderer Spannung wird die Rede von Pence erwartet. Ischinger hofft, dass am Ende der Konferenz einige Fragezeich­en beseitigt sein werden.

Der frühere deutsche Botschafte­r in den USA rechnet zwar mit einem Bekenntnis der USA zur Nato, aber auch mit einem „brutaleren Auftritt in Richtung ,burden sharing‘“. Die USA würden die Europäer an ihr Verspreche­n erinnern, sich dem Zwei-Prozent-Ziel zu nähern, also zwei Prozent ihres Bruttoinla­ndprodukte­s in den Verteidigu­ngshaushal­t zu stecken. Derzeit tragen die USA rund 70 Prozent der Kosten des Bündnisses. Bereits vor zwei Jahren hatten sich die Europäer auf dem Nato-Gipfel in Warschau verpflicht­et, sich dem Zwei-Prozent-Ziel zu nähern, sind aber momentan nur bei 1,5 Prozent. Genauso wichtig ist aber laut Ischinger, dass die Europäisch­e Union die Kleinstaat­erei in der Verteidigu­ngspolitik überwinde. Derzeit gebe es in Europa sechs Mal mehr Waffensyst­eme als in den USA, das sei Geld, das unverantwo­rtlich ausgegeben werde. Europa dürfe nicht länger den Eindruck erwecken, dass es sich selbst kaum verteidige­n könne und die Sicherheit lieber an die USA outsource.

Geschockt ist Ischinger über die Äußerungen des neuen US-Präsidente­n Donald Trump, er traue Merkel genauso viel oder wenig wie Putin. Diese Äquidistan­z sei völlig neu und ändere die Politik fundamenta­l. Umso lieber habe er deshalb die Äußerungen von Verteidigu­ngsministe­r Mattis gehört, der anzuknüpfe­n scheine an die letzten 50 bis 60 Jahre amerikanis­cher Außenpolit­ik.

Alarmiert ist Ischinger auch über die europäisch­e Integratio­n und darüber, dass Trump den Brexit so explizit lobte. „Wenn gerade vom Partner USA die Zentrifuga­lkräfte in Europa verstärkt werden, macht mir das größte Sorge“, so Ischinger. „Das wäre, ohne Waffen, eine Kriegserkl­ärung.“Doch Ischinger hofft auf die Konferenz. „Wenn diese Sorgen zerstreut würden, kann ich am Sonntagabe­nd schon besser schlafen.“

Zur Sicherheit­skonferenz von Freitag bis Sonntag kommen Staatsund Regierungs­chefs, 47 Außen- und 30 Verteidigu­ngsministe­r. Von deutscher Seite werden Kanzlerin Angela Merkel, Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen, Außenminis­ter Sigmar Gabriel, Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble und Innenminis­ter Thomas de Maizière erwartet.

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FOTO: DPA Wolfgang Ischinger

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