Verkatert nach Lissabon
Probleme in der Liga, Sperrung der Südtribüne – BVB startet unruhig in K.o.-Phase
(SID/dpa/sz) - Auch wenn aus den Kopfhörern der Fußballer von Borussia Dortmund sicherlich andere Musik schallen dürfte, müsste „Ein bisschen Frieden“eigentlich in jeder Playlist ganz oben stehen – vor allem für Trainer Thomas Tuchel und die übrigen Verantwortlichen würde der Titel derzeit ganz besonders passen. Der BVB sehnt inmitten hektischer Wochen die Ruhe herbei. Die Diskussionen über randalierende Fans, internes Knirschen und sportliche Schwankungen haben Kraft und Konzentration gekostet. Die Hoffnung liegt vor dem Achtelfinal-Hinspiel bei Benfica Lissabon in der Magie der Champions League. Doch gerade in diese Phase hinein bricht die Nachricht 100 000 Euro Geldstrafe und der gesperrten gelben Wand. Noch als der Mannschaftsflieger in der Luft war, hatte der DFB die nach der Verunglimpfung des RB Leipzig erwartete Sperrung am Samstag gegen den VfL Wolfsburg verkündet. Kaum war die Dortmunder Mannschaft in Lissabon gelandet, gab es nur noch ein Gesprächsthema. Dicht umringt von Journalisten versuchte sich Sportdirektor Michael Zorc an einer Erklärung zur Entscheidung der Vereinsspitze, der Sperrung zuzustimmen: „Wir wollten ein klares Statement setzen, dass wir die Vorkommnisse rund um das Spiel gegen Leipzig in jeglicher Form verurteilen.“Fragen zum Achtelfinale am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) bei Benfica Lissabon gab es keine.
Jedoch drückt vor allem die sportliche Verfassung auf die Stimmung. Das peinliche 1:2 beim Schlusslicht Darmstadt war nur der krönende Höhepunkt der sportlichen Bergund Talfahrt. Dabei sollte die anstehende K.o.-Phase wieder für den Aufwind sorgen. „Im Rampenlicht sind wir hellwach und spielen am Limit“, versprach Trainer Thomas Tuchel vor dem Duell mit dem portugiesischen Rekordmeister. Und Torhüter Roman Bürki ergänzte: „Allein mit der Hymne der Champions League wird das etwas komplett anderes. Wir haben die Möglichkeit, es gleich wieder gutzumachen.“
Diese Aussage des Nati-Torhüters verriet viel über den Charakter der Mannschaft. Mit ihrem Auftritt in Darmstadt machte sie einmal mehr deutlich, wie groß die Kluft zwischen Fußballkunst auf großer Bühne und dürftigen Vorstellungen in den Bundesliga-Hinterhöfen ist.
Doch so leicht wie bei Legia Warschau (6:0) und Sporting Lissabon (2:1) dürfte es beim portugiesischen Meister und aktuellen Tabellenführer nicht werden. „Benfica ist mit Abstand der größte Club in Portugal. Einer, der mit seiner Wucht enorme Dynamik entfachen kann“, warnte Zorc. Immerhin erreichte Benfica noch im vorigen Jahr das Viertelfinale des Wettbewerbs und scheiterte nur knapp am FC Bayern München (2:2/0:1). Weniger respektabel ist dagegen die aktuelle Bilanz. Das Team von Trainer Rui Vitória holte in der Gruppenphase nur acht Punkte und damit die wenigsten aller noch im Wettbewerb verbliebenen Clubs.
Imposante 21 Treffer erzielte dagegen der BVB in der Gruppenphase und sorgte damit für einen Rekord. Nicht nur deshalb hofft Ousmane Dembélé, dass die Mannschaft nun wieder ihr Potenzial abruft: „Wir waren im Herbst in der Champions League extrem konzentriert und fokussiert. Ich hoffe, das bleibt jetzt gegen Benfica so“, sagte er dem „Kicker“. Ein couragierter Auftritt im Estádio da Luz soll helfen, sich eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am 8. März in Dortmund zu verschaffen – dann auch wieder mit Unterstützung der gelben Wand.