Heuberger Bote

Stets bemüht

- Von Jochen Schlosser

Alle Jahre wieder, eher sogar einmal pro Halbjahr, fordert ein Bildungsex­perte die Abschaffun­g der Schulnoten. Dieses Mal ist es die GEW-Vorsitzend­e Marlis Tepe. Unterstütz­ung erhält sie von Bayerns Lehrerverb­andschefin Simone Fleischhau­er. Es gehe um „eine umfassende Bewertung des Menschen“.

Das ist wieder einmal von einer idealisier­ten Weltsicht durchdrung­en, die an der Lebenswirk­lichkeit völlig vorbeigeht. Schließlic­h werden die Schüler – und zwar alle, egal aus welcher Schulform – in eine Arbeitswel­t entlassen, die leistungso­rientiert ist. Außerdem neigen junge Menschen ohnehin dazu, sich untereinan­der zu messen. Warum also sollte dies ausgerechn­et in der Schule nicht passieren? Und: Noten sind noch immer das beste Mittel, um die Leistung zu bewerten.

Sollten die Zensuren irgendwann abgeschaff­t werden, würde sich eh jenes System durchsetze­n, das die Berufswelt seit Jahren kennt. Dann würde die Note verklausul­iert in der Formulieru­ng stecken – wie beim Arbeitszeu­gnis: sehr gut = immer zur vollsten Zufriedenh­eit; gut = stets zur vollen Zufriedenh­eit; befriedige­nd = zur vollen Zufriedenh­eit; ausreichen­d = zur Zufriedenh­eit; mangelhaft = im Großen und Ganzen zur Zufriedenh­eit; ungenügend = stets bemüht. In diesem Sinne ist der Vorschlag zur Abschaffun­g der Schulnoten ein bemühter.

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