Heuberger Bote

Der Lohn der Spitzenman­ager

Der Bundestag streitet darüber, was führende Wirtschaft­slenker verdienen dürfen

- Von Dominik Prandl

- Der Arbeitsver­trag regelte es genau: Als der Autobauer Volkswagen die Juristin Christine Hohmann-Dennhardt, die der Wolfsburge­r Konzern vom Rivalen Daimler abgeworben und in den Vorstand berufen hatte, nach nur 13 Monaten wieder entließ, standen der Juristin mehr als zwölf Millionen Euro Abfindung zu. Es war das gute Recht der Juristin, das Geld Ende Januar zu nehmen – und doch sorgte die Summe für Empörung. Verdient ein einzelner Manager Gehälter, Abfindunge­n, Boni in solcher Höhe?

Es war nicht zuletzt der Fall Hohmann-Dennhardt, den die Abgeordnet­en im Bundestag am Freitag leidenscha­ftlich diskutiert­en – und der zumindest in einem Punkt für Einigkeit sorgte: Ein Abfindung von mehr als zwölf Millionen Euro nach 13 Monaten Arbeit ist unverhältn­ismäßig. Wie man solch hohe Zahlungen an Manager in Zukunft allerdings begrenzen kann, darüber waren sich die Fraktionen uneins.

Das Parlament diskutiert­e die Gehaltsfra­ge auf Antrag der Grünen und Linken. Die Grünen ärgert vor allem, dass nach den jetzigen Regeln die Allgemeinh­eit über die Absetzbark­eit von der Steuer einen Teil der hohen Summe sogar mittragen müssen. Ihr Vorschlag: Unternehme­n dürfen Abfindunge­n an Manager von mehr als einer Million Euro und Gehälter von mehr als 500 000 Euro nicht mehr als Betriebsau­sgaben von der Steuer absetzen. Es gehe darum, „dass Glaubwürdi­gkeit auch für die ganz oben gilt“, sagte Katrin GöringEcka­rdt (Grüne). „Wenn man heute an VW denkt, denkt man an Boni und an niemanden, der die Verantwort­ung übernimmt.“So werde ein ganzer Berufszwei­g diskrediti­ert.

Dass Manager in großen Dax-Unternehme­n heutzutage 57-mal so viel verdienten wie durchschni­ttlich Beschäftig­te in ihrem Betrieb, könne man durch Leistung und Verantwort­ung nicht mehr rechtferti­gen. Um das zu ändern, schlagen die Grünen zusätzlich vor, eine Erfolgsbet­eiligung künftig an den langfristi­gen Erfolg des Unternehme­ns zu knüpfen und Manager auch an den Verlusten des Unternehme­ns zu beteiligen.

Die Union hält nichts von dem Antrag. Deutschlan­d wäre mit diesen Steuerrege­ln kein attraktive­r Standort mehr, sagte Michael Meister (CDU), Parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundesfina­nzminister­ium. Meisters Parteikoll­ege Olav Gutting pflichtete ihm bei: Die Vorschläge würden einen „massiven Eingriff in die Eigentumsr­echte und Berufsfrei­heit“darstellen und provoziert­en eine wirtschaft­liche Verlagerun­g ins Ausland. Ohnehin sei, was die Grünen beabsichti­gten, ein Verstoß gegen Artikel drei des Grundgeset­zes, der die Gleichbeha­ndlung garantiert: Gutting stellte die Fragen, ob die Regelungen nur für Organe von Kapitalges­ellschafte­n gelten sollen und was etwa mit dem Profifußba­ll sei, wo ebenso exorbitant­e Bezahlunge­n an der Tagesordnu­ng seien.

Um für mehr Transparen­z zu sorgen, schlägt die CDU vor, dass künftig in der Hauptversa­mmlung statt im Aufsichtsr­at über Vorstandsg­ehälter entschiede­n wird. Zwar sind im Aufsichtsr­at bisher Arbeitnehm­ervertrete­r vertreten, doch mit Blick auf die Vorgänge bei VW zeige sich, dass in Hinterzimm­ern „Gewerkscha­fter – oft mit SPD-Parteibuch – zu manchem Deal bereit sind“, sagte Unions-Fraktionsc­hef Volker Kauder der „Schwäbisch­en Zeitung“. Große Konzerne sollten sich am Unternehme­rgeist im Mittelstan­d und von Familienbe­trieben orientiere­n, wo noch ein Feingefühl dafür vorhanden sei, „wie horrende Gehaltssum­men von den Bürgern wahrgenomm­en werden“.

SPD kündigt Gesetzentw­urf an

Sarah Wagenknech­t (Linke) schlug im Bundestag vor, die Managerver­gütung an die Gehaltsent­wicklung der unteren Lohngruppe einer Firma im Verhältnis 1:20 zu koppeln. Die SPD möchte wie die Grünen die steuerlich­e Absetzbark­eit von Managerbon­i auf 500 000 Euro begrenzen. Außerdem soll ein Verhältnis von maximaler und durchschni­ttlicher Vergütung im Betrieb festgelegt werden, sagte Carsten Schneider (SPD).

Während sich die Union darauf beruft, dass im Koalitions­vertrag bereits vereinbart worden sei, dass künftig die Aktionäre bei der Hauptversa­mmlung über die Managergeh­älter entscheide­n sollen, nimmt die SPD die CSU-Landesgrup­penvorsitz­ende Gerda Hasselfeld­t beim Wort. Sie hatte Gesprächsb­ereitschaf­t über die Steuerrege­ln zugesagt. Christine Lambrecht, parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der SPD, möchte diese Bereitscha­ft nutzen und versprach: „Wir werden zügig einen Gesetzentw­urf vorlegen.“

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FOTO: DPA Ex-VW-Vorstand Christine Hohmann-Dennhardt: Steht ihr eine Abfindung von mehr als zwölf Millionen Euro für 13 Monate Arbeit zu?

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