Vom Ehrgeiz zerfressen
Tatort: Tanzmariechen (So., ARD, 20.15) - In Kölle ist der Bär los: Die fünfte Jahreszeit steht vor der Tür. Falls noch wer nicht mitbekommen hat, dass der Kar- neval eine todernste Sache ist: Die „Tatort“-Macher Jürgen Werner (Buch) und Thomas Jauch (Regie) tischen den Hauptkommissaren Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) hier gleich zwei Tote auf. Die 16-jährige Evelyn ist von der Südbrücke gesprungen, der Tanzlehrerin der Gruppe „De jecke Aape“wurde der Schädel eingeschlagen. Bei der Mafia ist die Stimmung deutlich besser als in dieser Karnevalstruppe. Motto: Wenn Frauen hassen! Auch der Vereinspräsident und der Vater der Toten bieten sich als Täter an. Schuldig sind sie alle mehr oder weniger, weil vom Ehrgeiz zerfressen.
Die Abgründe, die sich auftun, sind so tief wie die Liebe der Kölner zu ihrem Dom. Das ist unterhaltend, flott inszeniert, gut gespielt – aber halt nicht arg glaubwürdig, wie in so manchem „Tatort“nach dem klassischen Wer-hat’s-getanStrickmuster. Da hat ein Vater gerade seine Tochter in den Suizid getrieben, aber nichts Besseres zu tun als mit heiligem Stolz seine Narrenkappe zu polieren und den gänzlich talentfreien Junior mit aller Gewalt in die Bütt zu treiben? Aber vielleicht verstehen wir ja nur nichts vom Karneval. Wir haben hier immer Fasching gefeiert. Aber das darf man weder in Köln sagen noch hierzulande.