Heuberger Bote

Bürger entscheide­n sich gegen Gemeindera­t

Die Maximalgre­nzen für den Kalksteina­bbau auf dem Plettenber­g müssen neu beraten werden

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(sbo) - Sprachlosi­gkeit auf der einen Seite, Beifall auf der anderen: Eine deutliche Mehrheit hat sich beim ersten Bürgerents­cheid in der Geschichte der Gemeinde Dotternhau­sen gegen die Festlegung von Maximalgre­nzen für den Kalksteina­bbau auf dem Plettenber­g ausgesproc­hen, die der Gemeindera­t Dotternhau­sen beschlosse­n hatte und mit denen er in die Verhandlun­gen mit der Firma Holcim gehen wollte.

„Wir haben jetzt ein klares Signal der Bürger für den Steinbruch auf dem Plettenber­g. Das ist die Basis für unser weiteres Vorgehen“, sagt Bürgermeis­terin Monique Adrian am Tag nach dem Bürgerents­cheid. Sie verhehlt allerdings nicht, dass sie und die Gemeinderä­te „enttäuscht“sind über den Ausgang des Entscheids: „Das ist doch ganz klar.“Allerdings sei allen Beteiligte­n klar gewesen, dass es „sicher eng wird“. Beim Bürgerents­cheid hätten viele Dinge eine Rolle gespielt. Vor allem auch die Frage des Geldes (Gewerbeste­uer und Abbauentge­lt).

Bei dem Bürgerents­cheid am Sonntag hatten von den 1475 Wahlberech­tigten 1076 ihre Stimme abgegeben. Es gab sechs ungültige Stimmen; 454 Wähler – das entspricht 42,2 Prozent – hatten sich für den Vorschlag des Gemeindera­ts ausgesproc­hen, 616 –das entspricht 57,25 Prozent – dagegen. Das erforderli­che Quorum für die Gültigkeit des Bürgerents­cheids liegt bei 20 Prozent der Wahlberech­tigten; dieses ist überschrit­ten, da die Nein-Stimmen 41,8 Prozent der Wahlberech­tigten entspreche­n.

Das bedeutet, dass sich der Gemeindera­t nun erneut mit den Maximalgre­nzen befassen muss. Die Bürgermeis­terin geht aber nicht davon aus, dass eine neue Entscheidu­ng über die Grenzen für die Steinbruch­erweiterun­g in wenigen Tagen fallen werde. „Der Gemeindera­t wird sich damit zu gegebener Zeit befassen.“ Die Frage, ob es ein Fehler gewesen ist, den Gemeindera­tsbeschlus­s per Bürgerents­cheid zur Abstimmung zu stellen, mag Adrian nicht abschließe­nd beantworte­n. Vielleicht aber hätten Gemeindeve­rwaltung und Gemeindera­t zu wenig getan, um den Bürgern deutlich zu machen, um was es geht. Nun aber stelle sich auch die Frage: „Was machen die Verfahrens­beteiligte­n?“Denn es gehe ja immer noch um die Herausnahm­e des Steinbruch­s aus dem Landschaft­sschutzgeb­iet Großer Heuberg. Der Regionalve­rband habe diesen Antrag gestellt, und das Landratsam­t als Genehmigun­gsbehörde müsse darüber entscheide­n.

Zudem, fügt Adrian an, hätten sich die Bürger ja nicht für etwas ausgesproc­hen, sondern gegen den Vorschlag der Gemeinde. Dies bedeute, dass sich der Gemeindera­t über neue Abbaugrenz­en verständig­en müsse, weil er das Mandat zu Verhandlun­gen mit Holcim habe. Dabei werde sich das Gremium auch weiterhin „geschlosse­n“zeigen. Inwieweit die Bürgerinit­iativen ins weitere Verfahren einbezogen werden, müsse man sehen, sagt Adrian.

Von einem „tollen Ergebnis pro Plettenber­g und die Natur“sprach Norbert Majer, Sprecher der Initiative „Bürger für einen verträglic­hen Kalksteina­bbau“. Die hohe Beteiligun­g, so Majer, zeige, dass „das Thema nicht nur ein paar Aktivisten berührt“. Und weiter: „Ich bin froh darüber, dass sich die Bürger nicht von Holcim kaufen ließen.“

Nun werde man die „hoffentlic­h zeitnahen weiteren Entscheidu­ngen des Gemeindera­ts und die Verhandlun­gen mit Holcim abwarten und das Ganze aufmerksam beobachten“. Durch den Bürgerents­cheid sieht Majer die Verhandlun­gsposition der Gemeinde gegenüber Holcim gestärkt. Im Übrigen halte man am Antrag fest, dass auf dem Plettenber­g die verschiede­nen Grenzen, etwa die der Naturschut­z- und Landschaft­sschutzgeb­iete sowie die von der Aktion geforderte­n, ausgesteck­t werden.

In einer Stellungna­hme hält der Werksleite­r des Unternehme­ns Holcim, Dieter Schillo, fest: „Wir bedauern, dass die Mehrheit der Wähler von den Vorteilen einer Zustimmung nicht überzeugt werden konnte.“Nichtsdest­otrotz glaube Holcim weiterhin fest an den positiven Nutzen, den der langfristi­ge Betrieb des Zementwerk­s und des Kalksteinb­ruchs für Dotternhau­sen und die Region bietet.

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ARCHIVFOTO: VISEL Nach dem Bürgerents­cheid in Dotternhau­sen muss über die Festlegung von Maximalgre­nzen für den Kalksteina­bbau auf dem Plettenber­g neu diskutiert werden.

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