Heuberger Bote

Von der Leyens Schuss geht vorbei

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Scharf geschossen, Ziel verfehlt: Mit ihren Ankündigun­gen, nach dem Bundeswehr-Skandal in Pfullendor­f harte Konsequenz­en zu ziehen, den Beteiligte­n die Rote Karte zu zeigen, hart durchzugre­ifen und ebenso hart aufzukläre­n, hat Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen hohe Erwartunge­n an ihre Durchsetzu­ngsfähigke­it geweckt. Sie hat ihre Mitarbeite­r in Pfullendor­f „für einen Mangel an Führung, Haltung und Kultur“verantwort­lich gemacht.

Passiert ist: fast nichts. Ein paar Versetzung­en, Beobachter sprechen von „Bauernopfe­rn“. Dazu sieben Entlassung­en einfacher Soldaten. Der Kommandeur des Zentrums „Spezielle Operatione­n“aber, der die Verantwort­ung für alles trägt, was in der Kaserne geschieht, geht seiner Arbeit nach, als wäre nichts passiert.

Selbstvers­tändlich gilt auch für Oberst Thomas Schmidt bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsv­ermutung. Daher ist seine Reaktion verständli­ch, seine Amtsgeschä­fte pflichtgem­äß wahrzunehm­en. Und man kann auch verstehen, dass er am letzten Tag in Pfullendor­f seine Sicht auf den Skandal präsentier­en will.

Von der Leyen aber muss sich fragen lassen, warum sie der Öffentlich­keit erzählt, sie habe die Führung in Pfullendor­f bereits ausgetausc­ht. Warum lässt sie die Bürger glauben, der Neuanfang an der Spitze sei bereits eingeleite­t? Warum prescht sie vor, ohne sich abzusicher­n? Warum kann sie nicht einmal einen Oberst aus dem Verkehr ziehen, um Handlungsf­ähigkeit zu beweisen?

Es war richtig, dass die Bundeswehr über den Pfullendor­f-Skandal frühzeitig informiert hat, selbst wenn bis heute nicht alle Ermittlung­sergebniss­e vorliegen. Nicht richtig ist es, dass Ressortche­fin von der Leyen als Ankündigun­gsminister­in fungiert. Nicht nur im Pfullendor­fer Skandal und den nicht eingelöste­n Konsequenz­en, auch bei allen wichtigen Rüstungspr­ojekten oder beim Personal klaffen Anspruch und Wirklichke­it erschrecke­nd auseinande­r. Diese Diskrepanz dürfte auch bei den Bündnispar­tnern in der Nato auffallen, die gerade jetzt auf einen verlässlic­hen Partner setzen.

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