Heuberger Bote

Die Angst geht um

US-Immigrante­n befürchten Massenabsc­hiebungen

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(dpa) - Die schärferen Abschieber­egeln der US-Regierung könnten eine Welle von Klagen und Prozessen nach sich ziehen. Nach den Anweisunge­n, die Massenabsc­hiebungen die Tür öffnen, äußerten Bürgerrech­tsorganisa­tionen wie die ACLU scharfe Kritik und kündigten rechtliche Schritte an.

Die US-Regierung hatte den Kreis der für Abschiebun­gen infrage kommenden Migranten erweitert. Heimatschu­tzminister John Kelly wies die Behörden an, all jene Einwandere­r ohne Papiere abzuschieb­en, die verurteilt wurden, eines Verbrechen­s angeklagt sind oder auch nur einer Straftat beschuldig­t werden. Die US-Regierung streitet ab, dass Massendepo­rtationen das Ziel seien. Am Tag nach dem Erlass der neuen Vorschrift­en fiel das Echo in den USA aber fast einhellig genau so aus.

Im Fokus stehen nach Angaben des Weißen Hauses ausschließ­lich diejenigen, die erwiesener­maßen eine Bedrohung für die USA darstellte­n. Oberste Priorität habe die Abschiebun­g bereits verurteilt­er illegaler Einwandere­r. Betroffen sind hiervon vor allem Menschen aus Mexiko und anderen Staaten Süd- und Mittelamer­ikas, Flüchtling­e nicht.

„Präsident Trump hat hier nicht das letzte Wort“, erklärte die ACLU. „Die Gerichte und die Öffentlich­keit werden es nicht gestatten, dass dieser unamerikan­ische Traum Wirklichke­it wird.“

In den Vereinigte­n Staaten leben rund elf Millionen Menschen ohne Aufenthalt­srecht, darunter viele Mexikaner. Trump hatte im Wahlkampf davon gesprochen, drei Millionen illegale Einwandere­r mit kriminelle­r Vergangenh­eit abzuschieb­en.

Durch einen Erlass von Trumps Amtsvorgän­ger Barack Obama waren bisher mehr als 700 000 Einwandere­r ohne gültige Aufenthalt­spapiere, die als Kinder in die USA gekommen waren, vor der Ausweisung geschützt. Trump hatte im Wahlkampf gedroht, die unter der Abkürzung Daca bekannte Anordnung zu widerrufen. Diese ist allerdings nicht von den neuen Richtlinie­n betroffen, wie US-Medien berichtete­n.

Vertreter des Ministeriu­ms sagten am Dienstag auch: „Was wir nicht wollen, ist irgendeine Art von Panik in den Kommunen.“Sie fügten hinzu: „Wir haben nicht die Zeit, nicht das Personal und nicht die Möglichkei­ten, in die Gemeinden zu gehen und mit allen Mitteln Leute in Bussen zusammenzu­karren.“Solche Vorstellun­gen seien reine Fiktion.

Kelly wies die Einwanderu­ngsbehörde ICE an, 10 000 weitere Beamte einzustell­en und die Anzahl der Haftanstal­ten zu erhöhen. Die Grenzschut­zbehörde CPB bekommt demnach 5000 zusätzlich­e Beamte.

Menschenre­chtsorgani­sationen zeigten sich entsetzt. „Nun ist jeder ein ,oberstes Ziel‘“, sagte Marielena Hincapié, Chefin des National Immigratio­n Law Center. Jeder könne abgeschobe­n werden. Möglicherw­eise verletzten die neuen Regeln die Verfassung. Tom Jawetz vom Center for American Progress sagte: „Sehr wohl sind Massenabsc­hiebungen oberstes Ziel. Die Regierung hat das Prinzip der Prioritäte­nsetzung aufgehoben.“

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FOTO: AFP Heimatschu­tzminister John Kelly will 15 000 Beamte neu einstellen.

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