Heuberger Bote

Angekommen in Trossingen

Familie Rashid lebt seit April 2016 in Anschlussu­nterbringu­ng - Stadt sucht Wohnungen

- Von Larissa Schütz

- Hell ist sie, sauber und freundlich: Die 85-Quadratmet­er-Wohnung in der Kaiserstra­ße ist eine der ersten Anschlussu­nterbringu­ngen, die die Flüchtling­sbeauftrag­te Clara Frankenste­in in Trossingen vermittelt hat. Seit April lebt hier die Familie Rashid aus Syrien, die sich in ihrem neuen Zuhause sehr wohl fühlt, wie sie sagt. Ganz im Gegensatz zu ihrer frühren Wohnung in Aleppo: von der ist nichts weiter übrig als ein Schutthauf­en.

Die Wohnung in der Kaiserstra­ße, sagt Clara Frankenste­in, sei ein Glücksfall gewesen: groß, keine Renovierun­gsarbeiten nötig, bereits möbiliert. Sie sei beim unverbindl­ichen Besichtigu­ngstermin, den die Stadt mit den Vermietern ausmacht, ganz begeistert gewesen. „Fast alle bisher angebotene­n Wohnungen waren auch als Anschlussu­nterbringu­ng geeignet. Diese hier war aber bereits voll bezugsfert­ig.“

Vermieteri­n wünschte sich Familie

Dabei war der Vermieteri­n, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, zunächst gar nicht bewusst, dass die Stadt Flüchtling­e in ihrer Wohnung unterbring­en würde. „Ich habe von einer Bekannten gehört, dass die Stadt Wohnungen anmietet“, erzählt sie, „und dachte erst, dort würden städtische Mitarbeite­r einziehen.“Die Annahme klärte sich im Gespräch mit Clara Frankenste­in rasch auf - für die Vermieteri­n kein Unterschie­d. Sie macht aber auch klar: Ihr war wichtig, dass in dem Mehrfamili­enhaus eine Familie einzieht. „Ich wollte, dass alles passt und es im Haus harmonisch bleibt“, sagt sie und ergänzt nachdrückl­ich: „Und das tut es.“

Immer wieder gebe es Vermieter, die der Stadt Wohnungen anbieten - ein Zimmer, mehr Zimmer, für Familien, für WGs. „Wir versuchen natürlich, den Wünschen der Vermieter nachzukomm­en, was die Bewohner betrifft“, versichert Clara Frankenste­in. Die Miete übernimmt ohnehin die Stadt, die die Ausgaben von Jobcenter zurückbeko­mmt, und auch sonst kümmert sich Frankenste­in um die anfallende Bürokratie. Andernfall­s hätte die Vermieteri­n ihre Wohnung wohl nicht als Anschlussu­nterbringu­ng zur Verfügung gestellt: Es wäre ihr vermutlich zu komplizier­t geworden, sagt sie.

23 Wohnungen bietet die Stadt derzeit als Anschlussu­nterbringu­ngen an, im Frühjahr werden dazu die Wohnungen im ehemaligen Verwaltung­sgebäude der Firma Straßenbau Walter fertig. Clara Frankenste­in hofft, dass weitere Vermieter an sie herantrete­n: Mit 40 Personen ist die Warteliste lang. Wem Frankenste­in nicht gleich eine Anschlussu­nterbringu­ng vermitteln kann, der bleibt zunächst in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften. Auch Abdulhanna­n Rashid lebte von Mitte 2015 bis April 2016 im alten Hohner-Heim. Der Umzug in die Kaiserstra­ße erfolgte, als seine Frau und Töchter nach Deutschlan­d nachkamen.

Töchter träumen vom Studium

Nach Syrien möchten sie, Stand jetzt, nicht zurück. Abdulhanna­n Rashid zeigt ein Foto auf seinem Smartphone: das vollkommen zerstörte Wohnhaus der Familie. Und erzählt von Verwandten der Familie, die ebenfalls nach Deutschlan­d geflüchtet sind. „Wir haben 2016 zusammen Weihnachte­n gefeiert“, übersetzt seine 17-jährige Tochter Shirav, die sich bereits gut auf deutsch unterhalte­n kann, ebenso wie ihre 18-jährige Schwester Biar. Beide Mädchen besuchen die Tuttlinger Fritz-ErlerSchul­e - und träumen davon, danach zu studieren. Die zehnjährig­e Lana geht in die Friedenssc­hule, verbringt einen Teil ihrer Freizeit in der Musikschul­e. Und Vater Abdulhanna­n will so schnell wie möglich den deutschen Führersche­in machen, um auch hier seinem Beruf als Lastwagenf­ahrer nachgehen zu können. Die Familie sieht ihre Zukunft in Deutschlan­d, in Trossingen.

Ihre Aufenthalt­sgenehmigu­ng ist auf drei Jahre befristet. Dass Abdulhanna­n Rashid danach einen Verlängeru­ngsantrag stellen möchte, scheint fast schon ausgemacht­e Sache zu sein.

Wer der Stadt eine Wohnung zur Anschlussu­nterbringu­ng vermieten möchte, kann sich bei Clara Frankenste­in unter Telefon 07425 / 251 08 melden.

 ?? FOTO: SCHÜTZ ?? Die Familie Rashid, bestehend aus Vater Abdulhanna­n, Shirav, Mutter Abla Tatar, Lana und Biar (v. l.), fühlt sich wohl in der Wohnung, die ihnen die Flüchtling­sbeauftrag­te Clara Frankenste­in (links) vermittelt hat.
FOTO: SCHÜTZ Die Familie Rashid, bestehend aus Vater Abdulhanna­n, Shirav, Mutter Abla Tatar, Lana und Biar (v. l.), fühlt sich wohl in der Wohnung, die ihnen die Flüchtling­sbeauftrag­te Clara Frankenste­in (links) vermittelt hat.

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