Viel mehr als ein Warmlaufen
Sandra Ringwald aus Schonach hat sich in der Loipe längst zur Allrounderin entwickelt, dennoch setzt der DSV im heutigen Sprint vor allem auf sie
(dpa/sz) - Vor dem WM-Rampenlicht hat Sandra Ringwald keine Angst. Die Langläuferin vom Skiteam Schonach-Rohrhardsberg soll dem deutschen WM-Team bei den Nordischen Weltmeisterschaften in Lahti am heutigen Donnerstag (Qualifikation 14 Uhr, Finals 16.30 Uhr/ZDF und Eurosport) einen gelungenen Auftakt bescheren – und so den Grundstein für erfolgreiche Titelkämpfe legen. „Das Ziel ist klar: Wir wollen mit Sandra das Finale der besten sechs Läuferinnen anpeilen“, sagt Andreas Schlütter, der Sportliche Leiter der deutschen Langläufer. Den hohen Anspruch an die Schwarzwälderin, die seit Jahren bei Stefan Dotzler am Stützpunkt in Sonthofen trainiert, begründet er mit Sandra Ringwalds Leistungen in den vergangenen 18 Monaten. „Sie hat die meisten Wettkämpfe bestritten und eine gute Belastungsverträglichkeit“, erklärt Schlütter. „Und sie hat vergangene Saison zweimal ein Sprint-Finale erreicht.“
Die 26-Jährige scheint die Gewinnerin der Umstrukturierungen im DSV-Langlaufteam zu sein. Seitdem in Torstein Drivenes ein norwegischer Coach mit vielen neuen Ideen das Training der Damen übernommen hat, geht es mit Sandra Ringwald steil bergauf. „Ich bin mit dem System am schnellsten klargekommen. Ich kann sehr gut in meinen Körper hineinhören und ganz gut einschätzen, wie weit ich gehen kann. Insofern konnte ich mich an Grenzen herantasten und sie überschreiten“, sagt Sandra Ringwald. Und: Die gelernte Sprinterin ist mittlerweile eine gute Allrounderin geworden, war unter anderem Schlussläuferin beim zweiten Platz der deutschen Staffel Ende Januar in Ulricehamn, hat aber auf den kurzen Distanzen immer noch ihre besonderen Stärken. Die höhere Intensität im Training, die schnellen Einheiten kamen ihr daher besonders entgegen. „Reine Sprinter gibt es eigentlich nicht mehr, weil die Strecken mittlerweile sehr schwer sind. Und man muss, wenn man ins Finale will, diese Strecken ja schon dreimal absolvieren. Dazu braucht man Ausdauer und Kraft“, erzählt die Lebensgefährtin von Kombinierer Fabian Rießle.
„Er muss ja auch Langlauf trainieren, das machen wir öfter mal zusammen, und jeder profitiert vom anderen“, berichtet Sandra Ringwald. „Zudem motivieren mich die Erfolge von Fabian. Ich sage mir manchmal: ,Das will ich auch schaffen!‘ Es ist schön, wenn man mit jemandem zusammen ist, der auch Leistungssportler ist. Aber wenn wir zusammen sind, reden wir gar nicht so viel über Sport. Wir haben noch viele andere gemeinsame Interessen.“Beispielsweise Fußball. „Das ist ein Hobby von mir. Vor meinem Leistungssport-Einstieg habe ich beim FC Schönwald aktiv gespielt, meist im rechten Mittelfeld. Da musste man auch viel laufen“, erzählt die Sportsoldatin.
Auch Teamsprint, Staffel im Blick
Apropos viel laufen: Sandra Ringwald, die als Stimmungskanone im deutschen Team gilt, will sich im Sprint die Lockerheit für weitere WM-Einsätze holen. „Wir wollen versuchen, im Teamsprint und in der Staffel in den Medaillenkampf einzugreifen. Schon deshalb ist der Sprint kein Warmlaufen für die WM, sondern das Erbringen eines Leistungsnachweises. Ich will“, sagt Sandra Ringwald, „ganz gern auch bei den anderen Wettbewerben dabei sein.“
Damit ihre WM länger geht als bis zum heutigen Donnerstag.
Sechs deutsche Langläufer gehen heute bei der ersten Entscheidung der 51. Nordischen Ski-WM an den Start. Bei den Frauen wird das Sprint-Kontingent von vier möglichen Starterinnen durch Sandra Ringwald, Hanna Kolb, Victoria Carl und Sofie Krehl voll ausgeschöpft. Im Sprint der Männer vertreten Sebastian Eisenlauer und Thomas Bing den Deutschen Skiverband.