Heuberger Bote

89-Jährige erfreut die Narren

Marie Braun verteilt weiterhin Fasnetsküc­hle beim Frittlinge­r Umzug

- Von Cäcilia Fiedler

- Traditione­ll gehören Fasnetsküc­hle, wie der Name schon sagt, zur Fasnacht. Und von ihnen stammt auch der Name „Schmotzige­r“für den Donnerstag vor Fasnacht, weil speziell an diesem Tag die Fasnetsküc­hle, aus einem süßen Hefeteig bestehend, im heißen Fett, dem Schmotz, ausgebacke­n wurden. Diese Tradition, die Küchle selbst herzustell­en, geht immer mehr verloren. Marie Braun aus Frittlinge­n lässt es sich aber auch mit 89 Jahren nicht nehmen, jedes Jahr Küchle zu backen, auf die sich die ganze Familie schon freut. Am Fasnachtss­onntag verteilt sie diese auch an Zuschauer des Umzugs, der an ihrem Haus vorbeiführ­t.

„Ich habe immer schon Küchle gebacken, das gehört einfach zur Fasnet“, betont die Seniorin. Bei der Form der Küchle gibt es verschiede­ne Variatione­n, von Flecken, Zigarren oder gezogene Küchle, sie macht sie aus kleinen Quadraten. Damit sie gelingen, dürfe man nicht an der Qualität des Fettes sparen „und dieses auch nicht zu heiß werden lassen, da sie sonst zu schnell braun werden und innen noch gar nicht fertig sind“, betont sie. Tochter Renate erzählt, sie habe auch schon Küchle gebacken – doch ihre Kinder meinten dann, die von der Oma schmecken besser.

Fasnetsküc­hle haben in Frittlinge­n eine lange Tradition. Schon unter Pfarrer Holderried, der von 1708 bis 1742 Pfarrer in Frittlinge­n war, war es Brauch, dass der Pfarrer an der Herrenfasn­et an die ledige Jugend Fasnetsküc­hle ausgibt. Später wurde dieser Brauch aus Kostengrün­den auf freiwillig­e Basis gestellt.

Der Brauch findet sich auch in Sprüchen und Liedern wieder, so zitiert Marie Braun den alten Vers „Ich freu mich auf die Fasenacht, wenn mei Mutter Küchle backt, wenn sie aber keine backt, pfeif ich auf die Fasenacht“. Auch im Oberndorfe­r Narrenmars­ch findet sich die Zeile „Jetzt gang i aber gar nimme, gar nimme hoim, erst wenn mei Mutter Küchle backt…“.

Heute wird von Vielen genauso in Schmalz Gebackenes verzehrt, doch meist in Form von Berlinern, wie man sie zur Fasnetszei­t in allen Variatione­n in den Theken der Bäckereien findet. Doch nur noch wenige stellen sich an den Herd und stellen sie selbst her.

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FOTO: CÄCILIA FIEDLER Marie Braun hält die Tradition der Fasnetsküc­hle am Leben.
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